Die Ulmer Basketballer begeistern in der neuen Halle, besiegen Oldenburg mit 101:83 und unterstreichen ihre Ansprüche auf die Endrunde.

Ulm - Diese Wahl ist überraschend gewesen. Tommy Mason-Griffin wurde am Samstag zum wertvollsten Spieler der Basketball-Bundesliga-Partie zwischen ratiopharm Ulm und den EWE Baskets aus Oldenburg gekürt. Zweifelsfrei trug Mason-Griffin mit 15 Punkten, drei Rebounds und drei Assists maßgeblich zum 101:83-(43:36-)Sieg der Ulmer bei, doch der Centerspieler der Schwaben, John Bryant, hatte diesen Titel umso mehr verdient.

 

Schließlich begeisterte er mit 23 Punkten - darunter zwei Treffer aus der Distanz -, 15 Rebounds und zwei Assists die Zuschauer in der Arena. „Dass er nicht zum besten Spieler gewählt wurde, ist mir fast unangenehm und zeigt wie verwöhnt wir schon von seinen guten Leistungen sind“, sagte der Ulmer Trainer Thorsten Leibenath, der zuvor einen „beeindruckenden“ Abend erlebt hatte. „Nach diesem Spiel glaube ich, dass es in Deutschland keine bessere Basketballhalle gibt.“

Die Tickets für die Premiere auf Neu-Ulmer Boden waren innerhalb von vier Stunden ausverkauft, die Eröffnungsshow mit Laser- und Pyrotechnikelementen sorgte schon vor der Partie für eine gute Stimmung auf den Rängen. Der Fernsehsender Sport 1 übertrug seit langem mal wieder eine Partie der Ulmer Basketballer live. Das Fest war angerichtet - und die Profis haben ihre Anhänger von Beginn an nicht enttäuscht.

Bryant steht beispielhaft für den Erfolg der Ulmer

Leibenaths Mannschaft startete bissig in die Partie, kämpfte um jeden Ball, ließ in den Anfangsminuten nur die Wurfgenauigkeit vermissen. Per Günther mit einem Distanztreffer und Dane Watts mit einem Dunking zum 9:5 verwandelten die hellste Multifunktionsarena Deutschlands nach drei Minuten erstmals in ein Tollhaus. „Man hat gesehen, welche Energie durch 6000 Leute freigesetzt werden kann“, sagte Leibenath, „diese haben wir auf das Parkett übertragen.“

Neben Günther war vor allem Bryant hervorzuheben, der bei seiner Auswechslung kurz vor dem Ende des ersten Durchgangs nach zehn Punkten, fünf Rebounds und zwei Ballgewinnen Sonderapplaus bekam. Der US-amerikanische 130-Kilogramm-Hüne unter dem Korb der Schwaben steht beispielhaft für den Erfolg der Ulmer in der aktuellen Saison, in der sie derzeit auf Rang zwei hinter dem Meister aus Bamberg rangieren. Bryant kämpft, punktet, begeistert, blockt und spielt mannschaftsdienlich.

Das macht Leibenath auch als einen der Erfolgsfaktoren seiner Mannschaft aus: „Jeder zerreißt sich hier für den Verein und kann die eigenen Befindlichkeiten zurückstecken.“ Im zweiten Abschnitt ließen die Ulmer dann erst leicht nach, bevor sie - angeführt von Mason-Griffin, der zwar teilweise zu gewollt agierte, unter dem Strich aber acht Punkte und zwei Rebounds beisteuerte - die Führung bis zur Pause wieder auf sechs Punkte ausbauten.

Nachlassende Aggressivität in der Oldenburger Verteidigung

Ob Bryant, Günther, Mason-Griffin oder Co., die Ulmer Stärke zeichnet sich auch darin aus, dass das Team auf mehrere Schultern verteilt punktet, gegen Oldenburg schafften am Ende sieben Spieler mehr als acht Zähler. Der zusätzliche Schub, den die Ulmer nun durch ihre neue Halle erhalten, war besonders im dritten Durchgang zu sehen. In diesem enteilten die Schwaben auf 19 Punkte - weil sie fast Alles trafen und der frenetische Jubel das Selbstvertrauen für den nächsten Versuch dann nochmal potenzierte.

Und das klappte, obwohl der Aufbauspieler Isaiah Swann an diesem Abend seinen Wurf nicht fand, jedoch eben andere das kompensierten. Aus Swanns Leistung lässt sich aber eine weitere Stärke der Schwaben herauslesen. Der US-Amerikaner ließ sich von seinen schlechten Abschlüssen nicht beirren und überzeugte dafür mit sechs direkten Punktvorlagen, in der Fachsprache Assists genannt. Leibenaths Profis verfallen bisher in keine Krisen, sind mental stark, haben Spaß.

Die 33 Punkte der Gäste aus Oldenburg im Schlussviertel ließen sich anschließend auf die abnehmende Konzentration zurückführen, nachdem das Spiel bereits entschieden war. Aber auch die Ulmer selbst erzielten 32 Zähler, was wiederum auf die nachlassende Aggressivität in der Oldenburger Verteidigung zurückzuführen ist. Dieser Abschnitt eignet sich dennoch als Indiz für den schwäbischen Erfolg.

Dem Erwartungsdruck mit Bravour standgehalten

Der Trainer Leibenath wurde nicht müde, seine Profis von der Seitenlinie aus anzufeuern, nach vorne zu schreien, wild mit den Armen herumzufuchteln und sagte hernach: „Ich erwarte von meinen Spielern eine hohe Intensität, also muss ich sie auch selbst vorleben.“ Ein „Problem“ machte der Trainer dann aber doch noch aus. „Es ist schade, dass ich Per und Tommy nicht mehr Spielzeit geben kann“, sagte Leibenath und bezog sich auf die gute Leistung seiner beiden Guards Per Günther und Tommy Mason-Griffin.

Das aber ist nun wirklich ein Luxusproblem, mit dem er wohl gut leben kann. Bei all den positiven Nachrichten von der Premiere in der neuen Halle sollte aber nicht vergessen werden, dass Oldenburg durch die Teilnahme in der Eurochallenge drei englische Wochen vor dem Auftritt in Ulm hatte und daher am Samstag ausgelaugter war als der Gastgeber. Nichtsdestotrotz ist der deutliche Erfolg gegen ein Spitzenteam der Basketball-Bundesliga hoch zu bewerten.

Schließlich haben die Ulmer dem internen und externen Erwartungsdruck, das erste Spiel in der neuen Halle unbedingt zu gewinnen, mit Bravour standgehalten - und somit auch der jüngsten Ansage des Geschäftsführers Thomas Stoll: „Wir wollen natürlich irgendwann die Meisterfeier auf dem Münsterplatz haben.“ Mit Leistungen wie gegen Oldenburg wäre das zumindest schon in naher Zukunft nicht mehr utopisch. Und was die Endrunde betrifft, da wäre gegenwärtig nur noch das Verpassen der Play-offs überraschend.