Mehr als zwei Jahre lang waren Ludwigsburgs Basketball zu Hause unbesiegt – diese Serie ist nun zu Ende. Um noch ins Finale einzuziehen, brauchen die Riesen einen Sieg in München.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Die Ludwigsburger Spieler lagen fast alle mit ausgestreckten Gliedern auf dem Parkettboden der MHP-Arena. Geschafft – vom siebten Spiel in nur 13 Tagen, aber auch von der 72:82-Niederlage gegen Bayern München. Es war nicht nur einfach eine Niederlage, es war die erste zu Hause seit mehr als zwei Jahren, seit Mai 2019 gegen Alba Berlin. In zwei Spielzeiten (die vorige wurde wegen Corona allerdings im Februar abgebrochen) glich die MHP-Arena einer Festung, die nicht einmal die besten Teams der Liga einnehmen konnten. Weder die Bayern noch Alba Berlin, die stets das Nachsehen hatten. Auch wenn man erwähnen sollte, das die beiden Spitzenteams der BBL davor jeweils strapaziöse (Auswärts)-Spiele in der internationalen Königsklasse Euroleague zu absolvieren hatten, was das Unterfangen etwas einfacher machte. Doch es gibt ja auch noch Oldenburg, Ulm oder Bamberg mit Ambitionen, die alle den Kürzeren zogen.

 

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Auch die Bayern im ersten Halbfinalspiel am Samstag bei der knappen 98:101-Niederlage. Entsprechend war die Star-Truppe von der Isar gewarnt, mitsamt ihrem Trainer Andrea Trinchieri. Der hatte am Ende nur eines im Kopf: „Wir wollten unbedingt mit einem 1:1 in der Serie nach Hause fahren“, sagte er hinterher, „nicht falsch verstehen, aber die Serie interessiert mich nur am Rande.“ Zumindest wären die MHP Riesen nicht von ungefähr als Hauptrunden-Erster, „sie haben eine erfahrene, aggressive Mannschaft mit guten Werfern.“ Normalerweise, am Montagabend versagten vor allem von der Dreierlinie bei nur 27 Prozent Trefferquote die Nerven – da geht dann auch der Heimnimbus mal flöten. Zumal der in dieser Coronasaison ja sowieso mehr auf dem Papier existierte. Zuvor war die MHP-Arena ein Hexenkessel, die Mehrzahl der Spiele mit 4129 Besuchern ausverkauft, weshalb die Pandemie den Club auch bei den Einnahmeausfällen traf. Mental predigte John Patrick seinen Spielern: „Wir müssen die Impulse nun eben von der eigenen Bank ins Spiel bringen.“

Doch auch das gelang im zweiten Halbfinale nur bedingt. Oscar da Silva war zwar auf dem Spielbericht, kam aber wegen Knöchelproblemen nicht zum Einsatz, Distanzspezialist Jordan Hulls versuchte es bis zur Pause mit mäßigem Erfolg, danach zwickte wieder die Wade, weshalb er vorsichtshalber geschont wurde. Und Routinier Jamel McLean, den die Bayern im ersten Spiel bei 27 Punkte überhaupt nicht in den Griff bekamen, lebte seinen Frust mit dem Schlag gegen einen Stuhl aus. Am Ende blieb erneut Jonah Radebaugh, der sich von all diesen Unwägbarkeiten nicht beeinflusse ließ und mit 20 Punkten und neun Rebounds stärkster Riese war. Trinchieri hat das Ganze im Blick, also die Play-offs schlechthin und sagte: „Ich schaue auf den Wald, nicht auf die Bäume.“

Starten die Riesen eine neue Serie?

Die wachsen auch für die Riesen nicht in den Himmel, aber das war den Verantwortlichen von vorneherein klar: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir im Halbfinale stehen“, betont der Vorsitzende Alexander Reil, auch wenn vergangenes Jahr sogar der Einzug ins Finale gelungen war. Dazu können die Ludwigsburger nicht mehr allein auf ihre Heimstärke vertrauen. Patrick weiß: „Wir müssen nun auswärts ein Spiel klauen.“ Entweder am Mittwoch oder Freitag (jeweils 20.30 Uhr) in München. Denn nach der Serie ist vor der Serie. „Wir werden versuchen, zu Hause eine neue zu starten.“ Wenn das noch in dieser Saison passieren soll, muss ein fünftes Spiel her – am Sonntag in der MHP-Arena.