Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt seit heute das spektakulär geschredderte Banksy-Bild zwischen ehrwürdigen Alten Meistern, mit denen ihn eines verbindet: Auch sie haben sich als Marke verkauft.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Die Nachbarschaft ist kühn gewählt. Seit heute hängt Banksys weltberühmt gewordenes Schredder-Bild in der Staatsgalerie Stuttgart neben einem prominenten Nachbarn: Rembrandt, der sich 1660 mit roter Mütze selbst porträtierte. Das Bild des britischen Street-Art-Künstlers wurde im vergangenen Jahr bei einer Auktion in London in Streifen geschnitten durch einen Schredder, der sich im Rahmen befand. Nun ist „Love is in the Bin“ als Dauerleihgabe in der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen und hängt vorerst zwischen Alten Meistern. Denn so wie Rembrandt, der sich mit seinen Porträts zu einer weltberühmten Marke gemacht habe, „ist auch Banksy ein guter Marktstratege“, meint die Direktorin Christiane Lange.

 

Alle wollen zum Schredder-BIld

Mit Absperrung und hinter einer großen Scheibe wird der Publikumsliebling nun präsentiert –aus Sicherheitsgründen, weil das in schmale Streifen geschnittene Motiv eines Mädchens mit Luftballon eben doch einen „haptischen Reiz“ habe, so Lange, und Lust machen könnte, „hinzufassen“. Dafür soll und darf das Publikum diskutieren, weshalb die Staatsgalerie einen „Speakers Corner“ in dem Saal einrichten wird. Wer Lust hat, steigt auf eine Kiste und erklärt den anderen Besuchern, was er von Banksy hält.

Ob auch wie in den vergangenen Wochen im Museum Frieder Burda in Baden-Baden Zehntausende Besucher zu Banksy pilgern, wird sich zeigen. Die Vertreter der Presse kamen an diesem Morgen in jedem Fall in Strömen in die Staatsgalerie und taten, was die meisten Besucher in den kommenden Wochen vermutlich tun werden: das Schredder-Bild fotografieren. Christiane Lange hofft, dass das Werk ein breites Publikum anzieht – gerade auch mittwochs, wo der Eintritt in die Staatsgalerie frei ist.