Der Engelbergtunnel wird saniert. Auch wenn Auto- und Lastwagenfahrer davon noch nichts mitbekommen, es wird bereits gearbeitet. Was erwartet Pendler in der kommende Zeit? Und welche Maßnahmen wurden getroffen? Eine Übersicht.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Kreis Ludwigsburg - Wer auf der Autobahn 81 im Kreis Ludwigsburg unterwegs ist, für den gehören Staus zum Alltag, Gerade erst ist auf einem Teil der Strecke zwischen Ludwigsburg-Süd und Zuffenhausen die Fahrbahn erneuert worden – und schon geht es weiter.

 

Die Arbeiten im Engelbergtunnel

Das Problem im Engelbergtunnel heißt Anhydrit. Dieses Gestein, aus dem Gips gewonnen wird, hat die Eigenschaft, sich bei Kontakt mit Wasser schnell und stark auszudehnen. Die Folgen im Engelbergtunnel: Die 50 Zentimeter dicke Fahrbahn verformt sich. Deshalb werden die Wände und die Fahrbahnen im Tunnel verstärkt, und eine stählerne Zwischendecke wird eingezogen. Weil es sich anbietet, wird im Zuge der Sanierung auch die komplette Betriebs- und Sicherheitstechnik der beiden Tunnelröhren auf den neuesten Stand gebracht. Lüftung, Brandmelde-, Lautsprecher- und Videoanlage sowie die Beleuchtung werden ausgetauscht.

Die Bauzeit

Veranschlagt ist eine Bauzeit von etwas weniger als fünf Jahren, im Mai 2024 soll alles fertig sein. Die erste Bauphase hat bereits im September begonnen. Autofahrer bekommen davon aber nichts mit – obwohl rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche gearbeitet wird. Der Grund: Das Ganze findet unterirdisch statt.

Den drei beauftragten Firmen dürfte schon deshalb daran gelegen sein, sich an den Zeitplan zu halten, weil andernfalls hohe Geldstrafen drohen. Das ist vertraglich festgeschrieben.

Die Kosten

Die Kosten für den Bund, der das Bauprojekt finanziert, belaufen sich auf rund 130 Millionen Euro. Davon entfällt rund ein Drittel auf die Betriebstechnik (42 Millionen), den Rest verschlingen die eigentlichen Bauarbeiten.

Die Folgen für die Autofahrer

Spätestens im Frühjahr 2020, wenn auch oberirdisch gebaut wird, werden Pendler mehr Zeit einplanen müssen. Der leitende Baudirektor, Reinhold Frenzl, verspricht zwar, dass es „tagsüber während der gesamten Bauzeit keine Sperrung geben wird“, langsamer vorangehen, wird es aber trotzdem. Denn ohne Eingriff in den Verkehr kann diese Mammutarbeit nicht vonstatten gehen: Als erstes wird im kommenden Jahr eine Fahrbahn in Richtung München in die andere Röhre verlegt. Damit Autofahrer nicht abgelenkt sind und die Bauarbeiter besser geschützt, arbeiten diese hinter einer Abdeckung. Den 110 000 Fahrzeugen, die den Tunnel täglich passieren, stehen zwar weiter sechs Fahrstreifen – drei in jede Richtung – zur Verfügung, doch sind sie auf einer Seite schmaler. Das Tempolimit liegt deshalb bei 60 Kilometer pro Stunde. In der Zeit zwischen 20 und 5 Uhr, wenn weniger Autos und Laster unterwegs sind, werden einzelne Fahrstreifen allerdings doch dicht gemacht, von 22 bis 5 Uhr können auch mal zwei Spuren dicht sein. Umgeleitet wird der Verkehr aber nicht.

