Die Überführung am Bahnhof kostet 1,7 Millionen Euro mehr. Die Abschlussrechnung liegt dem Rat vor.

Renningen - Von einer bösen Überraschung lässt sich bei der Abschlussrechnung für die Eisenbahnüberführung am Renninger Bahnhof nicht mehr sprechen. Das bittere Ergebnis der reichlich schiefgelaufenen Ausschreibung war schon lange bekannt. Trotzdem haben die Mitglieder des Gemeinderats noch einmal kräftig schlucken müssen, als der Bürgermeister Wolfgang Faißt die endgültigen Zahlen von der Deutschen Bahn auf den Tisch legte. Mehrkosten im siebenstelligen Bereich musste die Stadt in Kauf nehmen.

 

Die Baukosten wurden nach ersten Berechnungen ursprünglich mit 2,25 Millionen Euro beziffert, die Stadt rechnete außerdem mit einer Ablösesumme von 120 000 Euro, die sie zusätzlich an die Bahn bezahlen sollte. Letztlich wurden daraus mehr als 3,9 Millionen Euro Baukosten, die Ablösesumme stieg auf 710 000 Euro. Von den Gesamtkosten für die Bahnüberführung in Höhe von 4,7 Millionen Euro blieben, nach Abzug der Landesfördermittel, 3,27 Millionen Euro für die Stadt. „Es ist bereits alles bezahlt. Trotzdem ist das natürlich keine schöne Entwicklung“, formulierte es Wolfgang Faißt vorsichtig.

Projekt wurde nicht zusammen mit der S 60 ausgeschrieben

Der Kern des Problems lag darin, dass die Stadt das Projekt nicht selbst ausschreiben konnte. „Das lief alles über die Bahn“, erklärte Wolfgang Faißt. Im Zuge des Ausbaus der S 60 von Böblingen nach Renningen wollte die Stadt eine Unterführung für den Geh- und Radweg unter den Gleisen hindurch anlegen lassen. Zuständig ist dort aber die Bahn. Die Stadt konnte ihre Pläne vorlegen, Ausschreibung und Durchführung oblagen jedoch der DB Netz AG. „Wir hatten schon früh eine Vereinbarung mit der Bahn“, erklärte der ehemalige Stadtbaumeister Christof Dustmann, der zu der Sitzung noch einmal im Rathaus war. „Trotzdem wurde die Unterführung nicht zusammen mit der S 60 ausgeschrieben.“

Das Projekt war irgendwie unter den Tisch gefallen. Ende 2011 sei der Stadt dann mitgeteilt worden, wenn man die Überführung noch haben wolle, dann müsse jetzt alles sehr schnell gehen. Das Nachtragsangebot lautete zunächst auf 3,76 Millionen Euro – 1,5 Millionen mehr, als für die Kreuzungsvereinbarung im Jahr 2009 errechnet worden waren. „Da gab es aber schon kein Zurück mehr“, so Dustmann. Hinzu komme, sagte Faißt, „wenn wir nicht vorher schon einen Keil reingehauen hätten, hätten wir bis heute keine Unterführung“.

Entwicklung nicht gänzlich nachvollziehbar

„Das ist ja eine echte Kostenexplosion, das kann man nicht anders sagen“, befand der Gemeinderat Wolfgang Steudle von der CDU. Wie diese letztlich zustande gekommen war, konnte die Stadtverwaltung aber nicht abschließend klären. „Wir können den Zahlen nicht bis auf den Grund geben, weil wir nicht die Auftraggeber waren“, erklärte der Bürgermeister Wolfgang Faißt später auf Anfrage unserer Zeitung. Die Preisentwicklung bei Beton und Stahl habe sich natürlich stark bemerkbar gemacht, „das können wir nachvollziehen. Aber wie die Kosten so hoch steigen konnten, ist für uns unerklärlich“.