Die verwöhnte Frau des Altpräsidenten Walter Scheel sorgt mit einem merkwürdigen Auftritt in einem Freiburger Edelhotel für Gesprächsstoff – auch im Bundespräsidialamt.

Baden-Württemberg: Heinz Siebold (sie)

Freiburg - Si tacuisses, philosophus mansisses – hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph geblieben! Dieser antike Stoßseufzer in Anlehnung an den Philosophen Boethius kommt immer mal wieder zu Ehren. Hätte doch auch Barbara Scheel (72), dritte Ehefrau des Altbundespräsidenten Walter Scheel (94), das Galadiner der gastronomischen Gesellschaft „Chaîne des Rôtisseurs“ (deren Ehrenpräsident ihr Mann ist) im Freiburger Edelhotel Colombi nach dem Dessert wortlos verlassen und sich mit dem Dienstwagen ihres Mannes zurück nach Bad Krozingen fahren lassen! Stattdessen putzte sie den Sternekoch Alfred Klink vor Publikum herunter, weil ihr das Stubenküken an Perigord-Trüffel nicht schmeckte, und nannte ihn einen „arroganten Schnösel“, als er den Hauptgang verteidigte. Hätte sie geschwiegen, wäre sie zwar keine Philosophin geblieben, aber niemand hätte sich dafür interessiert, was die Dame in Südbaden so treibt.

 

Stattlicher Ehrensold

Bundespräsident war Scheel von 1974 bis 1979. Seine zweite Frau Mildred starb 1985, drei Jahre später heiratete der Witwer Barbara Wiese. Und die ist offenbar verwöhnt: Schon bei ihrem Hochzeitsmenü war der Reis mit Blattgold versetzt. Walter Scheel zog mit seiner Frau 2009 nach Bad Krozingen ins Markgräflerland. Ihm steht der „Ehrensold“ von jetzt 214 000 Euro zu, außerdem ein Büro, ein Büroleiter und eine Sekretärin. Früher gab es auch einen Chauffeur, jetzt wird nach Bedarf ein Fahrer der Stadt Bad Krozingen angefordert.

Ärger im Kurstädtchen – und darüber hinaus

Aber weil die rüstige Barbara sich nicht nur schon im beschaulichen Kurstädtchen, sondern jetzt auch im Freiburger Colombi danebenbenommen hat, muss sich nun das Bundespräsidialamt in Berlin regen und einräumen, dass es bereits seit einiger Zeit prüfe, ob das Büro in Bad Krozingen noch wie bisher weitergeführt werden oder „aufgrund der reduzierten Aktivitäten des Altbundespräsidenten vom Bundespräsidialamt unterstützt werden kann“. Das ist ausgesprochen vornehm formuliert, denn der greise FDP-Politiker ist im Pflegeheim untergebracht und leidet an Demenz. Öffentliche Auftritte kann Scheel gar nicht mehr absolvieren. Das übernimmt jetzt seine Frau. Allerdings nicht mehr hoch auf dem gelben Wagen, sondern vom hohen Ross herunter.