Die Folgen für die Kommunen

Eines der wichtigsten Ziele der Planer ist es, den Verkehr auf der Autobahn zu halten. Er soll möglichst nicht auf die umliegenden Kommunen ausweichen. Ditzingen, Gerlingen und auch Leonberg hatten im Vorfeld große Bedenken geäußert. „Wir in Ditzingen freuen uns, dass es den Planern gelungen ist, durch die weitestgehende Vermeidung von Sperrungen den Ausweichverkehr hoffentlich überschaubar zu halten“, sagt Ditzingens Oberbürgermeister Michael Makurath. Georg Brenner, Bürgermeister von Gerlingen, klingt nicht ganz so optimistisch. Er ist sich sicher, dass der Verkehr zunehmen wird: „Im Falle eines Staus bestimmen auch immer die Faktoren Mensch und Navigationsgerät das aktuelle Fahrverhalten.“

Die neue Technik

Um den Massen an Autos und Lastwagen, letztere machen rund 15 Prozent aus, Herr zu werden, wurde in den vergangenen Monaten die Schildertechnik vor und im Tunnel erneuert. Autofahrer bekommen zudem an allen wichtigen Auffahrten auf LED-Tafeln angezeigt, wie lange sie beispielsweise von Feuerbach bis zum Dreieck Leonberg voraussichtlich brauchen – und wie viel Zeitersparnis es bringt, wenn sie die Autobahn verlassen. Im Normalfall dauert es aber deutlich länger, sich durch Leonberg, Ditzingen oder Gerlingen zu quälen. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass es selbst bei Staus auf der Autobahn zügiger vorangeht als über das Umland“, sagt Reinhold Frenzl.

Die zusätzliche Spur

Dabei helfen, dass es vorangeht, soll eine zusätzliche Spur, die ansonsten beim Vorankommen tabu ist: der Standstreifen. Zwischen Zuffenhausen und Feuerbach darf er ab Februar nächstes Jahr als vierte Fahrspur benutzt werden. Das habe aber nicht direkt etwas mit der Baustelle im Engelbergtunnel zu tun. „Wir hoffen, damit Stau zu reduzieren“, sagt Dirk Abel, Pressesprecher beim Regierungspräsidium Tübingen, das für die Straßentechnik im Land zuständig ist. Möglich ist eine sogenannte „temporäre Seitenstreifenfreigabe“ seit Mai 2013 auf der A 8 vom Kreuz Stuttgart bis Möhringen. Zwischen den Ausfahrten Ludwigsburg-Süd und Zuffenhausen ist im Sommer und Herbst, als die Fahrbahn erneuert wurde, der Seitenstreifen so verbreitert worden, dass Autos dort auch fahren können. „Auf diesem Abschnitt haben wir die Voraussetzungen geschaffen“, sagt der leitende Baudirektor Andreas Klein. „Allerdings muss zuerst noch die Deckenfahrbahn in der Gegenrichtung saniert werden.“ Ende 2020 könnte die Fahrzeuge dort dann ebenfalls auf vier Spuren rollen.

Der Fahrbahnausbau in Ludwigsburg

Schon seit längerem wird darüber diskutiert, auch den Teil der A 81, der durch Ludwigsburg führt, auszubauen. Zuletzt hatte die CDU im Ludwigsburger Gemeinderat nachgefragt. Hier ist geplant, den sogenannten Verflechtungsstreifen, der die beiden Ausfahrten (Ludwigsburg-Nord und Süd) verbindet, zeitweise für den Durchgangsverkehr zu öffnen. Das muss aber vorbereitet werden. Sofern es das Wetter zulässt, werden im Februar an der Stelle Autos und Lastwagen gezählt. Je nachdem, wie die Ergebnisse ausfallen, muss gegebenenfalls der Lärmschutz verbessert werden. Auch Bürger können Einwände gegen die zusätzliche Fahrspur vorbringen. Das Unternehmen Deges, das mit dem sogenannten Planfeststellungsverfahren beauftragt ist, schätzt, dass es mindestens bis Ende 2021 dauert, ehe weitere Schritte besprochen werden können.