Starke Frühform: Die Ludwigsburger Bundesliga-Basketballer sind mit fünf Siegen aus sechs Spielen sehr gut in die Saison gekommen. Aus verschiedenen Gründen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Am 27. November veranstalten die MHP Riesen einen Casino-Abend in der Spielbank Stuttgart, die seit dieser Saison auch Sponsor des Basketball-Bundesligisten ist. Es darf also gezockt werden. Und das passt(e) irgendwie auch zu den Ludwigsburger Basketballern. In der vorigen Saison jedenfalls glich die Mannschaft einer Ego-Truppe, fast jeder Spieler dachte nur an die eigene Statistik, um am Ende gut dazustehen. Die Folge: Das Team verpasste zum ersten Mal seit fünf Jahren die Play-offs. Der Start in diese Saison bildet da ein gewisses Kontrastprogramm. Trainer John Patrick sagt: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Auch wenn erst sechs Spiele vorbei. Zeit für eine Mini-Zwischenbilanz.

 

Sportliche Lage Nach sechs Spielen haben die Riesen fünf Siege auf dem Konto bei nur einer Niederlage, und die war auch noch relativ knapp beim Vorjahreszweiten der Hauptrunde, EWE Oldenburg. Allerdings verfällt der Trainer deswegen nicht gleich in Euphorie, sondern gibt zu bedenken: „Wir haben bisher nur gegen Mannschaften aus der zweiten Tabellenhälfte gewonnen.“ Wie wahr. Zudem sind die Riesen gleich in der ersten Pokalrunde an den Löwen Braunschweig gescheitert. Dennoch wirken die Auftritte (Hamburg zuletzt etwas ausgenommen) homogener.

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Mannschaft Wenn man Patrick fragt, was sich im Vergleich zur Vorsaison zum Guten geändert hat, sagt er: „Vieles!“ Vor allem aber die Chemie im Team. Die macht er an Kleinigkeiten fest. Zum Beispiel an dem Verhalten der Spieler während der Partie auf der Bank. „Da haben jetzt selbst die ein Lächeln auf den Lippen, die nur wenig gespielt haben.“ Wie zuletzt gegen Hamburg ein Thomas Wimbusch mit null Punkten. Der US-Import gleicht noch einer Wundertüte, steuert mal 14 Punkte zum Sieg bei, dann geht er leer aus. Und Nick Weiler-Babb, der als erst sechster Spieler in der Liga ein Triple Double geschafft hat, leidet an kleinen Wehwehchen, die er sich am Fuß zugezogen hat. Deshalb ist er manchmal etwas gehemmt. „Nach den Erfahrungen der Vorsaison haben wir sicher noch stärker auf den Charakter der Spieler geachtet“, betont der Vorsitzende Alexander Reil. Bisher mit Erfolg, auch wenn David Brembly sich nicht durchsetzen konnte und wieder zum Mitteldeutschen BC zurückgekehrt ist. Kommt hinzu: Jairus Lyles wird die Riesen wohl ebenfalls verlassen.

Marcos Knight Er ist so etwas wie der Star im Team, der erst vor dem vierten Spieltag zurückgeholt wurde und auf Anhieb gegen Ulm eingeschlagen hat, als ob er nach dem Gastspiel in der Rückrunde nie weggewesen wäre. Wie das? „Ich hatte zu Hause in den USA einen Personaltrainer.“ In diesem Fall seinen Bruder. „Außerdem haben wir hungrige Spieler, die gewinnen wollen.“ Und einen Anführer, der diese Rolle kollegial interpretiert. Zuletzt verzichtete der 30-Jährige freiwillig auf einen Platz in der Startformation. Patrick: „Letztes Jahr hatten wir kaum jemanden , der von der Bank kommen wollte.“ Doch wenn Knight kommt, dann gewaltig. Überhaupt: Ab und zu braucht es eben einen Spieler, der den Unterschied macht und Spiele in Eins-gegen-eins-Duellen entscheidet. „Knight war fast nicht zu stoppen“, sagte zuletzt Hamburgs Coach Mike Taylor.

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Bankspieler In der Vorsaison hatte Patrick oft eine kleine Rotation mit nur sieben acht Spielern, jetzt kommen meist alle zwölf zum Einsatz. Mit unterschiedlichem Ergebnis. Während Tanner Leissner gegen Hamburg explodierte (21 Punkte), blieben Radii Caisin oder Eigengewächs Ariel Hukporti eher blass. „Aber sie brauchen die Praxis, um sich an die BBL zu gewöhnen“, sagt Patrick, dem gerne nachgesagt wurde, er setzte nicht auf junge Spieler. Doch der Weg von der besten Junioren-Liga in die BBL ist eben (nicht nur bei den Riesen) ein Meilenstein. Hukporti ist erst 17, hat Talent, muss aber noch viel lernen.

Fans Siege machen sexy. Nachdem das Derby gegen Ulm 3700 Zuschauer sahen, war die MHP Arena gegen Aufsteiger Hamburg bis auf den letzten Platz voll (4040). Und das obwohl in der Vergangenheit gerade die Anfangsphase der Saison diesbezüglich eher schwierig verlief. Doch jetzt fehlt der internationale Wettbewerb für den Geldbeutel, und im Pokal flog die Mannschaft auch schon raus, „was ärgerlich ist“, so Reil. Also bleiben die Play-offs als großes Ziel. Doch nun kommen andere Kaliber wie Alba Berlin am 17. November, zuvor geht es am Samstag (18 Uhr) zum Überraschungs-Spitzenteam Crailsheim. Reil: „Das ist ein Gradmesser.“ So oder so lautet das Motto der Riesen ganz im Casino-Stil: Alles auf Gelb, so die Vereinsfarben.