Wie geht es mit dem Bärensee in Filderstadt weiter? Wie kann er gerettet werden? Zu dieser Streitfrage macht jetzt ein ganz besonderer Experte Vorschläge.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - In die Diskussion darüber, wie der Bärensee am besten zu retten sein könnte, hat sich nun Hermann Finckh eingeschaltet. Finckh hat den Bärensee 1970 erbaut, damals in seiner Funktion als Revierförster. „Das heutige Problem ist weitgehend bei der Sanierung im Jahr 2008 entstanden“, sagt Finckh. Damals habe man es unterlassen, die Gelbe Teichrose und den darunter liegenden Schlamm zu entfernen. Dass ein Stillgewässer irgendwann verlande, „ist in der freien Natur richtig“, sagt Finckh, „für den künstlich angelegten Bärensee aber nicht angebracht und tödlich“.

 

Wie berichtet, sind sich weder die hinzugezogenen Experten noch der Umweltbeirat der Stadt einig, wie man am besten vorgehen solle, um den Bärensee zu retten. Im Raum stehen Maßnahmen wie eine künstliche Belüftung des Sees sowie die Entfernung der Gelben Teichrose. Sowohl die Stadt Filderstadt wie auch die Anglergruppe, die den See von der Stadt gepachtet hat, hatten Gutachter beauftragt. Vor einigen Jahren hat es ein großes Fischsterben gegeben, denn der Sauerstoffgehalt im Wasser ist zu niedrig.

Dass sich die Gelbe Teichrose so ausbreitet, war nicht vorgesehen

Hermann Finckh sagt: „Der See muss auf ein Restwasser von einem Meter Tiefe abgelassen werden.“ Danach müsse man die Gelbe Teichrose auf der hinteren Seefläche restlos entfernen, „mit Ausnahme einiger Exemplare am Ufer“. Die Pflanze hat er selbst damals, als der See entstand, gepflanzt, zusammen mit anderen Wasser- und Sumpfpflanzen. „Geholt habe ich sie aus Wildwuchs im Schaichtal und aus Überlassungen von Naturpflanzen des Botanischen Gartens Tübingen“, erinnert er sich. Zusammen mit Bäumen und Sträuchern sollte so der „roh und steril“ aussehende See belebt werden. Dass sich die Gelbe Teichrose so weit ausbreitet, wie sie es getan hat, war freilich nicht vorgesehen. „Das hat die Natur so gemacht.“ Auch Bäume und Sträucher müssten gut zurückgeschnitten werden, da ihr Laub ins Seewasser fällt. Dieses Problem hat Hermann Finckh übrigens bereits 1999 gesehen: In der „Filderstädter Schriftenreihe“ schrieb er damals über die Entstehung des Bärensees: „Die einstmals bewusst am Ufer angepflanzten und auf der Waldseite stehen gelassenen Bäume sind inzwischen so groß geworden und tragen mit ihrem reichlichen Laubabfall in den See immer mehr zur Verschlammung und damit auch zum Sauerstoffentzug im Wasser bei.“ Er hat bereits damals empfohlen, die Bäume stets gut zurückzuschneiden.

Außerdem müsse der Bodenschlamm entfernt werden, denn das sei der Grund für den geringen Sauerstoffgehalt im See, meint der Ingenieur, danach könne der See wieder aufgefüllt werden. „So dürfte es um die Zukunft des Sees gut bestellt sein“, meint Finckh. Der Zulauf aus der Quelle – der im Übrigen gut überwacht werden müsse – sei nie reichlich gewesen, habe aber immer ausgereicht.

Umweltbeirat soll eine Empfehlung abgeben

Am 18. März hätte der städtische Umweltbeirat tagen sollen – erst nach der Entscheidung dieses Gremiums will die Stadtverwaltung dem Gemeinderat eine Empfehlung aussprechen. Nach wie vor ist man im Umweltreferat der Stadt unsicher, wie sich verschiedene Maßnahmen auf das fragile Ökosystem am Bärensee auswirken würden. Wann sich der Umweltbeirat das nächste Mal wegen des Bärensees treffen kann, steht noch nicht fest – wegen der Corona-Krise sind derzeit alle Sitzungen abgesagt. „Die nächste Sitzung können wir derzeit schlecht planen“, sagt Claudia Arold, die Umweltreferentin der Stadt. Das Ziel sei aber auf jeden Fall ein Termin im Sommerhalbjahr.

Der Bärensee liegt Hermann Finckh am Herzen, in den „Filderstädter Schriftenreihen“ hat er es als seine „Lebensaufgabe“ beschrieben, die frühere Deponiefläche zu gestalten und aufzuforsten. „Ich habe versucht, der Natur und den Menschen einen kleinen Teil dessen zu geben, was ihnen an Wert und Schönheit verloren gegangen ist.“