Vom Staat gefördert: Mit dem Bauprojekt in der Höfinger Straße in der Ditzinger Kernstadt setzt die Kommune ihr Vorhaben, mehr erschwingliche Wohnungen zu schaffen, weiter um. Gleichwohl bringt die Bauphase den Bürgern Einschränkungen.

Ditzingen - Auch Menschen mit schmalem Geldbeutel sollen in Ditzingen leben können. Mit dem Bauprojekt in der Höfinger Straße 9 in der Kernstadt setzt die Kommune ihr Vorhaben, mehr erschwinglichen Wohnraum zu schaffen, weiter um. Die Bebauung des Areals sei nicht nur ein weiterer Schritt zur Entwicklung der Innenstadt, sagt der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) beim Spatenstich am Mittwochabend. Das Projekt bedeute auch den Wiedereinstieg in den sozialen Wohnungsbau in Ditzingen. „Es ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, den sozialen Wohnungsbau zu aktivieren.“ Damit entspreche das Vorhaben „in besonderem Maß“ den wohnungspolitischen Zielsetzungen der Stadt, zusätzlichen Wohnraum zu vertretbaren Preisen bereitzustellen.

 

Der im Februar vorigen Jahres vom Gemeinderat abgesegnete „Masterplan Wohnen“ sieht vor, dass Ditzingen moderat wächst. Bis zum Jahr 2035 soll die Zahl der Einwohner um 1300 auf dann rund 26.300 steigen. Dafür sind jedes Jahr im Schnitt 66 neue Wohneinheiten nötig. Ein Viertel der Neubauten inklusive dem kommunalen Wohnungsneubau muss geförderter beziehungsweise bezahlbarer Wohnraum sein. Geförderte Wohnungen kosten ein Drittel weniger als die ortsübliche Vergleichsmiete, bezahlbarer Wohnraum liegt zehn Prozent unter ihr oder dem gutachterlichen Verkehrswert (Marktwert).

Wo noch öffentliche Parkplätze und Wiese sind, errichtet die Baugenossenschaft Zuffenhausen 24 öffentlich geförderte Wohnungen in zwei Mehrfamilienhäusern. Nach Jahrzehnten ist dies das erste Objekt, das der Gemeinderat gezielt und vorwiegend dem sozialen Wohnungsbau zuführte. Inzwischen steht auch fest, dass die Hälfte der geplanten 14 Wohnungen auf dem Johanneshaus-Areal an der Ecke Korntaler Straße und Knielstraße gefördert sein soll.

Eine Baugenossenschaft mit großen Plänen

Finanzielle Unterstützung erhält die Baugenossenschaft aus dem Förderprogramm Wohnungsbau BW. Dieses und nächstes Jahr gibt das Land eine Finanzspritze von rund 250 Millionen Euro für den Bau neuer Sozialmietwohnungen. Die Baugenossenschaft, die 2019 ihr 100-Jahr-Bestehen feierte, investiert mehr als neun Millionen Euro in das rund 1600 Quadratmeter große, einst städtische Areal an der Glems. Die ersten Bewohner können wohl im Sommer 2022 einziehen.

Ursprünglich sollte in der Höfinger Straße auf mindestens 50 Prozent der Wohnfläche öffentlich geförderter Wohnraum entstehen. „Weil wir unbedingt hier in Ditzingen gewinnen wollten, haben wir die Quote der geförderten Wohnungen auf 100 Prozent erhöht“, sagt der Vorstand Bernd Heinl. Dank des Förderprogramms des Landes komme man „gerade so“ wenigstens auf eine schwarze Null heraus. „Für einen reinen Bauträger ist das sicher zu wenig, für eine Genossenschaft ausreichend – vor allem dann, wenn sie sich beim Wettbewerbsauslober für weitere Projekte empfehlen will“, sagt Bernd Heinl und lacht.

Er betont aber auch, wie schwer bezahlbare Grundstücke zu bekommen seien. Doch nur dort lasse sich geförderter Wohnraum finanziell darstellen. Solche Wohnungen müsse man kompakt bauen, sie hätten aber den gleichen Standard wie andere Wohnungen, etwa bodengleiche Duschen oder Fußbodenheizung.

Langes Warten auf eine erschwingliche Wohnung

Die Genossenschaft ist bestrebt, Wohnungen für das „Rückgrat der Gesellschaft“ zu bauen: Familien oder Haushalte mit eigenem, aber geringerem Einkommen wie Erzieher, Krankenschwestern, Altenpfleger oder Supermarktmitarbeiter. „Das ist die Einkommensschicht, für die wir bereits unsere früheren Wohnungen in Ditzingen gebaut haben“, sagt Heinl: Zwischen 1957 und 1969 errichtete die Genossenschaft 149 Wohnungen in der Bauern-, Zollern- und Weilimdorfer Straße, davon 133 geförderte. Heute schaffe die Genossenschaft zudem Wohnungen für Ältere mit kleinerer Renten und Bedarf an einem barrierearmen Umfeld.

Für den Oberbürgermeister spielen Genossenschaften beim Bau bezahlbarer Wohnungen eine wichtige Rolle. Das Thema sei ein schwieriges Feld, liege die Rendite doch deutlich unter der auf dem freien Wohnungsmarkt, so Makurath. Ihm zufolge suchen in Ditzingen immer mehr Menschen erschwingliche Wohnungen. „Wir haben regelmäßig 200 Personen auf der Warteliste“, sagt der Rathauschef. Die Zahl nehme zu. Um dem Bedarf im Ort Rechnung zu tragen, sollen bei der Belegung der 24 Wohnungen Bewerbungen von Ditzingern bei gleicher Eignung vorrangig berücksichtigt werden.

Parkplätze fallen ersatzlos weg

Zwar werden die rund 30 öffentlichen Parkplätze, die vorwiegend Besucher des Ortszentrums nutzen, später in einer Tiefgarage untergebracht sein – bis dahin fallen sie allerdings weg. „Wir haben in der Stadt keine Fläche in der Größe als Ersatz“, sagt der Rathauschef Makurath. Die Bauphase werde eine „schwierige Phase“ und eine „gewisse Beengung“ bringen.

Zugleich verweist Makurath auf Erhebungen, wonach man in der Stadt Parkplätze finde. Er geht davon aus, dass die Autos verstärkt in der Tiefgarage unterm Laien und auf dem Schlossparkplatz abgestellt werden. Bernd Heinl versichert, dass die gut befahrene Höfinger Straße allenfalls mal teilweise gesperrt werde. Eine Vollsperrung sei nicht geplant.