Zahlreiche Stellen der Stahlbeton-Konstruktion sind mit Folie abgeklebt. Die Bahn betont, das sei kein Problem – beide Seiten würden rechtzeitig fertig.

Mühlhausen - Noch vor knapp zwei Wochen ist auf der Filstalbrücke mächtig gefeiert worden. Die Bahn hat auf dem 85 Meter hohen Bauwerk bei Mühlhausen im Täle (Landkreis Göppingen) die Schienenverbindung auf der Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm geschlossen. Was parallel dazu unterhalb der Gleise passiert, verwundert allerdings so manchen Beobachter. Zahlreiche Stellen sind mit Folie abgeklebt, man erkennt Risse, neue Gerüste tauchen auf, und vom Boden aus schweben Arbeitsbühnen in schwindelnde Höhen, um an dem eigentlich schon weit gehend fertigen Tragwerk Reparaturen vorzunehmen. „So etwas habe ich noch auf keiner anderen Baustelle erlebt. Im Normalfall sind Spannbetonbrücken fertig, wenn die Schalung entfernt wurde“, sagt ein fachkundiger Beobachter.

 

Bei der Bahn betont man dagegen, der Vorgang sei nichts Außergewöhnliches. „Im Stahlbetonbau können nach Betonage und Ausschalen immer vereinzelt Unregelmäßigkeiten an der Betonoberfläche auftreten“, sagt ein Sprecher. Diese Unregelmäßigkeiten würden vor Abnahme von Experten fachkundig begutachtet und anschließend vom Auftragnehmer beseitigt. Dabei werde ein Ersatzstoff aufgetragen und während des Trocknungsvorgangs durch Folien vor der Witterung geschützt. „Diese Arbeiten sind voraussichtlich noch in diesem Herbst abgeschlossen“, betont der Sprecher. Und fügt hinzu: „Derlei Maßnahmen an Stahlbeton-Konstruktionen haben keine Auswirkungen auf die Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit von Bauwerken.“ Die Botschaft lautet also: Die Brücke hält.

Beide Brückenteile sollen rechtzeitig fertig sein

Mit weiteren Verzögerungen durch die Nacharbeiten rechnet man bei der Bahn nicht. Das wäre auch schlecht - denn nach massiven Verzögerungen zu Beginn hat man beim Brückenbau gerade erst wieder in die Spur zurückgefunden. Ende nächsten Jahres soll die Neubaustrecke in Betrieb gehen – mit dem spektakulären Bauwerk, das genau genommen aus zwei parallel verlaufenden Brücken besteht. Zeitweise stand eine Inbetriebnahme mit nur einer der beiden Brücken im Raum. „Das hat man in der Zwischenzeit in den Griff bekommen, die zweite Brücke wird im Frühjahr im Rohbau komplett fertig sein, dann kommen die Gleise drauf und die Züge können rollen“, heißt es bei der Bahn. Im Dezember 2022 „werden dann beide Brücken für den Betrieb zur Verfügung stehen“.

Bis dahin wird noch jede Menge Technik eingebaut. Die ersten Testfahrten soll es dann von Februar an geben.