Den perfekten Wurf hatte Dirk Nowitzki in den Vorbereitungsspielen noch nicht gefunden. Ab Samstag wird es ernst bei der Basketball-EM in der Berliner Arena am Ostbahnhof. Bundestrainer Fleming warnt vor dem vermeintlichen Außenseiter Island.

Berlin - Ausrutscher absolut verboten! Ein Pflichtsieg im Auftaktduell mit Underdog Island soll Dirk Nowitzki & Co. in ihrer „Monstergruppe“ die Chance aufs EM-Achtelfinale und das Olympia-Ticket erhalten. Dass es im ersten Spiel des langersehnten Heimturniers mit der Vorrunde in Berlin gegen den krassen Außenseiter geht, sehen der Superstar und sein Team deshalb nicht gerade als Vorteil an, von einem leichten Aufgalopp will niemand etwas wissen. „Sie haben nichts zu verlieren in der Gruppe, werden ihr Bestes geben. Das ist eine gefährliche Mannschaft“, sagte Nowitzki vor dem Auftakt in der Arena am Ostbahnhof (15.00 Uhr/ZDF).

 

Auch Bundestrainer Chris Fleming warnte nach dem Abschlusstraining am Freitag davor, die Nordeuropäer zu unterschätzen. „Sie sind sehr unangenehm, weil sie gut sind. Sie sind ganz außergewöhnlich vom Stil“, meinte Fleming, der seinem ersten großen Turnier als Coach der Nationalmannschaft ebenso entgegenfiebert wie NBA-Profi Dennis Schröder. „Alle sind bereit, es angehen zu lassen“, sagte der 21 Jahre alte Point Guard von den Atlanta Hawks vor seinem EM-Debüt.

Nowitzkis großer Auftritt in der Heimat

Selbst für Nowitzki sind die fünf Gruppenspiele in Berlin noch einmal etwas ganz Besonderes, war dem Würzburger in seiner beeindruckenden Karriere doch ein Turnier vor eigenem Publikum bislang nicht vergönnt. „Es ist schön, mit 37 noch mal bei einer Heim-EM dabei zu sein“, sagte der NBA-Champion von 2011.

Am Tag vor der Partie gegen Island präsentierte sich Nowitzki bestens gelaunt. Als die Abschlusseinheit eigentlich längst vorbei war, warf er zusammen mit Robin Benzing immer noch Bälle auf den Korb. In der Rolle des Mentors scheint sich der Blondschopf pudelwohl zu fühlen. Danach nahm sich der Ausnahmesportler sogar noch ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch mit einer früheren Turnerin im Rollstuhl - von Anspannung vor dem Start war bei Nowitzki nichts zu merken. Auch der Rest des komplett fitten Zwölfer-Kaders präsentierte sich zum Ende der fast siebenwöchigen Vorbereitung gelöst.

Bei einer Niederlage wäre die EM faktisch beendet

Dabei steht für die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes bereits gegen Island viel auf dem Spiel. In der verdammt schweren Gruppe mit Vize-Weltmeister Serbien, Mitfavorit Spanien, Italien und der Türkei ist ein Sieg gegen die Isländer Pflicht. Eine Blamage zum Auftakt würde nicht nur die Stimmung dämpfen, sondern das Erreichen der K.o.-Runde in Lille wohl zu einer Mission Impossible machen.

„Minimalziel muss einfach sein, irgendwie aus der Gruppe rauszukommen, mit kratzen und kämpfen. Irgendwie müssen wir uns da durchbeißen“, sagte Nowitzki vor der Herkulesaufgabe mit fünf Spielen in sechs Tagen. „Da müssen wir Vollstoff geben in allen Spielen“, forderte der Co-Kapitän bereits gegen den EM-Premierengast aus dem hohen Norden eine Topleistung.

Ein Auftakterfolg, möglichst noch souverän, könnte der bei Großevents weitgehend unerfahrenen deutsche Mannschaft den erhofften Schub für eine erfolgreiche Vorrunde mit den eigenen Fans im Rücken geben. „Die Zuschauer können eine große Rolle spielen“, sagte NBA-Neuling Tibor Pleiß. Fleming ist überzeugt davon, dass seine Schützlinge bereit sind für den ersten Schritt in Richtung Olympia, für den Deutschland mindestens Platz sieben belegen müsste. „Ich glaube, dass wir eine Menge geschaffen haben. Die Jungs sind bereit jetzt zu spielen. Sechs Wochen sind eine lange Zeit. Jetzt soll es auch losgehen.“