Das Relish X Gaiser zieht als temporäres Restaurant in die früheren Räume von Kerns Pastetchen – und vereint die Bar mit der Kunstgalerie und dem feinen Restaurant. Ein ziemlich ambitioniertes Projekt, das es in dieser Art in Stuttgart noch nicht gegeben hat.

Stuttgart - Ein greller Empfang! Der orangefarbene Flamingo aus Kunststoff steht mitten auf dem Tisch, die Giraffe dagegen musste aus Brandschutzgründen in eine Ecke weichen. Wo bin ich hier? In einem Restaurant? In einer Bar? In einer Kunstgalerie? In allem! Relish X Gaiser heißt das neue Pop-up-Projekt (zunächst bis Jahresende) an der Hohenheimer Straße in den Räumen des früheren Kerns Pastetchen.

 

Hinter dem Projekt stecken viele Kreative, aber zuvorderst drei Leute: Markus Hespeler, Künstlername Mr. Relish, steht für die Küche in dem Pop-up-Restaurant. Die allein ist schon mal ein bisschen anders als gewöhnlich. „Wir wollten einfach etwas ganz Neues machen“, sagt Sebastian Gaiser, der als Gastgeber die ganze Geschichte angekurbelt hat, „und ich glaube, das ist uns auch gelungen“. In Rekordzeit übrigens: Von den ersten Überlegungen bis zur Umsetzung dauerte es gerade mal sechs Wochen. Was Sebastian Gaiser stolz macht, aber auch fertig: „Ich finde alles extrem cool, aber in den vergangenen sechs Wochen gab’s auch nichts anderes mehr.“

Bis auf die Toilette schafft es die Kunst

Vincent Wapler, der Dritte im Bunde, strahlt ebenso, wenn er sich die Wände anschaut. „Sogar bis auf die Toilette hat es die Kunst geschafft!“ Hinter dem Namen verbirgt sich das Konzept von Vinnie’s Bar. Alles ist darauf ausgelegt, dass die Leute auch nur auf einen Drink an die Bar kommen können. Oder auch nur, um die Kunst anzuschauen. Und für spontane Besucher gibt’s einen Tisch, der nicht reserviert werden kann.

Die Künstler Marc C. Woehr und Max Leitner haben die Räume im früheren Pastetchen gestaltet und unter anderen auch ihre Kunstwerke aufgehängt. Wobei diese Formulierung sehr unterspannt ist: Das Ganze ist ziemlich durchdacht, nur aufgehängt ist hier nichts. Über die Farbgebung an den Wänden sind die Werke verbunden, dazwischen stehen die Skulpturen von Elwira Lerche (Zoozoofriends). Unter anderem der grelle Vogel.

Fantasievolle Namen für originelle Gericht

Außergewöhnlich ist an diesem Projekt aber nicht nur die Verbindung von Kunst und Küche, sondern auch das Essen selbst. Denn schlussendlich bleibt der Laden, auch wenn er nicht mehr so ausschaut, ein Lokal. Markus Hespeler zeigt mit seiner Karte schon einmal, wo der Weg hingehen soll. Da heißt ein Gericht Winterliche Laubverkostung (unter anderem mit Salat und fermentiertem Gemüse, 7 Euro), es gibt Ceviche Avocado Tartar (12 Euro), ein Gang nennt sich No need to kill (Schwarzes Kichererbsen Dal mit blutender Orange und japanischer Aubergine, 10/16 Euro) und natürlich gibt’s im früheren Austria-Refugium auch einen Gang namens Austria-Love (Kalbstafelspitz, 13/19 Euro), schon weil auch Gaiser, obschon er das Kaiser und Schmarrn verlassen hat, ja ebenfalls österreichische Wurzeln hat.

Der Nachtisch heißt übrigens: Stuttgarts süßer Feinstaub, was an der Hohenheimer Straße ganz gut passt und beweist: die Truppe hat auch Humor. Ob nun in der Kunstgalerie, der Bar oder im Lokal.

Relish X Gaiser, Hohenheimer Straße 64, S-Mitte, Reservierungen von Dienstag bis Freitag von 16 bis 18 Uhr unter 01 72 80 09 670 oder über Instagram@relishxgaiser, Öffnungszeiten: von Donnerstag bis Samstag, 18 bis 1 Uhr. Dienstag, Mittwoch und Sonntag sind für Veranstaltungen reserviert.