An der Salacher Blühwiese haben sich 80 Paten beteiligt, in Ebersbach war das Interesse gering. Die Blühpatenschaften sollen 2020 in die nächste Runde gehen.

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen - Unterschiedlicher könnten die Erfahrungen nicht sein: Die Bauernfamilie Linderich in Salach ist vollauf zufrieden mit der Nachfrage nach Bienen- und Blühpatenschaften, während Landwirt Jonas Keyl vom Rauhwiesenhof in Ebersbach-Roßwälden auf die geringe öffentlichen Resonanz enttäuscht reagiert. Beide Betriebe aus dem Kreis Göppingen waren dem Aufruf des Landesbauernverbands gefolgt und hatten Blumensamen ausgesät, um Bienen und Insekten während der Vegetationszeit genügend Futter anzubieten.

 

Im nächsten Jahr wird das Projekt fortgesetzt

„Ich hatte zu Beginn zwei Anfragen von Interessenten“, berichtet Jonas Keyl. „Denen ging es dann aber nicht schnell genug.“ Von einem der Interessenten wisse er immerhin, dass dieser zu einem anderen Bauern gewechselt sei, berichtet der Landwirt, der im Kreisbauernverband Göppingen als stellvertretender Vorsitzender für die Aktion Blühstreifen geworben hatte.

Trotz der fehlenden Nachfrage hat der Landwirt zwei Blühstreifen und eine kleine blühende Wiese angelegt. Wenn er Paten gefunden hätte, hätte er auch größere Flächen eingesät, beteuert Jonas Keyl. Er ist der Stimmenkönig im Ortschaftsrat von Roßwälden und will das Projekt Blühpatenschaft im nächsten Jahr trotz allem erneut starten.

Die Hasen schätzen die Auswahl an Klee

Fünf mal 200 Meter misst einer der Streifen in Bachnähe neben einem Maisfeld. Den um eine Tonne Mais geringeren Ertrag an Futter für seine Hühner könne er verschmerzen. Was ihn allerdings wurme, sei das schlechte Image der Landwirte, auf das er in den Medien und in öffentlichen Debatten immer wieder stoße, sagt der Unternehmer, bei dem sich 10 000 Legehennen und 37 Pensionspferde tummeln. Es ärgere ihn, wenn die Bauern für alles verantwortlich gemacht würden – sei es das Insektensterben, die Qualität der Böden oder die des Grundwassers, sagt Keyl weiter und zeigt auf die zahlreichen Bienen, Käfer und Schmetterlinge, die sich zwischen den Blüten tummeln. Selbst unter den Hasen hätte sich das breite Futterangebot mit mehreren Kleesorten längst herumgesprochen.

Für wenig Geld viel arbeiten

Die Bauern seien „immer noch die billigsten Landschaftspfleger, das liege auf der Hand. Und Landwirt zu sein bedeute vor allem, für wenig Geld und wenig Urlaub viel zu arbeiten. Gerade beim Insektenschutz wünsche er sich aber mehr Engagement von jedem Einzelnen. Und deshalb sei es Zeit, dass beispielsweise noch mehr Steingärten aus den Wohngebieten verschwänden.

Im Ostalbkreis hat die Kreissparkassenstiftung das Saatgut finanziert

„Wir sind mit der Aktion Blühstreifen im Frühjahr zu spät gestartet“, räumt Johannes Strauß, der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Göppingen, ein. Im kommenden Jahr wolle man professioneller agieren. Schon im Herbst wolle er ein Rundschreiben an die Mitglieder verschicken, außerdem sei der Vorsitzende Hermann Färber im Gespräch mit Banken. Dabei gehe es um die Finanzierung von Saatgut-Blühmischungen. So habe der Verband im Ostalbkreis, dessen Landwirte er genauso vertrete wie in den Kreisen Göppingen und Heidenheim, die Stiftung der dortigen Kreissparkasse für die komplette Kostenübernahme des Saatguts gewinnen können.

An der Salach Blühwiese haben sich 80 Paten beteiligt

In Salach hat sich offenbar die Blumenwiese zu einem beliebten Fotomotiv gemausert, die die Rinderzüchterfamilie von Cornelia Linderich am Staufeneck angelegt und beschildert hat. Von dem dortigen Wanderparkplatz aus sei sogar ein Trampelpfad entstanden, denn die Leute guckten nach, wie sich ihr Patenkind entwickle. Mit der Patenschaft habe man wohl den Nerv der Zeit getroffen.

Insgesamt rund 80 Paten hätten sich mit Beträgen von 15, 49 und 149 Euro an der Staufenecker Bienenwiese beteiligt und dafür gesorgt, dass eine gut neun Ar große Fläche ein Jahr lang artenreich grüne und blühe. Ein weiteres Standbein zum Kartoffelanbau und zur Rinderzucht sei dies allerdings nicht. Zwar könne der Erlös mit dem Maisverkauf mithalten, doch es handle sich nur um eine Marktnische, die sich größere Betriebe leisten könnten. Denn der Anbau von eigenem Futter für die Tiere stehe immer an erster Stelle.