Die MHP Riesen Ludwigsburg gewinnen das Basketball-Derby gegen die Walter Tigers Tübingen nach hartem Kampf mit 88:79 und treffen nun in den Play-offs auf Medi Bayreuth. Bitter: Center Justin Sears muss mit Verdacht auf einen Kreuzbandriss in die Klinik.

Ludwigsburg - Wenn der Blick des geneigten Publikums öfter mal aufs Smartphone geht als auf die Anzeigetafel, dann ist klar: Das Geschehen abseits der Halle ist fast wichtiger als auf dem Parkett. So war es am Dienstagnachmittag in der MHP-Arena, wo die Ludwigsburger Riesen das Basketball-Derby gegen die Walter Tigers Tübingen erst nach hartem Kampf 88:79 (40:43) gewannen, was sportlich aber keine Bedeutung mehr hatte. Nicht nur weil die Gäste längst abgestiegen waren, sondern auch weil die Riesen Platz drei sicher hatten. Die Gretchenfrage lautete nun: Gegen wen starten die Ludwigsburger in die Play-offs? Vier Teams kamen noch infrage – die Wahl fiel auf Medi Bayreuth. Es hätte schlimmer kommen können. Schlimmer? Was an diesem Tag so schmerzlich war, ist der Ausfall von Justin Sears, der bereits kurz vor Ende des ersten Viertels vom Platz humpelte, Richtung Klinik. Mit Verdacht auf Kreuzbandriss. Es wäre nach Johannes Thiemann der zweite Verletzte auf der Center-Position, so etwas wie der GAU im Saisonendspurt. „Wir müssen abwarten“, sagte John Patrick nach einer bisher so hervorragend verlaufenen Saison. Er selbst wurde Zweiter bei der Wahl zum Trainer des Jahres (hinter Berlins Aito), Thomas Walkup Dritter beim Spieler der Jahres – was will man mehr?

 

„Wir haben uns diese Höhepunkte hart erarbeitet“, sagte der Vorsitzende Alexander Reil nach bisher genau 59 Pflichtspielen. Darauf kann man schon ein bisschen stolz sein – egal was jetzt noch folgt. Natürlich steigt die Erwartungshaltung zumindest im Viertelfinale, in dem die Riesen in einem entscheidenden fünften Spiel Heimrecht hätten. „Das ist ein Vorteil“, sagt Reil, „aber auch den sollte man nicht überschätzen.“ Zuletzt nutzte der Trainer die sich bietenden Möglichkeiten der Rotation. Am Sonntag beim Sieg in Bayreuth bekam nicht nur der 35 Jahre alte Adam Waleskowski eine schöpferische Pause, sondern auch Senkrechtstarter Thomas Walkup, bei dem zuletzt durchaus ein gewisser Substanzverlust zu beobachten war. Dafür kam wie auch gegen Tübingen der letzte Neuzugang Jeremy Senglin zum Einsatz. In einem wahren Kraftakt drehten die Riesen nach einem Zwölf-Punkte-Rückstand die Partie gegen Tübingen noch, wobei Dwayne Evans (20 Punkte) bester Werfer war.

Nun steht am Wochenende der eigentliche Höhepunkt der Saison an. Etwas anderes zu behaupten hieße Eulen nach Athen tragen. Just dort steigt das Final Four in der Champions League, am Freitag mit dem Halbfinale gegen Monaco. Und die MHP Riesen sind eben der einzige von neun gestarteten Bundesligisten, der sich bis zum Ende eines internationalen Wettbewerbs durchgekämpft hat. Reil weiß: „Wir vertreten in Griechenland auch ein Stück weit den deutschen Basketball.“ Gepaart mit garantierten 140 000 Euro Prämie, die sich im Optimalfall (dem Titelgewinn) auf eine Million Euro steigern würde. Der Riesen-Chef betont: „Wir fahren nach Athen, weil wir einen Titel gewinnen wollen.“ Unabhängig vom Ausgang des Turniers, ist der Etat durch die internationalen Auftritte auf etwa fünf Millionen Euro angewachsen – Rekord. Zudem hat sich der Verein bereits wieder für einen internationalen Wettbewerb in der nächsten Saison qualifiziert.

Dabei beginnt die laufende jetzt ja erst so richtig. In den nächsten Wochen wird noch einmal alles Bisherige in den Schatten gestellt. Nur eines ist sicher: Im Vergleich zum Spiel gegen Tübingen wird sich die Mannschaft steigern müssen, so dass auch der Blick der Fans wieder verstärkt auf die Anzeigetafel gehen wird.