Für Fußgänger im Land soll es künftig besser und gerechter werden. Für die Stuttgarter Innenstadt wurde beispielsweise ein eigenes Fußverkehrskonzept entworfen. Doch das Thema birgt auch Zündstoff.

Stuttgart - Weiter sollen sie gehen, die im Koalitionsvertrag verankerten Bestrebungen des Landes, den Fußgänger mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Die zweite Fußgängerkonferenz Baden-Württembergs mit dem Motto „Weiter geht’s!“ fand zu diesem Zweck am Montag im Bad Cannstatter Kursaal statt. Zweihundert Experten und Vertreter aus den Kommunen diskutierten über Maßnahmen hin zu einer fußgängergerechten Stadt, immerhin liegt der Fußverkehrsanteil baden-württembergweit zwischen zwanzig und dreiunddreißig Prozent.

 

„Wir als Land haben vor einiger Zeit den Bedarf im Fußgängerverkehr erkannt und wollen ihn ins Bewusstsein heben. Fußgänger wurden über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt, denn eine autogerechte Stadt ist nicht unbedingt fußgängerfreundlich. Auch für sie muss der Verkehr sicher, bequem und attraktiv sein“, sagt der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Erste Schritte sind bereits getan, so fanden in 33 ausgewählten Kommunen Fußgänger-Checks statt, die gemeinsam mit den Anwohnern vor Ort durchgeführt wurden.

Leitfaden soll Gemeinden helfen

Für die Stuttgarter Innenstadt wurde daraufhin ein eigenes Fußverkehrskonzept entworfen, zwei Flanierrouten pro Jahr will man mindestens aufwerten, die nötigen personellen Ressourcen sind bereits bewilligt. „Stuttgart ist eigentlich prädestiniert als Fußgänger-Stadt. Die Innenstadt ist ruhig und die Stäffele bieten eine ideale Verbindung“, sagt Hermann. Er weiß aber auch um einen offenen Konflikt: „Die Menschen wünschen sich eine autogerecht gestaltete Stadt, doch wir haben zu viel Individualverkehr auf begrenztem Raum.“

Um Straßenquerungen für beide Parteien angenehmer zu machen, setzt er deswegen auf Zebrastreifen. „Bei einer Ampelschaltung müssen alle stehen und warten. Vermehrte Zebrastreifen erfordern zwar eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den Fahrern, sind aber eine sichere und bequeme Querungsmöglichkeit.“ Ein Planungsleitfaden, der die bundesweiten Richtlinien zu Zebrastreifen ergänzen wird, ist bereits in Arbeit. Städten und Gemeinden soll es leichter gemacht werden, Zebrastreifen anzuordnen. Für 2018 ist das Projekt „Mehr Zebrastreifen in Baden-Württemberg“ geplant.

Anregungen lieferte Oliver Schulze aus Kopenhagen. Der Architekt plädiert für eine bessere Balance zwischen den Nutzergruppen eines Verkehrsraumes. „In Stuttgart müssten Autofahrer Einschränkungen hinnehmen, um eine Balance zu schaffen. Die Innovationen passieren oft in Kleinstädte, deswegen sind sie wichtige Ideengeber.“