Aktuell entfernen Mitarbeiter des Landesforstbetriebs im Stuttgarter Wald Bäume. Anwohner kritisieren den „brutal anmutenden Einsatz“ zwischen Degerloch und Schönberg. Die Behörde hält dagegen und erklärt, warum sie keine andere Wahl hat.

Stuttgart/Degerloch - Sabine Heinz-Peters geht regelmäßig im Wald spazieren. Erholsam ist das Ritual seit einigen Tagen allerdings nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Heinz-Peters ist entsetzt. Denn im Wald zwischen Degerloch und Schönberg finden Forstarbeiten statt, die sie und andere Anwohner aus Schönberg als unverhältnismäßig brachial empfinden.

 

Eigentümer des Stücks Staatswald zwischen Waldschule und Schönberg ist der Landesforstbetrieb Forst Baden-Württemberg (Forst BW), der die Arbeiten auch durchführt. „Es ist einfach unglaublich. Rechts und links der Waldwege wird mit großen Maschinen alles weggehauen“, so Heinz-Peters.

Tatsächlich rücksichtlose Willkür?

Seit 21 Jahren beobachte sie die Forstarbeiten im Wald, doch der Umfang in diesem Jahr sprenge alles Dagewesene. „Mir ist klar, dass es sich um einen Nutzwald handelt. Aber es ist eben auch ein Naherholungsgebiet. Das muss man berücksichtigen“, so Sabine Heinz-Peters. Mit ihrer Meinung ist sie nicht allein. Eine weitere Leserin unserer Zeitung berichtet, dass Bäume offenbar wahllos gefällt würden, darunter junge Bäume, und sie spricht von einem „brutal anmutenden Einsatz von großen Maschinen“.

Geht Forst BW tatsächlich mit rücksichtsloser Willkür gegen den eigenen Baumbestand vor? Der Forstbetrieb bestreitet das. Auch der Umfang der Arbeiten sei nicht größer als gewöhnlich, sagt die Sprecherin Kathrin Klein. Entlang des Königsträßles müsse man aus Gründen der Verkehrssicherung Bäume entfernen. „Da die Straße relativ lang ist und die Eingriffe dort besonders sichtbar sind, mag eventuell der Eindruck entstanden sein, dass hier ein massiver Eingriff stattfindet. Dies ist jedoch nicht der Fall“, erklärt Klein.

Verkehrssicherung und Kronenpflege

Forst BW informiert die Anwohner mit Infotafeln über die Hintergründe der Arbeiten, hat diese auch im Amtsblatt angekündigt und den Degerlocher Bezirksvorsteher informiert. Sabine Heinz-Peters hegt trotzdem Zweifel. Das Argument der Verkehrssicherung hält sie teils für vorgeschoben. Schließlich würden auch im Wald massenhaft Bäume gefällt, nicht nur am Straßenrand, darunter viele junge.

Neben der Verkehrssicherung geht es dem staatlichen Forstbetrieb um die Pflege der Kronen lichtbedürftiger Baumarten wie Kiefer und Eiche. Dabei entnehmen die Förster Bäume, die in die Krone eingewachsen sind, damit die verbleibenden Bäume mehr Licht und Platz haben. 45 Kubikmeter pro Hektar werden dabei entfernt. Diese Menge sei keineswegs überdurchschnittlich, sagt Kathrin Klein, sondern entspreche dem Zuwachs von sieben Jahren. „In diesem Bestand fanden schon länger keine reguläre Holzerntemaßnahmen statt – generell durchforsten wir planmäßig ein- bis zweimal pro Jahrzehnt“ so die Sprecherin weiter.

Massive Trockenschäden

Ein weiterer gewichtiger Aspekt ist zudem der Klimawandel. Auch auf diesen nehmen die Hinweisschilder von Forst BW Bezug. Die Sprecherin Klein führt aus: „Die extreme Trockenheit der letzten Jahre führte dazu, dass insbesondere bei der Buche massive Trockenschäden auftraten. Ferner starben vielfach Eschen aufgrund des Eschentreibsterbens ab.“

Und wie steht es um den laut Bürgern brutal anmutenden Einsatz großer Maschinen? Auch hierfür liefert Forst BW eine Erklärung. Tatsächlich seien die Forstmaschinen größer als einst – was der Natur allerdings zugutekomme. „Die bei dieser Holzernte eingesetzten Forstschlepper entsprechen dem heutigen Stand einer bodenschonenden Holzerntetechnik. Durch die Sechs- beziehungsweise Acht-Radtechnik wird der punktuelle Bodendruck im Vergleich zu kleinen Schleppern deutlich reduziert“, erklärt Klein. Die kleineren Fahrzeuge seien im Staatswald aufgrund just dieses hohen Bodendrucks gar nicht mehr erlaubt.