Basketball-Bundesligist Ludwigsburg hatte am Samstag zwei Gäste aus der NBA auf der Tribüne. Sie sahen beim 85:78-Sieg gegen Vechta auch einen starken Center bei den Riesen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Ein Hauch von NBA schwebte am Samstagabend durch die MHP-Arena. Zunächst einmal wurde mit einer Gedenkminute nochmals an den tragischen Tod des Basketballstars Kobe Bryant gedacht, was vor allen die US-Profis auf dem Parkett sichtlich mitnahm, aber auch zwei ganz spezielle Gäste. Auf der Tribüne hatten sich Scouts der LA Clippers und der Philadelphia 76ers niedergelassen. Sie waren angereist, um Spielmacher Khadeen Carrington und Nick Weiler-Babb zu beobachten, der beim 85:78(47:28-)Sieg der Ludwigsburger gegen Rasta Vechta sich auf Distanzwürfe beschränkte und dabei auch schon mal die US-Maße von 7,24 Meter (statt 6,75 in der BBL) als Vorgabe nahm, was einige spektakuläre Dreier produzierte und 19 Punkte; daneben steuerte Carrington 17 Punkte bei. Genauso viele wie Cameron Jackson, der zu seinem erst zweiten Einsatz seit der Verpflichtung Mitte Dezember kam – und zeigte, was in ihm steckt.

 

Nicht nur 203 Zentimeter, sondern auch 111 Kilo, das ist schon eine Masse, die ihm am Ende etwas zu schaffen machte. Da ging dem 23-Jährigen etwas die Puste aus genau wie der gesamten Mannschaft, so dass eine 26-Punkte-Führung bis auf vier schmolz, am Ende aber hatten die Riesen nach dem 72:77 im Hinspiel auch den direkten Vergleich entschieden. „Das war das Ziel, für uns war es ein Vier-Punkte-Spiel“, betonte John Patrick: „Natürlich wollen wir in die Play-offs.“

Lesen Sie auch: Warum die Riesen so oft eine ausverkaufte Halle haben

Doch es ist noch ein weiter Weg trotz Platz zwei. Am Samstag hat vor 4040 Zuschauern (zum siebten Mal in Folge eine ausverkaufte Halle) gerade mal die Rückrunde begonnen, und nachdem der Coach bisher auf eine ganze Spielmacher-Brigade setzte, kam nun in Jackson eine weiter Option dazu. „Er ist noch in der Orientierungsphase“, sagt Patrick, der stets besondere Ansprüche stellt. Gegen Vechta bewegte er seine Kilos schon ganz elegant, schnappte sich den Ball auch mal außerhalb der Freiwurfzone und tankte sich dann bis zum Korb durch. „Ich bin sehr stolz, wie er sich entwickelt hat“, sagt Patrick.

Schließlich ist es nicht einfach für einen Neuzugang, die meisten Spiele nur in zivil auf der Bank zu schmoren und auf seine Chance zu warten. Zumal Jackson das erste Jahr in Europa ist und bei seinem Vorgängerclub Mitteldeutscher BC offensichtlich für zu leicht befunden wurde – warum auch immer.

Und dann praktizieren die Riesen auch ein ganz anderes Defensivsystem, auf das sich ein Spieler einstellen muss. Vor allem vor der Pause gelang das nahezu perfekt. Was sich auch offensiv niederschlug. „Wir haben den Ball in der ersten Hälfte 17 Mal unter den Korb gebracht“, ließ Patrick die Statistik sprechen. „Ich glaube, das ist neuer Rekord.“ Auch dank Jackson. „Mit ihm haben wir unterm Korb eine andere Dimension.“

Die kann nicht schaden, denn nun kommen erst einmal schwere Zeiten – mit vier Auswärtsspielen in Folge. „Dann wissen wir, wo wir stehen“, sagt Patrick, nachdem sein Team bisher vor allem von seiner Heimstärke profitierte (neun Spiele, neun Siege). Aber vielleicht kann Jackson den Riesen auch in der Fremde zu mehr Stabilität verhelfen – Hoffnung besteht.