Legionellen im Wasser können schwere Lungenentzündungen auslösen. Die Klinik bannt die Gefahr vorerst mit Hitze und Filtern zur Sterilisation.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Herrenberg - In den Wasserleitungen des Herrenberger Krankenhauses haben sich Legionellen angesiedelt. Die Bakterien können schwere Lungenentzündungen verursachen. Bei leichterem Krankheitsverlauf gleichen die Beschwerden denen einer fiebrigen Grippe. Gesunde stecken sich allerdings selten an. Um die Gefahr zu bannen, wird das Wasser stetig auf 70 Grad erhitzt. Legionellen sterben ab 60 Grad zuverlässig. „Wir tun alles Menschenmögliche, um jede Gefährdung auszuschließen“, sagt Ingo Matheus, der Pressesprecher des Klinikums. Dazu gehört auch, dass rund 30 Duschen gesperrt wurden. Im Verlauf des Wochenendes soll ihr Betrieb aber wieder möglich sein.

 

Der Bakterienbefall ist bei einer Routinekontrolle der Wasserqualität am vergangenen Dienstag entdeckt worden. Die Ursache des Keimbefalls ist noch rätselhaft. Das Krankenhaus, die Stadtwerke und das Gesundheitsamt sind auf der Suche nach dem Grund des Befalls. „Es liegt nahe, dass Wartungsarbeiten vor einigen Wochen die Ursache sind“, sagt Matheus, „aber endgültig steht noch nichts fest“. Bei der Suche sei ein defektes Thermostat entdeckt worden.

In Deutschland waren keine Sterilisations-Filter zu bekommen

Vorerst mussten Patienten auf sichere Duschen in Gemeinschaftsräumen ausweichen. Nach und nach werden die Bäder in den Krankenzimmern wieder freigegeben. Techniker rüsten als Zwischenlösung die Duschen mit Filtern aus, die das Wasser etwa einen Monat lang sterilisieren. Ein Prüflabor überwacht die Wirkung. Schnellere Abhilfe war nicht möglich, weil bundesweit nicht genügend Filter zu bekommen waren. „Die Lieferung ist per Express aus England gekommen“, sagt Matheus. Bis zur endgültigen Entwarnung werden noch einige Tage vergehen. Das Wasser muss von einem Labor für keimfrei erklärt werden. Diese Untersuchungen sind langwierig.

Legionellen verursachen die sogenannte Legionärskrankheit, die meldepflichtig ist. Eine Ansteckung bei Kontakt zum fließenden Wasser ist nahezu ausgeschlossen, selbst beim Zähneputzen. Die Gefahr einer Ansteckung verbirgt sich im Sprühwasser. Die Krankheitserreger gelangen nahezu ausschließlich durch die Atemwege in den menschlichen Körper. In sommerwarmem Wasser sind die Keime allgegenwärtig. Zum Schutz ihrer Mieter müssen auch Wohnungsvermieter ihre Leitungen regelmäßig auf einen Befall prüfen lassen.