Im Südwesten ist das Baden in freier Natur ein Vergnügen. Ein Dauerschwimmer erzählt, warum es ihn oft in die Fluten zieht. Wo das Badewasser sauber ist und aus welchen Seen man lieber draußen bleibt, lesen Sie hier.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Kaisersbach - Das Wasser ist schon relativ warm, mit knapp 18 Grad jedenfalls deutlich wärmer als die Luft an diesem wolkenverhangenen Maientag morgens um acht Uhr. Still ruht der Ebnisee bei Kaisersbach (Rems-Murr-Kreis) im Schwäbischen Wald. Ein einsamer Angler sitzt am Ufer. Eine Frau führt ihr Hundle Gassi. Im Seewasser spiegeln sich die Bäume. Nebel hängt in den Ästen. Idylle pur. Ein Schild warnt: Baden auf eigene Gefahr.

 

Sven Semet fährt vor. Er parkt seinen Wagen, schnappt sich ein Handtuch und spaziert hinunter zum Ufer. Der 48-jährige Computerfachmann wohnt schon immer in Althütte-Sechselberg, Luftlinie fünf Kilometer vom Ebnisee. Er kennt die Entfernungen genau. Mitunter laufe er mitten durch den Wald zum See. Früher sei er oft mit dem Mofa genommen. Der Kiosk am See war der angesagte Treffpunkt während seiner Jugendzeit.

Die aktuellen Wasserwerte werden vom 1. Juni an gemessen

Semet kommt immer noch so oft wie möglich zu seinem Lieblingssee, in dem er im zarten Altern von vier Jahren schwimmen gelernt hat. Auch sein Vater, erzählt Semet kurz vor diesem Morgenbaden, habe einst im Ebnisee schwimmen gelernt, Mitte der 50er Jahre.

Raus aus den Klamotten. Rein in die Badehose – und ab in den Ebnisee. Sven Semet schwimmt ganz gemütlich zu dem Floß mitten auf dem See, legt dort eine kurze Pause ein und macht sich dann auf den Rückweg. Nach etwa einer Viertelstunde steht er wieder am Ufer und strahlt. Er schwärmt vom Sport am Morgen und vom sauberen Seewasser. Herrlich, so ein Start in den Arbeitstag.

Unsere interaktive Karte zeigt alle Badeseen in der Region Stuttgart:

Fast alle Badegewässer in der Metropolregion Stuttgart und im ganzen Land sind blitzsauber, so wie der Ebnisee. Das geht aus der jetzt vorgelegten Gewässerkarte für Baden-Württemberg hervor, die einen Überblick gibt über 314 Badestellen. Die Seen laden ein zu einem feuchtfröhlichen Kurzurlaub. Der grüne Gesundheitsminister Manne Lucha sagte: „Im europäischen Vergleich schneiden unsere Badegewässer überdurchschnittlich gut ab.“ 97 Prozent der in der Saison 2017 kontrollieren Badestellen seien „sehr gut beziehungsweise gut geeignet zum Schwimmen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. Die aktuellen Wasserwerte werden vom 1. Juni an bis Mitte September von den Gesundheitsämtern regelmäßig gemessen und auf Tafeln an den Seen bekanntgemacht. Wenn diese Hinweise beachtet werden, dann dürfte einem unbeschwerten Badevergnügen nichts mehr entgegenstehen.

Der Seen-Kreis vor den Toren der Landeshauptstadt

Im Großraum Stuttgart wird laut Gewässerkarte einzig vom Baden im Finsterroter See bei Wüstenrot (Kreis Heilbronn) abgeraten. Dieser sei wegen schlechter Wasserqualität geschlossen. Alle anderen Seen werden mit „ausgezeichnet“ beziehungsweise mit „gut“ bewertet. Allein im Rems-Murr-Kreis – dem Seen-Kreis vor den Toren der Landeshauptstadt – weist die Gewässerkarte inklusive Ebnisee sechs Badestellen aus: Wer im Ziegeleisee bei Schorndorf, einem Teil des Oskar-Frech-Bads, schwimmen will, muss Eintritt bezahlen.

Am Plüderhausener See gibt es einen abgetrennten Bereich mit flachem Wasser für Kleinkinder. Am Aichstruter See bei Welzheim kann man sogar auf einem einfachen Campingplatz übernachten. Und der Fornsbacher Waldsee bei Murrhardt ist bestens erschlossen, auch für Rollstuhlfahrer. Etwas ab vom Schuss liegt der Eisenbachsee bei Alfdorf.

Im Kreis Esslingen weist die Gewässerkarte den Bissinger See, den See Aileswasen bei Neckartailfingen und den Unteren See der Bürgerseen bei Kirchheim aus. Im Kreis Ludwigsburg werden der Obere und der Untere Seewaldsee zwischen den Vaihinger Teilorten Horrheim und Gündelbach aufgeführt. Insider behaupten, der Obere See sei für Nacktbader reserviert und der Untere See nichts für Zartbesaitete – wegen der Gräser, Schlingpflanzen und des morastigen Wassers.

Der Badesee Goldscheuer bei Kehl bekommt mangelhaft

Der Badesee Goldscheuer bei Kehl ist ein Ausreißer: Er wird mit der Note mangelhaft bewertet. Eine Sprecherin des Ministeriums erklärt auf Anfrage, für die gesamte Saison 2018 sei ein Badeverbot erlassen worden. Eine Aufhebung dieses Verbots sei für 2019 möglich, „sofern die Ursachen beseitigt werden“. Die starke Vogelpopulation müsste dafür umgesiedelt werden. Neu in die Liste der Gewässer im Badeland Baden-Württemberg aufgenommen worden ist die Badestelle Aitrach bei Ravensburg, auf Anregung der Kommune.

Am Ebnisee steigt unterdessen ein frisch gewaschener Sven Semet wieder in seine Klamotten und ins Auto. Nach dem Frühstück mit der Gattin wird er sich auf den Weg machen zu einem Termin in Frankfurt. Letzte Frage an den Dauerschwimmer: Angenommen, er wollte ausnahmsweise mal nicht im Ebnisee schwimmen gehen, welche Badestelle wäre für ihn eine Alternative? Er denkt kurz nach. Dann sagt er: „Der Breitenauer See bei Heilbronn. Der war früher unser Ausweichsee.“

Als Ausflügler am Ebnisee könnte man nun dem kleinen Wanderschild folgen: Aichstrutsee 4,9 Kilometer. Der Aichstrutsee ist zurzeit allerdings erst halb gefüllt mit Wasser. Der Stausee wurde im Winter zur Reinigung abgelassen. Spätestens am 7. Juli, zum Welzheimer Triathlon, so die Auskunft der Stadt Welzheim, solle der See aber wieder komplett gefüllt sein.

Ministerium rät ab vom Schwimmen in den meisten Flüssen

Flüsse
Vom Schwimmen und Baden in Flüssen rät das Gesundheitsministerium ab, außer an den ganz wenigen ausgewiesenen Badestellen. Denn in den Flüssen könnten „mikrobiologische Verunreinigungen oberhalb der geltenden Grenzwerte vorliegen“.

Schlechte Werte
Die Bundesregierung hat kürzlich auf Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen verkündet, dass viele Gewässer in Deutschland schlechte Werte hätten. Diese Aussage, erklärt eine Sprecherin des Landesgesundheitsministerium auf Anfrage, bezögen sich indes auf alle Gewässer, auch auf Flüsse, aber keinesfalls speziell auf die Badeseen.