Die über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Barbara Fauser gibt zum Jahresende das Atelier No2 in der Korntaler Straße auf. Bei dieser Entscheidung spielen mehrere Gründe eine Rolle.

Ditzingen - Manchmal muss man einen Schlussstrich ziehen. Das jedenfalls ist Barbara Fausers Ansicht, wenn es um das Atelier No2 in Ditzingen geht. Die Künstlerin hat die privaten Räume in der Korntaler Straße vor 13 Jahren gemietet, mit sechs weiteren Künstlern, hauptsächlich auch Ditzinger, die dort zur Untermiete sind. Im Erd- und Untergeschoss zeichnen und malen sie viel. Ihre Werke und Utensilien können die Künstler ruhigen Gewissens liegenlassen, Ausstellungen gibt es auch immer wieder. Das Atelier ist zudem eine Anlaufstelle für Künstler, die keine eigenen Räume haben. Doch zum Jahresende ist Schluss damit. „Wir geben das Projekt auf“, verkündet Barbara Fauser am Sonntag, wenige Minuten bevor die ersten Gäste zum Tag der offenen Tür kommen.

 

Für das Aus gibt es mehrere Gründe. „Wir sind alle älter geworden“, sagt Fauser, die jetzt 72 Jahre alt ist. Das jüngste Mitglied sei 65 Jahre, das älteste 80. Aus Altersgründen malen einige weniger – weshalb sie auch weniger Platz brauchen. Andere hätten sich umorientiert. Barbara Fauser erzählt von einem Mitglied, das viel mit dem Computer arbeite, ein anderes widme sich verstärkt der Fotografie.

Kaum um Nachfolger bemüht

Grundsätzlich sei die Malerei ein teures Hobby. Mit der monatlichen Miete für die Räume in der Korntaler Straße kämen laut Fauser einige Kosten zusammen. Sie glaubt, dass das den Nachwuchs abschrecke. Die 72-Jährige räumt aber ein, dass sie sich kaum um Nachfolger bemüht habe. Im November wird es zum Abschied eine gemeinsame Schau aller Künstler des Ateliers No2 geben. Was danach mit den Räumlichkeiten passiert, ist noch offen. Bevor Fauser sie mietete, war dort ein Café, danach öffnete die Stadt einen Treff für ältere Menschen.

Für Fauser ist das Aus des Ateliers kein persönlicher Abschluss. „Ich mache weiter“, sagt die Künstlerin, die auch die zweite Vorsitzende des örtlichen Kultur- und Kunstkreises ist. Zuhause habe sie zwar ein Atelier. „So schön hell wie dieses hier ist es jedoch nicht“, bedauert Fauser. Deshalb suche sie nun eine Alternative.

Nicht jeder nackte Mensch lässt sich auf Papier bringen

Für Menschen interessiert sich die 72-Jährige schon immer. Was sie in ihnen sieht, zeigt sie zum Beispiel in Akt-Skizzen. Dabei stellte sie fest, dass sie nicht jeden nackten Menschen auf Papier bringen kann. So fehle bei unerfahrenen Modellen die Lockerheit. „Dadurch kann ich auch nicht flexibel sein“, erklärt Barbara Fauser. Dagegen wüssten erfahrene Modelle genau, wie sie sich geben müssten. Daneben bevorzugt sie kräftige Farben für ihre Bilder. Gesichter und Stühle seien schon immer ihr Thema gewesen. Regelmäßig besucht die Künstlerin Kurse, um schon vorhandenes Wissen aufzufrischen und sich neues Wissen anzueignen.

Anders als das Atelier No2 hat der Kultur- und Kunstkreis nächstes Jahr Grund zur Freude: Fausers weitere Wirkungsstätte wird 35. Mittlerweile hat der Verein 250 Mitglieder aus verschiedenen Sparten. Die Bildende Kunst sei die aktivste. Fauser organisiert im Jahr sieben Ausstellungen in der städtischen Galerie Am Laien. Überwiegend präsentieren sich fremde Künstler, doch auch Mitglieder des Kultur- und Kunstkreises könnten sich bewerben. Zudem hilft der Verein den Mitgliedern, etwa Ausstellungsorte zu finden und gibt zahlreiche Kurse. Bei der traditionellen Jahresausstellung in Ditzingen zeigen alle Mitglieder ihre Werke. Das Engagement für Gleichgesinnte findet Fauser wichtig: „Wir haben für die Künstler im Ort eine Verantwortung und unterstützen sie.“