Die Konkurrenz durch Billigprodukte in den Supermärkten ist groß. Die Bauern im Kreis Ludwigsburg fordern von der Politik und den Verbrauchern ein Umdenken.

Der Hofladen von Martin Weiberle im Sachsenheimer Ortsteil Hohenhaslach liegt verkehrsgünstig. Abends hält mancher Berufspendler an der Landesstraße zwischen Heilbronn und Pforzheim, um sich am Automaten mit Eiern, Wurst oder Gemüse einzudecken. Der Boom der Coronazeit, als die SB-Automaten florierten und Kunden Supermärkte mieden, scheint aber vorbei zu sein. „Wir sind auf dem Stand vor der Pandemie“, sagt der Landwirt, der mit Sohn Jochen den 500 Jahre alten Hof in siebter Generation betreibt.

 

Der Hohenhaslacher Bauernladen hat es wie viele andere kleine Lebensmittelgeschäfte nicht leicht, sich gegen die übermächtige Konkurrenz von Aldi, Lidl und Co. zu behaupten. Als Fürsprecher der regionalen Eigenvermarktung sieht sich der Kreisbauernverband Ludwigsburg-Heilbronn. Dessen Führungsspitze besucht an diesem Dienstag den Hof. „Als die Krise kam, gingen die Leute zum Bauern, später aber nicht mehr“, sagt Andreas Schnepf, einer der beiden stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisbauernverbands, der die Interessen von etwa 3200 Landwirten in den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn vertritt. Steigende Energiepreise und Sparzwänge prägten die Zeit seit Beginn des Krieges in der Ukraine.

Trotz der Krise kann die Bauernfamilie Weiberle nach eigenen Angaben weiter auf ihre Stammkundschaft zählen. Einen Hofladen richtete die Familie bereits 1990 auf ihrem Grundstück ein. Stolz ist Seniorchef Martin Weiberle auf die Milchviehhaltung. „Wir haben sie schon im Jahr 2000 so umgebaut, dass der Stall heutigen Standards zum Tierwohl entspricht.“

Heimische Landwirte weisen auf ihre Transparenz hin

Damit die Strukturen der heimischen Landwirtschaft erhalten bleiben, sieht Martin Weiberle vor allem die Verbraucher in der Pflicht. Sie könnten sich zum Beispiel auf saisonales Gemüse besinnen und bräuchten nicht bei jedem Sonderangebot in den Discountern zugreifen – zumal oft nicht klar sei, unter welchen Bedingungen die Produkte hergestellt wurden. „Wir überzeugen durch unsere Transparenz“, sagt Weiberle und sieht darin den entscheidenden Unterschied zu den Supermärkten, die nicht zuletzt durch die Existenzängste der Verbraucher noch einmal verstärkten Zulauf erhielten.

Deutsche Produkte kaufen und dabei im Einzelfall mal 10 oder 20 Cent mehr bezahlen, um damit die örtliche Produktion und das Landschaftsbild zu erhalten – das findet auch Stefan Kerner, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, erstrebenswert. Er kritisiert aber auch die Politik: „Bauern leiden unter einer immer stärkeren Bürokratisierung.“ Vorgaben der Europäischen Union träfen deutsche Betriebe besonders: „Es kann nicht sein, dass wir von der EU pauschal Schutzgebiete auferlegt bekommen.“ Er finde es besser, direkt mit den Landwirten über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu sprechen. Die Aktion „Rettet die Bienen“ im Jahr 2019 habe zu einem achtprozentigen Rückgang der chemischen Stoffe auf den Feldern geführt. „Wir verwenden nur so viel, wie wir müssen und so wenig wie möglich.“

Weitergabe an die nächste Generation klappt nur in der Hälfte der Fälle

Die Weitergabe des Betriebs an die jüngere Generation – wie bei den Weiberles – gelingt nur in der Hälfte der Fälle. „Die Betriebe werden weniger und größer“, sagt Jan Schwarting, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes: Verpachtung zu 30 Prozent und Hofaufgabe zu 20 Prozent seien die Alternativen. Beim Kreisbauerntag am 3.  Februar in Ilsfeld-Auenstein werden die Landwirte über den Berufsstand reden.