Im Jahr 1919 ist im Gasthof „Zum Adler“ die „Gemeinnützige Baugenossenschaft Zuffenhausen e.G.m.b.H gegründet worden. 100 Jahre später hat sie mehr als 2000 Wohnungen in ihrem Bestand, am genossenschaftlichen Grundgedanken wird nach wie vor festgehalten.

Zuffenhausen - Im Jahr 1919 stand Deutschland vor großen Umwälzungen: Der Erste Weltkrieg war verloren, die Monarchie abgeschafft, es herrschten Elend und Wohnungsnot. Das Deutsche Reich hatte viele Gebiete abtreten müssen, zahlreiche Menschen verließen ihre Heimat und suchten ein neues Zuhause – auch in Zuffenhausen. Um dem Mangel an Wohnraum entgegenzuwirken, wurde am 22. Dezember 1919 im Gasthof „Zum Adler“ die „Gemeinnützige Baugenossenschaft Zuffenhausen e.G.m.bH.“ gegründet.

 

100 Jahre später hat sich vieles geändert. Etwas ist gleich geblieben: Nach wie vor gibt es zu wenig Wohnungen. Und nach wie vor ist man bei der Baugenossenschaft Zuffenhausen (BGZ) bestrebt, Abhilfe zu schaffen. „Der genossenschaftliche Gedanke ist mehr denn je zeitgemäß“, sagt der Vorstandsvorsitzende Hanns Hub. Wohnraum sei kein Spekulationsobjekt. Vielmehr stünde an erster Stelle, die Menschen mit guten und günstigen Wohnungen zu versorgen und auf soziales Handeln und Nachhaltigkeit zu setzen. Gewinne blieben in der Genossenschaft und würden in Modernisierungs- und Bauprojekte gesteckt.

Vom Stammheimer Block zu den Zuffenhäuser Gärten

Anfang der 1920er Jahre wurde das erste Gebäude der BGZ bezogen. Der „Stammheimer Block“ an der Stammheimer Straße hatte 64 Wohnungen und einen Laden. Den Komplex gibt es noch, er steht vor einem kompletten Umbau, beziehungsweise dem Abriss. „Zuffenhäuser Gärten“, so heißt das neue Projekt.

Trotz Inflation (im Jahr 1923 schloss die BGZ-Jahresrechnung mit sage und schreibe 1 132 334 871 363 600 Mark ab) wird in den 1920er Jahren weitergebaut, erst während der Weltwirtschaftskrise von 1932 bis 1935 kommt die Bautätigkeit zum Erliegen. Mit dem Ermächtigungsgesetz von 1933 wird die BGZ der Aufsicht von NS-Funktionären unterstellt; Geschäftsführer und Vorstand werden abgesetzt. Während des Krieges errichtet die Genossenschaft vor allem Arbeiterwohnungen.

Nach dem Krieg zieht die BGZ Bilanz: Von 379 Wohnungen sind 16 komplett zerstört, 12 zu 80 Prozent, 15 zu 50 Prozent und 55 zu 25 Prozent. Erneut kommen Flüchtlinge nach Zuffenhausen, sie brauchen dringend ein Zuhause. Die Währungsreform 1948 bringt neuen Schwung, mehr und mehr können nun die beschädigten Gebäude repariert werden.

1953 wird eine Tochtergesellschaft gegründet, die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Zuffenhausen mbH. Sie dient als Auffanggesellschaft für die Übernahme von 100 Wohnungen in Rot aus der Liquidationsmasse der Wohnungsbaugenossenschaft Schwaben e.G.m.b.H. Mitte der 1960er Jahre startet die BGZ zusammen mit dem Bau- und Heimstättenverein ein Großvorhaben, den Bau des Julius-Brecht-Hochhauses an der Adalbert-Stifter-Straße in Freiberg. 1969 ist der 22-geschossige Komplex mit 440 Wohnungen das höchste Wohnhaus im sozialen Wohnungsbau in Deutschland.

Die BGZ hat mehr als 2000 Wohnungen im Bestand

Stehen in den 1970er Jahren noch Großvorhaben im Pflichtenheft, ist das folgende Jahrzehnt geprägt von kleineren Projekten. In den 1990ern geht die Bautätigkeit stark zurück, viele Ressourcen fließen in Sanierungen, Instandhaltung und Bewirtschaftung des Bestands. Auch im neuen Jahrtausend wird viel Geld in Modernisierungen gesteckt; neu gebaut wird unter anderem auf dem Burgholzhof und auf dem Areal Hohlgrabenäcker.

Wenn Hanns Hub in die Zukunft blickt, sieht er großen Bedarf an seniorentauglichen Wohnungen und an einem guten Quartiermanagement. Auch soll zusammen mit der Stadt der soziale Wohnungsbau weiter vorangebracht werden. 2063 Wohneinheiten in Zuffenhausen, Stammheim, Ditzingen Rohracker, Freiberg, Mönchfeld, Weilimdorf, Zazenhausen, Rot und auf dem Burgholzhof hat die BGZ. Zwar machen immer mehr Reglementierungen und bürokratische Hürden das Bauen und Modernisieren nicht gerade günstiger, dennoch soll laut Hub auch künftig der Genossenschaftsgedanken im Zentrum der Bemühungen stehen.