Der Maschinenbauer Manz wird dem Münchner Autokonzern eine Pilotlinie zur Herstellung von Batteriezellen liefern. Nach Angaben der Reutlinger habe dieser Markt nun Fahrt aufgenommen.

Stuttgart - Der Reutlinger Maschinenbauer Manz hat von dem Autohersteller BMW einen Auftrag für den Aufbau einer hochintegrierten Batterieproduktionslinie erhalten, teilt Manz mit. Der Auftrag für den Standort Parsdorf bei München habe ein Gesamtvolumen im deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Umsatz- und ertragswirksam würde die Order voraussichtlich zu rund einem Drittel noch in diesem Jahr.

 

„Wir sind sehr stolz, dass wir in Parsdorf für die BMW Group die Pilotlinie zur industriellen Herstellung von leistungsstarken Batteriezellen realisieren werden“, kommentiert Manz-Chef Martin Drasch den Auftrag. Die verwendeten Produktionsanlagen seien so konzipiert, dass eine eventuelle Kapazitätserweiterung möglich sei. In dem Auftrag sieht Drasch den Beleg für „die ausgezeichnete technologische Expertise der Manz AG in der Branche“.

Der Markt für Batteriezellen nimmt Fahrt auf

Das Projekt zeige zudem, dass der Markt nun deutlich an Fahrt aufnehme, „nachdem sich Investitionsentscheidungen in der jüngsten Vergangenheit teilweise verschoben hatten“, heißt es bei Manz. In den vergangenen Wochen habe es eine Reihe von Kundenanfragen für Investitionen in neue Produktionskapazitäten gegeben. „Diese sind auch zwingend erforderlich, um das politische Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2030 rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Batteriezellen aus deutscher und europäischer Produktion zu decken“, erläutert Drasch.

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Nach eigenen Angaben verfügt der Reutlinger Maschinenbauer gemeinsam mit Partnern über das komplette Angebot, um Lithium-Ionen-Zellen und -Module herzustellen – es reiche von der Einzelmaschine für die Laborproduktion über Anlagen für die Pilot- und Kleinserienproduktion bis hin zu kompletten Montagelinien und schlüsselfertigen Lösungen. Dafür kooperiert Manz (Umsatz 2020: 237 Millionen Euro) seit 2020 mit Shenzhen Yinghe Technology, einem chinesischen Anbieter von Automationslösungen zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen.

Zudem arbeiten die Reutlinger seit Anfang 2021 mit den Grob-Werken im bayerischen Mindelheim zusammen; Grob baut komplexe und kundenspezifische Anlagen für die Massenproduktion, insbesondere für die Automobilindustrie. Der Maschinenbauer Manz ist 2009 in das Geschäft mit Lithium-Ionen-Batterien eingestiegen. Dieser Bereich trägt mittlerweile rund ein Drittel zum Umsatz bei. Daneben tummeln sich die Reutlinger etwa in den Bereichen Solar und Konsumelektronik.

Die Auftragsbücher füllen sich

Manz ist nicht der einzige Maschinenbauer, der sich über Aufträge freuen kann. Derzeit scheinen sich die Auftragsbücher der gesamten Branche gut zu füllen. Nach Angaben des Branchenverbands VDMA lag das Plus sowohl im bundesweiten als auch im baden-württembergischen Auftragseingang in den ersten neun Monaten bei 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem Kunden aus dem Ausland ordern deutsche Maschinen.

Besonders die Nicht-Euro-Länder (plus 49 Prozent) zeigten in dieser Zeitspanne noch mehr Dynamik als die Euro-Länder (plus 36 Prozent). Um welche Nicht-Euro-Länder es sich dabei handelt, erfasst der VDMA dabei nicht. Einen Anhalt liefert allenfalls die offizielle Exportstatistik. Demnach sind die Ausfuhren sowohl nach China als auch in die USA in den ersten achten Monaten um zwölf Prozent gestiegen.

Klagen über Lieferengpässe

Betrachtet man nur den Monat September, schnellten die Bestellungen für den bundesdeutschen Maschinenbau gar um 65 Prozent in die Höhe. Aus dem Ausland haben sich die Auftragseingänge fast verdoppelt. Grund dafür seien vor allem Großanlagengeschäfte. Wie schnell die Aufträge nun abgearbeitet werden können, sei angesichts der vorherrschenden Lieferengpässe bei einigen Komponenten und Materialien schwer abschätzbar, heißt es vonseiten des Branchenverbands VDMA.

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Der Maschinenbau steht mit Materialengpässen nicht alleine da. Bei einer Umfrage der Arbeitgeberverbände berichteten 80 Prozent der 275 teilnehmenden Firmen von einer „mittleren“ oder sogar „starken“ Beeinträchtigung des Geschäfts, teilte der Verband Südwestmetall mit. Auch 54 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland klagen über Probleme in der Lieferkette und der Logistik als Folge der Coronapandemie, hat eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) ergeben.