Im Vorfeld der 500. Wiederkehr des Bauernkriegs veranstaltet das Böblinger Bauernkriegsmuseum gemeinsam mit der Universität Tübingen eine Vorlesungsreihe. Ab Ende April gibt es zwölf Mittwoch-Termine.

Im Jahr 1525 befand sich Württemberg in großer Unruhe: Die aufständischen Bauern forderten politische Teilhabe, Freiheiten und Rechte ein – das wurde zur Nagelprobe für die Mächtigen, die Proteste ließen Adel und Kirche um Macht und Privilegien fürchten. Der politische Widerstand der Untertanen reichte dabei von Wirtshausreden bis zu aktivem und gewaltbereitem Engagement – eine der maßgeblichen Schlachten, die die Niederlage der Bauern bedeutete, fand dabei am Goldberg zwischen Böblingen und Sindelfingen statt.

 

Was aber bedeutete diese Ausnahmesituationen für die Menschen in der Region und wie versuchten sie, diese Krise zu bewältigen? Welche Maßnahmen ergriffen Reichsstädte und Klöster wie Reutlingen und Bebenhausen oder Zwiefalten? Und wie versuchte ein vertriebener Herzog, den Aufstand für sich zu nutzen?

Solche und ähnliche Fragen will die Vorlesungsreihe „1525 – Württemberg im Aufstand“ beantworten. Das Böblinger Bauernkriegsmuseum mit Leiterin Lea Wegner kooperiert dabei mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen. Die Vorlesungen starten am 26. April und finden immer mittwochs um 18.15 Uhr im Kupferbau (Hölderlinstraße 5) an der Universität Tübingen statt. Gleichzeitig werden die Vorträge im Internet übertragen und lassen sich so von zu Hause mitverfolgen.

Am 21. Juni ist Lea Wegner, seit Sommer 2022 Leiterin des Böblinger Bauernkriegsmuseums, selbst als Referentin in Tübingen gefragt. Sie rückt in ihrer Vorlesung die Aufständischen in den Vordergrund. Als „Gemaine Landschaft“ gelang es ihnen beinahe, die Herrschaft im Herzogtum zu ersetzen. Aber welche Kenntnisse waren dafür erforderlich? Dies will Wegner näher beleuchten.

In insgesamt zwölf Vorträgen nimmt die Reihe allerdings nicht nur die Akteure und Schauplätze des Bauernkriegs in den Blick, sondern stellt auch die Auseinandersetzung späterer Generationen mit dieser Thematik in den Fokus. Dabei geht es um die SS im Nazi-Regime genauso wie um den sozialistischen Klassenkampf. Denn der Bauernkrieg erfährt bis heute eine vielfältige Rezeption in der Kunst, Kultur und Geschichtsschreibung. Eine Vereinnahmung und Instrumentalisierung erfuhren die Unruhen zu Beginn des 16. Jahrhunderts viel später in der Politik von links wie rechts. Welche Konsequenzen sollten daraus für den Umgang mit historischen Personen und Ereignissen gezogen werden? Und welche gesellschaftliche Relevanz ergibt sich daraus für eine zeitgemäße Erinnerungskultur und den Geschichtsunterricht? Dies sind nur einige der Fragen, die in der Reihe aufgeworfen werden sollen.

Weitere Infos zu den einzelnen Vorträgen sowie den Zugang zur Online-Übertragung unter www.uni-tuebingen.de/studium-generale
und www.bauernkriegsmuseum.boeblingen.de .