Im Jahr 2022 sind die Nerven mancher Autofahrern im Kreis Ludwigsburg besonders strapaziert worden. Auf mehreren Hauptverkehrsstraßen gab es monatelange Sperrungen.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Besonders brisant war die Lage beim Breuningerland in Ludwigsburg. In den Sommerferien wurden hier gleich mehrere Straßen saniert, darunter die Hauptzufahrt zum Einkaufszentrum und umliegenden Gewerbegebiet. Die Folge: Chaos. Teils ging gar nichts mehr. Mancher Autofahrer fuhr daher gar an der Absperrung vorbei. Wegen des Dauerstaus riefen am ersten Samstag nach der Baustelleneinrichtung mehr als 80 Leute die Polizei, die dann den Verkehr regelte. Ein Vor-Ort-Termin mit Bauleitung, Polizei sowie Vertretern der Stadt und des Regierungspräsidiums wurde einberufen, unter anderem die Ampelschaltung justiert. Das Chaos legte sich – Ende September war die Baustelle abgeschlossen.

 

Auch Tamm war dadurch schwieriger als gewohnt zu erreichen. Und dort sahen Verkehrsteilnehmer sich der nächsten Großbaustelle gegenüber: Von Februar bis September wurden die beiden Ortsdurchfahrten saniert, auf ihnen ein Radweg angelegt. Der schließt eine Lücke im Radwegenetz. Und seit März wandert zudem eine Baustelle durch die Stadt, da ein Nahwärmenetz verlegt wird. Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Nachbarn Asperg, wo seit April 2021 die Ortsdurchfahrt erneuert wird. Die war zur schlechtesten Landstraße im Kreis gewählt worden. Der fünfte Abschnitt wurde vor Weihnachten fast fertiggestellt, Mitte Januar startet der sechste. Fertig möchte man Ende August sein. Eine Herausforderung für manchen Autofahrer: Die Stadtverwaltung wies keine Umleitung aus, damit der überregionale Verkehr Asperg großräumig umfährt.

Interims-Kreisverkehr bewährt sich

Bewusst und unbewusst liegen bei der Sternkreuzung in Ludwigsburg nah beieinander. Während der Sanierung des B-27-Tunnels wurde auf der darüber liegenden Kreuzung übergangsweise ein Kreisverkehr eingerichtet. Der war auf dem Papier in der Theorie eigentlich zu klein für die große Zahl an Fahrzeugen, die ihn passiert. Doch der Verkehr lief flüssig. Der Gemeinderat entschied deshalb, zunächst testweise erneut einen Kreisverkehr einzurichten. Dessen Bau verzögerte sich nun wetterbedingt, er soll Mitte Januar entstehen. Bewährt er sich, dürfte er sogar zur Dauerlösung werden. Stau gab es während der mehrmonatigen Baumaßnahme dennoch, vor allem auf der B-27-Abfahrt aus Richtung Bietigheim-Bissingen.

Drei Umleitungen führen durch Freiberg

Hoch her ging es zeitweise in Freiberg am Neckar. Umleitungen aus Benningen, Marbach und Murr sowie Pleidelsheim und Ingersheim führten durch die Stadt. Das beanspruchte vor allem die sowieso schon stark befahrene Landstraße aus Richtung Pleidelsheim über Maß. Dass die Neckarbrücke auf dieser Strecke nicht breit genug für sich begegnende Laster ist, verstärkte den Rückstau zusätzlich. Immerhin: Die Umleitung von und nach Benningen fiel Ende September weg, als die ersehnte Umgehung eingeweiht wurde. Damit hatte auch die Sperrung der Verbindung nach Marbach und Murr ein Ende. Seit Anfang Dezember ist zudem die alte Neckarbrücke saniert. Und auch die Kreuzung zwischen Benningen, Marbach und Murr ist wieder frei, nachdem sie teils unter Vollsperrung ausgebaut worden war.

Neckar über Monate nicht passierbar

Gleich drei Großmaßnahmen liefen in Pleidelsheim und Ingersheim parallel. In Pleidelsheim wurden seit März nach und nach alle vier Durchfahrten samt Kanalsystem saniert. Die Straßen Richtung Marbach, Freiberg und Mundelsheim waren zuerst fertig, Anfang Dezember folgte der Abschluss gen Ingersheim. Währenddessen wäre die Überfahrt nach Ingersheim aber sowieso unmöglich gewesen – die Neckarbrücken wurden seit Mai saniert und waren nur zu Fuß und per Rad passierbar. Seit 20. Dezember rollen die Autos wieder. Das war später als erhofft, doch die Schäden waren größer als erwartet. Seit März war außerdem die Durchfahrt Ingersheim wegen Kanalarbeiten gesperrt. Verzögerungen gab es, weil man auf Fels stieß. Seit Mitte Dezember ist die Straße frei.

Zwei Baustellen trafen in Besigheim aufeinander. Die B-27-Enzbrücke nach Walheim wurde leicht versetzt neu gebaut – die Verbindung war in den Sommerferien gesperrt. Zu Verzögerung kam es, weil kurzfristig zusätzlich ein Mittelpfeiler gebaut werden musste. Zeitgleich wurde die B 27 in Besigheim in acht Abschnitten saniert. Durch die zwei Maßnahmen konnten Autofahrer kurzzeitig weder Enz noch Neckar überqueren. Seit dem Spätsommer heißt es: freie Fahrt.

Seit Anfang 2020 wurde an der B 27 in Kornwestheim gebaut. Einen Höhepunkt gab es im März zu beobachten, als ein Teil der neuen Gumpenbachbrücke seitwärts über zehn Meter an seine Position geschoben wurde. Die Technik feierte eine landesweite Premiere. In der Folge verzögerte sich wegen Lieferschwierigkeiten die Fertigstellung. Seit Ende Juli fließt der Verkehr ohne Einschränkung. Im Mai war zudem die östliche B-27-Ausfahrt Kornwestheim-Nord wegen Kanalarbeiten einen Monat lang gesperrt.

Zentrale Brücken fertiggestellt

Brückenarbeiten unter Vollsperrung gab es auch an der Bottwar in Großbottwar. Für die Umleitung waren vorab auf dem A-81-Zubringer eine Abbiegespur sowie für Fußgänger und Radfahrer ein Steg über die Bottwar gebaut worden. Eine beim Brückenabriss gefundene Weltkriegsbombe wurde abtransportiert und zur Explosion gebracht. Seit Anfang Dezember ist die neue Brücke fertig.

In Korntal verspätete sich die Fertigstellung der Bahnbrücke auf der Verbindung zur Autobahn mehrfach. Die Sanierung war auf acht Monate angesetzt, gearbeitet wurde letztlich von April 2020 bis September 2022. Unweit musste die B-10-Ausfahrt Neuwirtshaus/Korntal im Sommer fünf Tage gesperrt werden, die Straße von Korntal nach Zuffenhausen zum Porscheplatz vier Wochen. Ende Oktober war sie wieder befahrbar. Restarbeiten stehen aus – jedoch ohne Sperrung.

Von April bis Mitte Dezember war zwischen Enzweihingen und Riet vollgesperrt. Seit Mai ist zwischen Unterriexingen und Untermberg kein Durchkommen. Fertig möchte man hier im ersten Quartal 2023 sein. Im Sommer war auch zwischen Kirchheim am Neckar und Hohenstein dicht. Im Nachbarkreis in Kirchberg an der Murr war zeitgleich die Ortsdurchfahrt zwei Monate gesperrt.