Im Winter mussten Eltern von Apotheke zu Apotheke rennen, um Fiebersaft für ihre kranken Kinder zu bekommen. Und die Liste an Medikamenten bei denen es Lieferprobleme gibt, wird immer länger.

Der Engpass bei der Versorgung mit wichtigen Medikamenten in Baden-Württemberg ist weiter groß. „Die Situation hat sich nicht verbessert, die Liste der betroffenen Medikamente wird von Woche zu Woche länger“, sagte Frank Eickmann, stellvertretender Geschäftsführer des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

 

Auch aus Sicht des Gesundheitsministeriums hat sich die Lage weiter verschärft. „Insbesondere im Hinblick auf Antibiotika für die Behandlung erkrankter Kinder wird seitens der Apotheken eine noch immer sehr angespannte Lage beschrieben“, sagte ein Sprecher von Minister Manfred Lucha (Grüne). Ende 2022 seien laut einer Datenbank des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte noch unter 400 Medikamente nicht lieferbar gewesen. Derzeit verzeichnet die Datenbank 481 Lieferengpässe (Stand 28. April).

Im Winter hatte es vor allem bei der Versorgung mit fiebersenkenden Medikamenten für Kinder massive Probleme gegeben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte im Dezember neue Preisregeln angekündigt, die Lieferungen nach Deutschland für die Hersteller attraktiver machen sollen.

Wie steht es um Fiebersaft für Kinder?

Aus Sicht der Apotheker bessert sich die Lage zumindest beim Fiebersaft für Kinder etwas – allerdings laut den Apotheken nur wegen der abflachenden Infektwelle. „Je besser das Wetter wird, desto besser wird auch die Verfügbarkeit von fiebersenkenden Medikamenten werden“, sagte Eickmann. Am Bestand habe sich nichts geändert.

Für die Apotheken verursache der Versorgungsmangel „gigantisch viel Arbeit“, sagte Eickmann. Die Apotheken müssten ihre Bestände ständig überwachen und nach möglichen Ersatzpräparaten schauen. „Wenn man eine etwas größere Apotheke betreibt, braucht man eine Vollzeitkraft, die sich um das Thema Lieferengpässe kümmert“, erklärte er. Dafür müssten die Apotheken besser entlohnt werden. Bisher sehe der Gesetzgeber für die Suche nach einem Ersatzmedikament lediglich 50 Cent Vergütung vor. „Das ist ein totaler Witz“, sagte Eickmann.

Probleme auch in den Kliniken

Stark betroffen von den Engpässen sind auch die Kliniken in Baden-Württemberg. Das Problem verschärfe sich immer weiter, sagte Matthias Einwag, Hauptgeschäftsführer der baden-württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG). „Mittlerweile betreffen die Lieferengpässe fast alle Bereiche der Arzneimittel und es ist nicht immer nachvollziehbar, warum sie nicht geliefert werden können“, sagte Einwag.

Auch für die Kliniken sei die Suche nach Ersatzpräparaten ein großer Aufwand, es brauche zusätzliches Personal. Der BWKG werde zunehmend von „Erschöpfungsanzeichen“ aus Klinikapotheken berichtet. Wenn nötig, würden Arzneimittel in den Kliniken auch selbst hergestellt. Derzeit betreffe das vor allem Antibiotika-Säfte, Beruhigungsmittel und Medikamente für eine lokale Betäubung. „Jede dieser Maßnahmen verursacht zusätzlichen Aufwand, der momentan jedoch nicht angemessen finanziert wird“, kritisierte Einwag.