Auf der wichtigen Verkehrsachse zwischen Filder und Neckartal herrscht seit Monaten Ausnahmezustand: Die Bauarbeiten für die längere Buslinie 65 zermürben Anwohner und Pendler. Kurz vor knapp die Frage: Wird alles pünktlich fertig?

Filder - Eine Stunde für vier Kilometer! Wer Anfang der Woche die Hedelfinger Filderauffahrt von Heumaden abwärts nehmen wollte, brauchte Nerven wie Drahtseile – oder blieb am besten gleich daheim. Stillstand zu den Stoßzeiten. Der Grund fürs Verkehrschaos: mehrere Ampeln rund um den Hedelfinger Kreisverkehr; es ist der letzte Abschnitt der großen Bauarbeiten. Hintergrund des Ganzen ist die Verlängerung der Buslinie 65 von Obertürkheim über Hedelfingen, die drei Sillenbucher Stadtteile, Birkach und Plieningen bis zum Flughafen.

 

Alles befindet sich jetzt in den letzten Zügen

Zum Fahrplanwechsel bereits, also ab dem 15. Dezember, sollen die gelben SSB-Fahrzeuge auf der neuen Route verkehren. Um das möglich zu machen, wird seit Monaten an der Verbindungsstrecke zwischen Hedelfingen und der Filderebene gebaut. Die größten Neuerungen sind Busstreifen, die den öffentlichen Nahverkehr beschleunigen sollen. Im Zuge dessen wurden mancherorts noch Radwege eingefügt und Haltestellen barrierefrei umgebaut. Die Vorarbeiten zum Großprojekt hatten schon vor gut einem Jahr in Hedelfingen begonnen.

Jetzt befindet sich alles in den letzten Zügen. In Heumaden und am Lederberg sind die Arbeiten abgeschlossen, heißt es aus dem Rathaus. „Derzeit wird die zweite Hälfte des Dürrbachkreisels umgebaut, und in der Heumadener Straße werden die begrünten Mittelinseln erstellt“, teilt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadtverwaltung, mit. Auch ein neuer Deckbelag auf der Heumadener Straße müsse noch aufgebracht werden.

Massive Störungen waren die Konsequenz

Die Bäume im umgestalteten Bereich und im Bereich der Mittelinseln an der Heumadener Straße würden in Abhängigkeit von der Witterung bis zum Frühjahr 2020 gepflanzt. Den Bus soll all das aber nicht mehr beeinträchtigen. „Die verlängerte Buslinie 65 wird ab dem Fahrplanwechsel wie geplant verkehren“, verspricht Birgit Kiefer, eine SSB-Sprecherin. Die Pförtnerampel am Lederberg werde in den Wochen nach Inbetriebnahme noch feinjustiert, fügt sie hinzu.

Freilich geht so ein Vorhaben nicht ohne Sperrungen, Umleitungen und Staus. Da jedoch die Filderauffahrt die Hauptpendlerverbindung von der Filderebene ins Neckartal ist, kam es morgens und abends immer wieder zu massiven Störungen. Falschfahrer und -abbieger waren bis zuletzt quasi täglich zu beobachten, und auch auf den Umleitungsstrecken lagen die Nerven von Autofahrern und Anwohnern bisweilen blank. „Wir haben uns amüsiert über die Fahrkünste mancher Menschen“, sagt etwa der Anwohner Dieter Reuker. Auch er hat Autos beobachtet, die entgegen der Fahrtrichtung durch Baustellenbereiche gekurvt sind, „dass nichts Schwerwiegendes passiert ist, ist ein Wunder“. Dennoch: Zumindest er habe sich gut informiert gefühlt, „die können nicht mehr als ausschildern“.

Ein Nachbar findet deutliche Worte

Ob im Rathaus Beschwerden aufgeschlagen sind? Die Antwort wirkt zurückhaltend. „Im Bereich Hedelfingen wurden Anregungen aus der Bürgerschaft zur Verbesserung von Verkehrszuständen aufgenommen. Behinderungen waren jedoch während der Arbeiten nicht auszuschließen“, teilt Martin Thronberens fürs Tiefbauamt mit. Ein Nachbar findet indes deutliche Worte. Er moniert, „immer wieder praktisch vom Verkehr abgehängt“ worden zu sein, Bushaltestellen seien „ständig hin- und herverlegt“ worden.

Ob durch die Maßnahmen der Bus überhaupt schneller und der Radverkehr sicherer werde, das lässt der Mann dahingestellt. Das sei abzuwarten. Vielen erschlössen sich die Neuerungen indes nicht. Diese Woche erst sei er von drei Autos auf der Busspur überholt worden. Sein Fazit: „Bei uns haben viele das Gefühl, dass da ein Haufen Geld völlig sinnlos verbraten wird für eine Busbeschleunigung, die es nicht braucht und auch nicht gibt, und Alibi-Radstreifen, die völlig sinnbefreit sind.“