Bei einer geführten Barfußwanderung durch den Schönbuch tut man seinem Körper Gutes und schärft die Sinne. Sogar Rückenleiden soll man damit verhindern können. Aber tut Barfußlaufen draußen nicht weh?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Bebenhausen - Schlammverkrustete Zehen, von Dornen zerstochene Fußsohlen, schmerzende Ballen: Das ist die Erwartung, wie es Füßen nach zweieinhalb Stunden Wandern ohne Schuhe und Strümpfe gehen müsste. Die Realität sieht anders aus: Ein wenig getrocknete Erde zwischen den Zehen, ansonsten sind die Füße überraschend sauber. Und die Wärme, die diese nach der Barfußwanderung durchströmt, fühlt sich angenehm an.

 

„Die Fußsohle ist ein wahnsinniges Sinnesorgan“, erläutert der Barfußtrainer und Biologe Philippe Clédon. Aus diesem Grund sei es ganz normal, dass der Fuß kribble, wenn man nach langer Zeit mal wieder eine Strecke barfuß laufe. Auch Muskelkater sei programmiert: „Schuhe machen den Fuß faul.“ Man könne den Körper aber langsam wieder ans Barfußlaufen gewöhnen, und dafür eigne sich eine geführte Tour.

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Was ist Barfußwandern?

Im Prinzip erklärt das Wort schon alles: Man wandert ohne Schuhe und Strümpfe. Übrigens gilt auch das Wandern mit Barfußschuhen als Barfußwandern. Diese leichten Schuhe haben nur eine ganz dünne und flexible Sohle, kein Fußbett und keinen Absatz.

Warum soll das gut sein?

Barfußlaufen gilt als gesündeste und natürlichste Form des Laufens. Denn ohne Schuhe müssen sich unsere Füße bei jedem Schritt an die Unebenheiten des Bodens anpassen. Das stärkt die Muskeln und beugt Fehlstellungen vor. Zudem ließen sich dadurch sogar Rückenschmerzen vermeiden, sagt Philippe Clédon. Auch für die Sturzprophylaxe sei das Laufen ohne Schuhe ideal.

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Zudem könnte man entgegen gängigen Klischees auch sein Immunsystem durchs Barfußlaufen stärken: „Man erkältet sich dadurch nicht und holt sich auch keine Blasenentzündung“, sagt Clédon. Sogar im Schnee könne man für kurze Zeit barfuß laufen. Nicht zuletzt habe das Ganze auch einen psychologischen Effekt, glaubt er: „Durch die Füße kann man negative Energie abladen und positive Energie wieder aufnehmen. Füße sind der ideale Kontaktpunkt zur Natur.“

Für wen ist Barfußwandern geeignet?

Im Prinzip für jeden, auch für Kinder, sagt Philippe Clédon. Barfußwandern empfiehlt sich allerdings nicht, wenn man offene Wunden an den Füßen hat oder starke Deformitäten, die beim Barfußlaufen schmerzen. Zur Vorbereitung sollte man die Faszien in den Füßen etwas geschmeidiger machen: Philippe Clédon nutzt dafür abgerundete und geschliffene Holzscheite aus dem Baumarkt. Darauf stellt man sich mit einem Fuß und schiebt den Fuß mit Druck hin und her. „Nicht streicheln, sondern hartnäckig massieren“, rät er.

Kann man das überall machen?

Nein. Man sollte die Gegenden rund um Grillstellen meiden, weil dort oft Flaschen oder Scherben herumliegen. Auch Asphaltboden sei wenig geeignet, weil man sich dort verletzen oder im Sommer die Füße verbrennen könne, warnt Philippe Clédon. Besser sei Barfußlaufen auf einem weichen Untergrund – etwa auf dem Fußballplatz, auf Golfrasen, am Sandstrand, auf einer Wiese oder auf Waldwegen.

Was braucht man zum Barfußwandern?

Etwas zu trinken, Sonnen- und Insektenschutz sowie Barfußschuhe, falls man welche besitzt. Alternativ funktionieren auch alte Wollsocken oder Bade-/Surferschuhe. Diese kann man anziehen, wenn der Untergrund zu steinig wird. Für Notfälle ist es sinnvoll, Hilfsmittel gegen Insektenstiche und Zeckenbisse dabeizuhaben sowie Pflaster, eine feine Pinzette, etwas Desinfektionsmittel und eine kleine Lupe, um Stiche gut erkennen zu können. Außerdem empfiehlt Philippe Clédon Kokosfett gegen Zecken. Damit kann man die Fußknöchel und auch die Arme einreiben.

Was sollte man danach beachten?

Nachdem man seine Füße mit Seife und einer Bürste gewaschen hat, empfiehlt Philippe Clédon, diese nicht abzurubbeln, sondern an der Luft trocknen zu lassen. Zur abschließenden Pflege rät er zu Kokosfett statt zu einer Creme aus der Drogerie. Übrigens entwickle man durchs Barfußlaufen keine Hornhaut, sagt der Experte: „Hornhaut entsteht durch eine Fehlstellung und Druckpunkte in Schuhen.“ Durchs Barfußlaufen entwickle man eine „schöne Lederhaut“, die man pflegen müsse.

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Wie kommt man hin?

Die geführten Barfußwanderungen von Philippe Clédon beginnen an einem Wanderparkplatz in Bebenhausen, einem Stadtteil von Tübingen am Waldrand. Wer sich für eine Tour anmeldet, bekommt den genauen Treffpunkt per Mail mitgeteilt. Während der Wanderung gibt es keine Einkehrmöglichkeit, allerdings befinden sich in Bebenhausen mehrere Lokale. Noch mehr Auswahl findet man in Tübingen.

Fallen Kosten an?

Eine geführte Barfußwanderung mit Philippe Clédon kostet 15 Euro. Kinder bis 14 Jahre bezahlen nichts.

Wie erfahre ich von Terminen?

Einige Barfußwanderungen werden im Programm des Naturparks Schönbuch angekündigt. Noch einfacher ist es, sich in den Verteiler von Philippe Clédon eintragen zu lassen, dann erfährt man von all seinen Veranstaltungen. Er bietet auch Waldbaden und Sportkurse an. Seine Mailadresse lautet: info@movincoach.com