Die Bausparbranche blickt auf Wüstenrot: Während das Ludwigsburger Institut noch überlegt, Revision vor dem Bundesgerichtshof einzulegen, zeichnet sich eine neue Kündigungswelle von lang laufenden Verträgen ab.

Stuttgart - Im Streit um die Kündigung von lang laufenden Bausparverträgen könnte in Kürze eine wichtige Hürde genommen werden. Die Bausparkasse Wüstenrot hat nur noch wenige Tage Zeit, gegen ihre Niederlage vor dem Oberlandesgericht Stuttgart vorzugehen und Revision vor dem Bundesgerichtshof einzulegen. Bausparkunden warten schon lange darauf, dass die Frage, ob Bausparkassen unter bestimmten Umständen alte Bausparverträge kündigen dürfen, dem Bundesgerichtshof vorgelegt wird. Knackpunkt ist, dass Kunden das Baudarlehen lange Zeit nicht in Anspruch nehmen und einfach die hohen Zinsen auf ihr angespartes Guthaben mitnehmen.

 

Die Auseinandersetzung trifft die ganze Branche. Die Bausparkassen haben über viele Jahre Verträge mit Guthabenzinsen über vier Prozent verkauft. Damit haben sie Kunden geworben. Heute sitzen die Institute auf einem großen Bestand an Altverträgen, für den sie hohe Zinsen zahlen müssen, die sie selbst nicht mehr erwirtschaften. Mehr als 200 000 Verträge haben die Bausparkassen gekündigt. In diesem Jahr könnten nach Einschätzung von Branchenexperten noch einmal 50 000 bis 100 000 Kündigungen folgen.

Bei einer Umfrage unserer Zeitung äußern sich die Bausparkassen zurückhaltend zu diesem Thema. Die Bausparkasse Wüstenrot wird „nach aktuellem Stand“, so ein Sprecher, „nur einige wenige tausend Kündigungen aussprechen“. Bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall „dürften es sich bei weitem nicht mehr um so viele Kündigungen handeln wie 2015“, sagt ein Sprecher. 2015 hat Schwäbisch Hall rund 50 000 Verträge gekündigt. Bei der LBS Baden-Württemberg betreffen die Kündigungen in diesem Jahr weniger als 0,5 Prozent des Vertragsbestandes von 1,7 Millionen. Demnach werden bis zu 8500 Verträge gekündigt. Das BHW sagt lediglich, an der Praxis der Kündigungen werde man festhalten.