Großer Besucherandrang bei der Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft Bad Cannstatt im Kursaal. 500 Gäste zeigten sich im Jubiläumsjahr interessiert.

Bad Cannstatt - Was ein Jubiläum alles bewegen kann. Peter Hasmann und Thomas Kermes, die beiden Vorstände der Baugenossenschaft Bad Cannstatt eG (BGC), blickten bei der Mitgliederversammlung in einen rappelvollen Großen Kursaal. Gut 500 Gäste, davon 279 Mitglieder, waren der Einladung zur Jubiläumsveranstaltung gefolgt, denn in diesem Jahr wird die BGC 125 Jahre alt und ist damit die älteste Vermietungsgenossenschaft in der Landeshauptstadt. Und deren Werte scheinen angesichts der massiven Probleme auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt heute mehr gefragt als je zuvor. So jedenfalls die Meinung von Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. „Sie prägten schon in den Gründungsjahren das Stadtbild und den Zusammenhalt der Bürger“, so der Cannstatter Schultes. Und auch heute sei die Baugenossenschaft Bad Cannstatt noch eine wichtige Stütze des Stuttgarter Wohnungsbaus. „Ein wertvolles Pfund, das es zu erhalten gilt“, so Löffler.

 

Werteorientiert, fest mit der Region verwurzelt und gewohnt zuverlässig. So sieht der Vorstand das Unternehmen auch im 125. Jahr seines Bestehens. Verlassen könne sich die Genossenschaft dabei auf qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, auf ein gewachsenes Netzwerk von Geschäftsbeziehungen sowie auf regionale Kooperationen, wie zum Beispiel mit dem Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus. „Für die Herausforderungen der Zukunft ist die Genossenschaft ebenfalls bestens gerüstet“, führt Hasmann weiter aus. So hat sich die BGC auch im Rahmen des mit der Landeshauptstadt geschlossenen „Bündnisses für Wohnen“ zusammen mit befreundeten Stuttgarter Baugenossenschaften, etwa der BG Münster und BG Luginsland, um ein Grundstück im Neckarpark beworben. „Wenn wir den Zuschlag erhalten, könnten dort 26 neue Mietwohnungen entstehen“, so Hasmann bei einem Blick in die Zukunft.

710 000 Euro Jahresüberschuss

Doch auch das vergangene Geschäftsjahr verlief sehr erfreulich: „Mit einem Jahresüberschuss von rund 710 000 Euro konnte der aufgrund des umfangreichen Bauprogramms prognostizierte Jahresfehlbetrag von 300 000 Euro um rund eine Million Euro übertroffen werden“, verkündete Kermes in diesem Zusammenhang stolz seinen Mitgliedern, „und dies obwohl alle geplanten Instandhaltungs-, Modernisierungs- und Neubauvorhaben realisiert werden konnten“. Beide Vorstände waren sich einig, dass aufgrund des guten Jahresergebnisses auch im Jubiläumsjahr eine Dividendenzahlung in Höhe von vier Prozent ohne Einschränkungen möglich sei und zeigten sich ferner hoch erfreut, dass der Bestand an flüssigen Mitteln Ende 2017 mit rund 2,1 Millionen Euro zu Buche stand.

Als „durchweg gelungene Modernisierung“ bezeichnete Hasmann die in 2017 sanierte Obere Waiblinger Straße 176/178. Im Rahmen dieser energetischen Modernisierung erhielten die Wohnungen neue Bäder, neue isolierverglaste Fenster, eine neue Heizungsanlage, neue Balkone und einiges mehr. Abgerundet wurde die Maßnahme durch den erstmaligen Anbau von Aufzügen an beide Hauseingänge. „Dennoch konnten die geplanten Kosten von 3,1 Millionen Euro um rund 200 000 Euro unterschritten werden“, so Kermes, der noch einmal betonte, dass die Baugenossenschaft auch diesmal – so wie bei allen Sanierungen der vergangenen Jahre – auf eine zusätzliche Mieterhöhung aufgrund der Modernisierung verzichten werde. Zu gegebener Zeit soll es nur eine Anpassung an den Stuttgarter Mietspiegel geben – die erste seit mehr als 14 Jahren.

Energetische Sanierung im Rohrdommelweg

Was das laufende Jahr angeht, so ist die BGC sehr aktiv: So hat im Rohrdommelweg 2 – 12 die energetische Sanierung begonnen. Ein Großprojekt, das in drei Bauabschnitten unterteilt wurde und rund 11,1 Millionen Euro kostet. Insgesamt 127 Wohnungen erhalten bis Ende 2020 neue Bäder und WCs, neue Fenster, Heizkörper und Heizleitungen sowie eine wärmegedämmte Fassade und moderne Hauseingangsbereiche.

Hoch erfreut zeigte sich der Vorstand auch über den Abschluss des Neubauprojektes in der Ruhr-/Pfalzstraße. Nicht nur die Kosten von sechs Millionen Euro wurden eingehalten, alle 23 Wohnungen konnten einige Monate früher bereits im Herbst 2017 bezogen werden. Besonderes Augenmerk legte die Genossenschaft bei diesem Bauvorhaben auf die demographische Entwicklung sowie auf die Entwicklung des Wohnquartiers Winterhalde. Viele kleine Wohnungen, Aufzüge von der Tiefgarage bis ins oberste Stockwerk sowie Räumlichkeiten für einen Nachbarschaftstreff als Begegnungsstätte im Quartier und für ein Servicezentrum für häusliche Pflege und hauswirtschaftliche Dienstleistungen sprechen hier eine deutliche Sprache. Beide Einrichtungen werden von Anna-Haag-Mobil, einem Tochterunternehmen des BGC-Kooperationspartners Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus e. V., betrieben.

Für den Bereich der Hausbewirtschaftung berichtete der Vorstand, dass sich die Durchschnittsmiete in der Genossenschaft auf sieben Euro pro Quadratmeter erhöht hat. „Damit liegen wir weiterhin rund zwei Euro unter der Durchschnittsmiete des aktuellen Stuttgarter Mietspiegels“, so Hasmann, der in diesem Zusammenhang die Stuttgarter Baugenossenschaften als „Garanten für bezahlbaren und sicheren Wohnraum in der Landeshauptstadt“, bezeichnete. Bei der Wahl der turnusgemäß ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder wurden Andreas Göritz, Johann Geyer und Götz Krone in ihrem Amt bestätigt. Vorstand und Aufsichtsrat wurden einstimmig entlastet.