Das Bundesverkehrsministerium hat den Ausbau der Bahnstrecke von Stuttgart über Backnang nach Nürnberg in die höchste Dringlichkeitsstufe genommen. Bis wann die Maßnahmen erfolgen, ist unklar – die konkreten Planungen stehen noch aus.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Backnang - Wer mit der Murrbahn unterwegs ist, muss mitunter geduldig sein: Immer wieder kommt es auf der Strecke zwischen Backnang und Schwäbisch Hall zu Verspätungen und Zugausfällen, berichtet etwa der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner. „Aktuell stellt sich die Situation sehr unbefriedigend dar.“ Auch sein Backnanger Amtskollege Frank Nopper nennt die Lage „stark verbesserungsbedürftig“.

 

Mit den Schienen-Ausbauplänen des Bundesverkehrsministeriums soll sich das ändern. Wie am Dienstag bekannt wurde, hat der Bund den Ausbau der Murrbahn in den so genannten „vordringlichen Bedarf“ hochgestuft und plant, die Strecke von Stuttgart über Backnang nach Nürnberg so auszubauen, dass Neigetechnikzüge dort mit höheren Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern fahren können. „Damit wird auch insgesamt die wichtige internationale Schienenverbindung von Nürnberg über die Murrbahn und die Gäubahn bis nach Zürich gestärkt. Hierzu ist auch eine partielle Zweigleisigkeit auf der teilweise eingleisigen Strecke erforderlich“, so der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann. Die Kosten werden laut einer Pressemitteilung seines Ministeriums auf 255 Millionen Euro beziffert, dafür aufkommen müsse einem Sprecher zufolge der Bund.

Schnelle Umsetzung gewünscht

Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper spricht von einer „frohen Kunde“. Aus der Hochstufung in den vordringlichen Bedarf müsse nun aber baldmöglichst eine vordringliche Planung und vor allem eine vordringliche Umsetzung werden. Das fordert auch Armin Mößner. „Von großem Nutzen und mittelfristig machbar wären Kreuzungsmöglichkeiten im Raum Gaildorf sowie im Oberen Murrtal sowie der Ausbau für Neigetechnik, um die Züge auf der Murrbahn insgesamt zu beschleunigen“, sagt der Murrhardter Bürgermeister.

„Priorität hat unbedingt ein funktionierender Nahverkehr mit durchgängigem Halbstundentakt zwischen Schwäbisch Hall-Hessental und Stuttgart Hauptbahnhof“, betont er. Sehr wichtig sei zudem die Einbindung kleinerer Bahnhöfe wie Fornsbach und Fichtenberg.

Wann mit den Arbeiten begonnen wird, ist noch unklar. „Deutsche Bahn, Bund, Land, Region sowie Landkreise und Kommunen entlang der Strecke müssen sich zeitnah zusammensetzen, um die Ausbaumaßnahmen zu besprechen, die im Interesse eines stabilen Fernverkehrs, aber vor allem eines stabilen und pünktlichen regionalen Zugverkehrs notwendig sind“, umreißt ein Sprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums das weitere Vorgehen. Im Wesentlichen gehe es um den bisher eingleisigen Abschnitt zwischen Backnang und Schwäbisch Hall. „Aus Sicht des Landes ist eine partielle Zweigleisigkeit erforderlich, um die Kapazität der Strecke deutlich zu verbessern“, so der Sprecher.

Nicht mehr als 94,1 Prozent der Züge sind pünktlich

Sobald man sich über die Maßnahmen einig sei, müsse die Bahn zügig die Planung aufnehmen, um dann nach den notwendigen Verfahren eine Baugenehmigung zu bekommen, damit gebaut werden könne. „Wir werden jetzt in die gemeinsamen Abstimmungen und Planungen einsteigen“, versichert eine Bahnsprecherin. Auch der Landrat macht sich für eine schnelle Umsetzung stark: „Ich werde mich nun dafür einsetzen, dass der Murrtal-Verkehrsverband baldmöglichst einberufen wird, um gemeinsam mit allen Beteiligten möglichst schnell in die Planungen einzusteigen“, erklärt Richard Sigel.

Der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner stellt allerdings klar: „Der aktuelle Betrieb muss bei aller Euphorie für die Hochstufung zeitnah verbessert werden.“ Tatsächlich sind laut einer Bahnstatistik innerhalb der vergangenen zehn Wochen nicht mehr als 94,1 Prozent der Züge der Murrbahn pünktlich gewesen; teilweise kamen nur rund 75 Prozent der Bahnen fahrplanmäßig an. Laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn ist das hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Trasse stellenweise eingleisig ist. Dadurch wirkten sich Verspätungen viel stärker aus. „Die dringend benötigte Zweigleisigkeit wird angesichts der aktuellen Herausforderungen wie Feinstaubalarm und Dieselfahrverbote zu spürbaren und nachhaltigen Verbesserungen führen, besonders im Oberen Murrtal“, ist Landrat Sigel überzeugt.