UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat sich bei seinem Besuch auf Haiti enttäuscht über die schleppende Hilfe für die Opfer gezeigt. Der Inselstaat war durch den Hurrikan „Matthew“ schwer verwüstet worden.

Les Cayes - UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat sich bei einem Besuch in dem vom Hurrikan „Matthew“ verwüsteten Haiti enttäuscht über die schleppend anlaufende Hilfe für die Opfer geäußert. „Ich bin enttäuscht über die Antwort der internationalen Gemeinschaft“, sagte Ban am Samstag in der Hauptstadt Port-au-Prince. „Ich hoffe ernsthaft und ich dringe darauf, dass die großen Geber ihre helfende Hand reichen.“ Er wisse, dass es in einigen Ländern eine „gewisse Müdigkeit“ gebe, sagte Ban an der Seite von Haitis Übergangspräsident Jocelerme Privert mit Blick auf die nur langsam eintreffenden Nothilfezahlungen. „Aber die derzeitige Situation, die derzeitige Katastrophe, die ‚Matthew’ in diesem Land verursacht hat, ist unbeschreiblich.“

 

Interimspräsident Privert bat die internationale Gemeinschaft um langfristige Unterstützung, um das Land besser vor Naturkatastrophen zu schützen. „Es wird immer Hurrikane geben, es wird immer Katastrophen geben“, sagte er bei der Pressekonferenz mit Ban. „Wir brauchen konkrete Taten, um die Schäden durch die nächsten Hurrikane zu begrenzen.“ Ban hatte zuvor in einem Hubschrauber den von dem Wirbelsturm verwüsteten Süden des Karibikstaates überflogen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Er sei „sehr, sehr traurig“ über das Ausmaß der Zerstörung, sagte der UN-Generalsekretär anschließend in der Stadt Les Cayes. Ban sicherte den Opfern die Unterstützung der Vereinten Nationen zu. „Die Menschen weltweit sind mit Ihnen“, sagte er beim Besuch einer zur Notunterkunft umfunktionierten Schule von Les Cayes. In dem Schulgebäude harren noch etwa 500 Menschen aus, deren Häuser von „Matthew“ zerstört wurden. „Sie haben uns gesagt, wir sollen gehen, weil die Schule wieder beginnen soll“, sagte einer der Obdachlosen, Aivi Jean-Bar, „aber wir wissen nicht, wohin“.

Uno hat internationale Gemeinschaft zu Hilfszahlungen augerufen

„Sie geben uns ein bisschen zu essen und zu trinken, aber das ist nicht das, was wir brauchen“, sagte eine Frau, die mit ihren vier Kindern in der Schule Unterschlupf fand. „Wir wollen wissen, wo wir schlafen können.“ Beim Durchzug des Wirbelsturms durch Haiti am 4. Oktober waren nach Angaben vom Freitag mindestens 546 Menschen ums Leben gekommen. Viele Orte wurden dem Erdboden gleichgemacht, die Überlebenden haben kaum etwas zu essen. Darüber hinaus droht eine neue Cholera-Epidemie. Nach UN-Angaben sind 1,4 Millionen Menschen auf Nothilfe angewiesen.

Die UNO hatte die internationale Gemeinschaft zu Nothilfezahlungen in Höhe von 120 Millionen Dollar (knapp 109 Millionen Euro) aufgerufen, um den Menschen im Katastrophengebiet in den nächsten drei Monaten unter die Arme greifen zu können. Bisher sind aber erst zwölf Prozent der Summe eingegangen. Der bitterarme Karibikstaat hat sich noch immer nicht von den Folgen des verheerenden Erdbebens des Jahres 2010 erholt, weshalb die erneute Naturkatastrophe die Menschen dort besonders hart trifft. Neben den Zerstörungen ihrer Häuser leiden die Überlebenden unter fehlendem Trinkwasser, was die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten erhöht.