Am Bronnen bei Wiesensteig gibt es weder Uhu noch Juchtenkäfer. Artenschutzrechtlich sei ein Baumwipfelpfad dort also genehmigungsfähig, sagt ein Gutachter.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Wiesensteig - Der Naturschutz steht dem Bau eines Baumwipfelpfads auf dem Bronnen bei Wiesensteig offenbar nicht entgegen. Dies ist die Einschätzung von Gunther Matthäus von der Gruppe für ökologische Gutachten (GÖG) in Stuttgart. Der promovierte Biologe hat mit einem achtköpfigen Team seit März Vögel, Kleinsäuger, Amphibien und Käfer in dem Gebiet beobachtet, in Lebendfallen gefangen und kartiert. Ein vollwertiges Gutachten liege zwar noch nicht vor. Es werde erst im Laufe des weiteren Genehmigungsverfahrens in Auftrag gegeben. Schon jetzt zeichne sich aber ab, dass der Wipfelpfad aus naturschutzfachlicher Sicht genehmigungsfähig sein dürfte.

 

Schutzgebiete sind keine Käseglocke

Der Bronnen unterliegt der europäischen Vogelschutzrichtlinie und ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Außerdem grenzt das Gelände an zwei FFH-Flächen (Flora-Fauna-Habitat). Alle diese Schutzgebiete stülpten aber keine Käseglocke über die Landschaft, sagte Matthäus. Naturschutzrechtlichen Konflikten könne also abgeholfen werden.

Wie erwartet, habe sein Team eine reiche Vogelwelt mit Neuntöter, Rotmilan und Schwarzspecht am Bronnen vorgefunden, außerdem sieben Fledermausarten. „Das ist eine ganze Menge“, sagte Matthäus. Streng geschützte Tiere seien aber die Ausnahme gewesen. Ein ähnliches Bild ergab sich bei Amphibien und Käfern. So habe man zwar den Alpenbock nachweisen können. Dies sei aber lange nicht so brisant wie das Vorkommen des Juchtenkäfers, der die Arbeiten für Stuttgart 21 zwischenzeitlich gestoppt hat.

Klebt der Uhu zu Unrecht in der Broschüre?

Ärgerlich für die Gegner ist, dass der Gutachter auch die Existenz von Uhus auf dem Gelände bezweifelt. Ein Bild dieses streng geschützten Vogels hatten sie auf ihre Broschüre gedruckt. Der Uhu brüte zwar in den Felsen des Albtraufs, sei aber auf dem potenziellen Wipfelpfadgelände allenfalls Futtergast, sagte Matthäus. Dies sei aus artenschutzrechtlicher Sicht nicht relevant. Bei Wulf Gatter, der als Förster die Randecker Maar betreut, erntete er damit Kopfschütteln. Er kartiere am Bronnen seit 30 Jahren und habe den Uhu immer wieder beim Brüten beobachtet.