Im Basketball sind eingebürgerte Spieler keine Seltenheit, aber es gibt Grenzen. Nick Weiler-Babb verstärkt Deutschland, er ist nicht der einzige Ex-Ludwigsburger.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Paolo Rink oder Sean Dundee – da war doch was? Einige Fußballfans werden sich an diese Namen vielleicht erinnern, weil sie quasi im Nachrückverfahren zum deutschen Nationalspieler wurden, indem der gebürtige Brasilianer und Südafrikaner die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatten. Wenngleich die Karriere sportlich dann eher im Sande verlief. Das könnte bei einem gewissen Nick Weiler-Babb anders aussehen. Der spielt Basketball, und das derzeit sehr erfolgreich bei der Europameisterschaft. Zu der wurde der gebürtige US-Amerikaner gerade noch rechtzeitig eingebürgert und bestreitet an diesem Dienstag (20.30 Uhr) gegen die Slowenen sein erst siebtes Länderspiel. Der deutsche Verband hatte sich für den ehemaligen Profi der MHP Riesen Ludwigsburg starkgemacht, genau wie sein aktueller Verein FC Bayern München, der davon in der Liga profitiert, weil der 26-Jährige nicht mehr unters Ausländerkontingent fällt.

 

Kein Überangebot

Das Engagement entsprang sportlichen Gründen, weil auf der Position des defensivstarken Spielmachers nicht gerade ein Überangebot besteht und Weiler-Babb in der Liga bewiesen hat, dass er eine Verstärkung ist. So sieht es auch Bundestrainer Gordon Herbert: „Nick war von Beginn an begeistert von der Aussicht, für Deutschland zu spielen. Er ist ein großartiger Typ, der gut in die Nationalmannschaft passen wird.“

Daran besteht kein Zweifel. Er hat sich in den drei Jahren, in denen er nun in der BBL aufläuft, stets als untadeliger Sportsmann hervorgetan: „Die nachhaltige Perspektive mit einer EM in Deutschland, hoffentlich mit einer Weltmeisterschaft, Olympischen Spielen, das reizt mich ungemein“, sagt Weiler-Babb, der übrigens deutsche Wurzeln besitzt dank seiner Großmutter. Das ist aber eher eine emotionale Angelegenheit, denn von den internationalen Statuten ist so eine Familienbande gar nicht nötig. Demnach dürfen Mannschaften pro Turnier einen Spieler einsetzen, der erst nach seinem 16. Geburtstag eingebürgert wurde. Zuletzt hatte der DBB sich 2008 mit dem gebürtigen US-Amerikaner Chris Kaman verstärkt. Wolfgang Brenscheidt, der Generalsekretär des Deutschen Basketball Bundes, hatte im Deutschlandfunk zur „Ausländerfrage“ einmal erklärt: „Wir können mit den Regeln der Fiba gut leben, da lediglich ein Spieler spielberechtigt sei.“ Im Gegensatz zum Handball, wo zum Beispiel Katar für die Heim-WM 2015 – gemäß geltender Statuten – viel Geld investierte, um mit Spielern aus ganz Europa sportlichen Erfolg einzukaufen, was mit der Silbermedaille dann auch gelang.

Nicht allein

Die Deutschen stehen im Basketball nicht alleine da – ganz im Gegenteil. Und fast ein wenig kurios mutet es dabei an, dass immer wieder ehemalige Ludwigsburger Spieler involviert sind. Wie etwa Jonah Radebaugh, der den Verein nach einer starken Saison im Sommer Richtung Spanien verließ, um kurze Zeit später die montenegrinische Staatsbürgerschaft anzunehmen und auch für das Land vom Balkan zu spielen. In der WM-Qualifikation gegen Frankreich gelang ihm mit einem „Dreier“ auf Anhieb der Siegwurf. Dennoch ist er nun bei der EM nicht dabei. Die Verantwortlichen des Verbandes setzen stattdessen auf einen andere US-Profi, auf Kendrick Perry. Hintergrund: Ein Land darf zwar mehrere eingebürgerte Spieler aufweisen, aber bei einem großen Turnier lediglich einen nominieren. Radebaugh, der in seiner neuen Heimat Dzona Radebau heißt, könnte zum Verhängnis geworden sein, dass er künftig für Valencia aufläuft, und zwar in der Euroleague. Die hält sich nicht an die offiziellen Zeitfenster des Weltverbandes Fiba, so dass der Spieler für weitere Länderspiele in der wichtigen WM-Qualifikation fehlt.

Es könnte auch Smith treffen

Das könnte auch Jaleen Smith treffen, Ludwigsburgs MVP 2021, der seit vergangener Saison bei Alba Berlin spielt – und jetzt auch für Kroatien. Familiäre Verbindungen dorthin hat der Spieler keine, lediglich einen umtriebigen Manager mit einem guten Netzwerk auf den Balkan. Seine „Verkupplungsstrategie“ stieß jedenfalls auf Gegenliebe, und Smith gab das Vertrauen zurück. Zum EM-Auftakt gegen Griechenland steuerte er als bester Kroate 23 Punkte bei, konnte die knappe 85:89-Niederlage aber nicht verhindern.

Doch nicht alle Profis sind so wechselwillig. Siehe Jusuf Nurkic. Bei dem NBA-Profi des deutschen Gruppengegners Bosnien-Herzegowina kamen Gerüchte auf, er wolle künftig für Kroatien spielen. Das ist nur die halbe Wahrheit. Er soll zwar die Staatsbürgerschaft bekommen, als Anerkennung für sein gemeinnütziges Engagement in Zagreb und Zadar, wo er vor seiner NBA-Laufbahn Basketball spielte. Nurkic betonte aber: „Die Anhänger der bosnischen Nationalmannschaft haben keinen Grund zur Sorge.“ Spielen werde er weiter für sein offizielles Heimatland. Wobei der Wechsel nebenbei einen anderen Vorteil bietet. Damit wird der 28-Jährige zum EU-Bürger und kann somit mehr uneingeschränkte Reisefreiheit genießen. Klingt pragmatisch, nicht politisch.