Der Bund erhöht seinen Anteil aus einem Fördertopf bei Stuttgart 21 und entlastet damit das Land. Das eingesparte Geld fließt gleichwohl in das Großprojekt.

Stuttgart - Die Bahn AG will ihre Pläne zu Änderungen an der sogenannten Wendlinger Kurve noch in diesem Monat beim Eisenbahn-Bundesamt einreichen und bis Juni 2019 eine Genehmigung erhalten. Damit soll der zwei- statt bisher eingleisige Anschluss der neuen ICE-Strecke Wendlingen–Ulm an die bestehende Bahnstrecke von Plochingen nach Tübingen erreicht werden. Eile sei geboten, sagte Florian Bitzer von der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm am Dienstag, damit die Änderungen noch in die bereits begonnenen Bauarbeiten für die Strecke bei Wendlingen eingetaktet werden können. Die zweigleisige Wendlinger Kurve solle mit der Inbetriebnahme des neuen Bahnknotens in Stuttgart (Stuttgart 21) Ende 2025 oder spätestens Ende 2026 fertig sein. Die Strecke Wendlingen–Ulm allein soll Ende 2022 in Betrieb gehen, so Bitzer.

 

Land lenkt eingespartes Geld um

Das Land als S-21-Projektpartner, aber auch Gegner des Vorhabens, forderte bereits seit der S-21-Schlichtung im Jahr 2010 eine zweigleisige kreuzungsfreie Verbindung der beiden Strecken. Das sichere eine größere Leistungsfähigkeit. Inzwischen zeichnet sich auch die Finanzierung des auf etwa 100 Millionen Euro geschätzten Schienenstücks ab. Der Bund hat signalisiert, dass er das Land bei der Finanzierung von Stuttgart 21 entlasten könnte. Möglich wird dies durch die Übernahme von Baupreissteigerungen. Der Bund hat im S-21-Finanzierungsvertrag 168,8 Millionen Euro aus einem Topf für die Gemeindeverkehrsfinanzierung (GVFG) zugesagt. Diese werden indexiert, was laut Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger (CDU) einen hohen zweistelligen Millionenvertrag bringen soll. Diesen kann das Land dann von seinen für S 21 zugesagten 112,4 Millionen Euro abziehen. Das lässt der Finanzierungsvertrag in Paragraf 6 zu. Das eingesparte Geld verwendet das Land dann für das zweite Gleis bei Wendlingen. Man stelle sich 60 Millionen Euro vor, so Peter Morhard vom Verkehrsministerium des Landes. Mit einem Eigenanteil von 20 Millionen und einem Zuschuss der Region Neckar-Alb und des Verbands Region Stuttgart (VRS) von insgesamt 20 Millionen Euro wäre das zusätzliche Gleis bei Wendlingen finanziert.

Die Region braucht einen Nutzen

Diese Beiträge stehen allerdings noch nicht fest. Jürgen Wurmthaler, Direktor beim Regionalverband, sagte am Dienstag vor dem Ausschuss, dass der Verband über einen Ringschluss für die S-Bahn von den Fildern ins Neckartal nachdenke, und zwar auf eigenen Gleisen. Kostenpunkt: 900 Millionen Euro. Wenn der Regionalverband für das zweite Gleis bei Wendlingen mitbezahlen sollte, müsste er einen Nutzen haben. Die S-Bahn müsste dann vom Flughafen aus auf der ICE-Strecke bis Wendlingen fahren können. Ob das der Fahrplan überhaupt zulässt oder die Schnellfahrstrecke bereits durch zusätzliche Regionalzüge des Landes oder Fernzüge der Bahn ausgelastet wäre, muss geprüft werden. Bei der Finanzierung sehe man sich wenn, dann jedenfalls als der kleinste Partner, so Wurmthaler. Grüne und SPD im Ausschuss zeigten sich zufrieden mit den Ausbauplänen. Thomas Adler wollte für SÖS/Linke-plus konkrete Summen hören. Die gibt es im jetzigen Stadium aber nicht.