Der erste Bauabschnitt der Generalsanierung des Wagenburg-Gymnasiums in Stuttgart liegt im Zeitplan. Im Provisorium auf dem Wagenburgplatz lässt sich gut unterrichten und lernen.

Stuttgart - Für Schüler, Lehrer und Eltern des Wagenburg-Gymnasiums ist das jetzt zu Ende gehende erste Halbjahr des Schuljahrs 2021/22 ein ganz besonderes Schulhalbjahr. Ein Drittel des altehrwürdigen, denkmalgeschützten und deutlich in die Jahre gekommenen Gebäudes von Martin Elsässer ist eingerüstet, eine Trennwand von ganz unten bis ganz oben schirmt den Schulbetrieb vom Baustellenlärm und -staub ab. Die Oberstufenklassen werden im Container-Provisorium auf der Wiese des Wagenburgplatzes unterrichtet, manche Lehrerinnen und Lehrer müssen an einem Schultag mehrfach von oben nach unten und zurück pendeln. Die in drei Bauabschnitten geplante Generalsanierung des Wagenburg-Gymnasiums ist also in vollem Gang - und Michael Nowak, der Leiter des Gymnasiums, ist sehr zufrieden: „Bis jetzt hat alles toll geklappt.“

 

Die Sanierung verzögerte sich zunehmend

Viele Jahre lang ist über die längst überfällige Generalsanierung des Gymnasiums diskutiert worden, mal gab es Streit über die Containerlösung, mal über eine Interimsvariante in der ehemaligen hauswirtschaftlichen Schule am Stöckachplatz, die gerade abgerissen wird. In jedem Fall hat sich die Sanierung immer weiter verzögert, bis es dann in den Sommerferien 2021 doch endlich so weit war.

Das Provisorium auf dem Wagenburgplatz, gegen das zunächst einige Anwohner protestiert hatten, wurde rechtzeitig zum Schuljahresbeginn 2021/22 fertig und konnte eingerichtet und bezogen werden. Gleichzeitig wurde der Altbau in den Sommerferien vorbereitet: Auf dem oberen Schulhof wurde ein außen liegendes Fluchttreppenhaus in Gerüstbauweise aufgestellt, damit auch während der Bauzeit alle notwendigen Rettungswege vorhanden sind. Für den ersten Bauabschnitt wurde der Flügel in Richtung Gerokstraße eingerüstet. Anschließend wurde dieser nördliche Gebäudebereich bis auf den Rohbau entkernt.

Originale Deckenkonstruktion aus dem Baujahr 1914

Dabei nahm man vor allem die alten Rippendecken genau unter die Lupe. Diese Deckenkonstruktionen sind noch original aus dem Baujahr 1914, das Gebäude war aber im Krieg schwer beschädigt worden. Jetzt stellte sich heraus, dass nicht mehr alle Decken nach heutigen Standards ausreichend tragfähig sind. Deswegen wurden zum Teil zusätzliche Stahlträger eingezogen. Außerdem werden die Rippendecken im Zuge der Sanierung auch brandschutztechnisch auf einen zeitgemäßen Stand gebracht.

„Das erlebt man glaub ich nur einmal im Leben, dass die Schule generalsaniert wird“, sagt Michael Nowak, der seit fünf Jahren am Wagenburg-Gymnasium unterrichtet und pünktlich zum Beginn der Bauarbeiten als Nachfolger der langjährigen Rektorin Petra Wagner die Schulleitung übernahm. Nowak, Jahrgang 1979, hat Englisch und Geografie für das Lehramt an Gymnasien studiert, unterrichtete vorher an Schulen im Frankfurter Raum und war auch im Schulamt für die Stadt und den Landkreis Offenbach tätig. Als er an das nach den Plänen von Martin Elsässer (Stuttgarter Markthalle, Gaisburger Kirche) errichtete Wagenburg-Gymnasium kam, fühlte er sich gleich an seine hessische Heimat erinnert: Elsässer war auch in Frankfurt tätig gewesen und hat dort unter anderem die Großmarkthalle gebaut, die allerdings für den Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) vor einigen Jahren zum Teil abgerissen wurde.

Ein Bauabschnitt pro Schuljahr

„Derzeit liegen wir ganz gut im Plan“, sagt Nowak und das wird auch vom städtischen Hochbauamt und vom Schulverwaltungsamt bestätigt. Und auch der Schulbetrieb läuft trotz der Zweiteilung gut, auch in dem großen Provisorium auf der anderen Seite der Wagenburgstraße. „Die Räume hier sind wirklich state of the art“, freut er sich. Überall funktioniert das WLAN, jeder Raum hat Computer, Beamer mit der neuesten Technik, Lautsprecher, iPads für die Klassenräume sind inzwischen auch eingetroffen. Nowak: „Die Räume sind hell, sie sind warm, sie sind gut durchlüftbar, wir können die Fenster gut aufmachen. Hier lässt sich einfach gut unterrichten, hier lässt sich gut lernen.“

Genau so soll es künftig auch in den sanierten Klassenzimmern im alten Gebäude sein. Bis es so weit ist, wird es allerdings noch etwas dauern. In jedem Schuljahr soll einer der drei Bauabschnitte erledigt werden, die erforderlichen Umzüge finden alle in den Sommerferien statt. „Die Logistik, die hinter dem ganzen Thema steckt, ist natürlich enorm“, sagt der Schulleiter. „Das funktioniert nur, wenn alle Beteiligten miteinander sprechen. Natürlich hat man zwischendurch gestöhnt, aber letzten Endes hat bis jetzt alles toll funktioniert.“

Oben wird gebaut, unten unterrichtet

Aktuell werden im ersten Gebäudedrittel die Elektro-, Wasser- und Heizleitungen verlegt und die dezentralen Lüftungsanlagen eingebaut. Außerdem werden gerade die bisherigen Kippfenster gegen neue Fenster in Anlehnung an die Elsässer-Pläne mit Profilierung und Sprossen ausgetauscht. Die neuen Fenster lassen sich dann auch wieder ganz öffnen, was in Pandemie-Zeiten auch dringend notwendig ist.

So lange oben gebaut wird, muss auch unten im Provisorium unterrichtet werden. Das bedeutet für Schüler und Lehrer auch regen Pendelverkehr über die Wagenburgstraße. Dafür wurden inzwischen weiter verbesserte, gut sichtbare und beleuchtete Überwege angebracht. Trotzdem beobachten der Schulleiter, das Lehrerkollegium, die Eltern und auch die Nachbarschaft die Situation dort genau. Nowak: „An dieser Straße fährt kein Mensch 30“, hat er festgestellt. Deswegen sei wichtig erst dann loszulaufen, wenn die Autos auch wirklich stehen. Nowak: „Die Schüler halten sich mittlerweile ziemlich gut dran. Sie haben selbst gemerkt, dass es sonst gefährlich wird.“