In den Sommerferien steigt der Baulärm auch abseits der Autobahn 81. Zumeist erhalten ramponierte Fahrbahnen eine neue Asphaltdecke. Die neu angelegte Strecke und der Radweg zwischen Besigheim und Gemmrigheim haben jedoch Schönheitsfehler.

Kreis Ludwigsburg - An etlichen Straßen im Kreis Ludwigsburg wird gebaggert, gewalzt und gepinselt – Sommerferien halt. Da werden die Asphaltschneisen für verkehrsgeplagtere Zeiten hergerichtet. Einige Baustellen sind bereits für viel Geld vollendet – nicht immer gelungen.

 

Die untrüglichen Propheten, dass es bald losgeht, sind die blau-weißen Chemieklohäuschen, die orangeuniformierte Servicekräfte mit derben, dunkelgrünen Gummihandschuhen abladen und ins Gelände stellen. Toi, toi, toi – das Geschäft der Straßenbauer kann beginnen. Dann kommen die Umleitungsschilder und die rot-weißen Sperrschranken und dann, gleich morgens um 7 Uhr, der Lärm der Fräsmaschine. Diese Baufahrzeuge mahlen die rissige, Schlagloch übersäte Fahrbahndecke zu Bergen kleiner Gesteinsbrocken – heutzutage wird dieser Bitumenmörtel recycelt.

Autofahrer weichen auf Tempo-30-Zonen aus

Da wir bald in die dritte Ferienwoche gehen, sind schon einige Straßen tagelang gesperrt. Dicht ist etwa die 1,2 Kilometer lange Strecke zwischen Eglosheim und Asperg, weshalb sich viele Autofahrer auf der Suche nach Ausweichrouten durch die umliegenden Tempo-30-Zonen drängeln. Gearbeitet und noch mehr geschwitzt wird auch am Wochenende – trotz der Sommerhitze, die nur noch beim Aufspritzen des Bitumen-Haftklebers getoppt wird, wenn sich Temperaturen von jenseits der 60 Grad entwickeln. Bauherr ist das Land Baden-Württemberg, da soll es schnell gehen. Am Freitag müssen die 650 000 Euro verbuddelt sein und die Blechkarossen auf einer neuen Deckschicht rollen können.

Wer von Freiberg nach Ingersheim will, muss zurzeit über Bietigheim-Buch ausweichen oder runter zum Neckar. Und zwar bis zum Ferienende am 13. September. Für 700 000 Euro werden hier eben- und bestenfalls zwei Kilometer ramponierte Landstraße möglichst von nun an rüttelfrei gemacht. Kurze Baustelle – große Wirkung: das gilt noch bis 20. August für die abgeriegelte Ortsdurchfahrt von Hohenstein, sagt Pressesprecherin Caren Sprinkart vom Landratsamt in Ludwigsburg. Hier nutzt die Stadt Bönnigheim die Gunst der Straßensanierung (Kosten: 170 000 Euro) dafür, im Boden liegende Versorgungsleitungen zu erneuern. Mit dem Effekt, dass es zwischen Kirchheim und Bönnigheim nur für ortskundige Radler ein Durchkommen gibt.

Gerlingen: Umleitungsschilder prägen die Innenstadt

Straßen aufgerissen werden außerdem in Erligheim und Freudental, am Kreisverkehr in Heimerdingen und zwischen Poppenweiler und Marbach (Baubeginn 21. September, Kosten 400 000 Euro). In Gerlingen prägen Umleitungsschilder die Innenstadt nicht erst seit gestern. Das sogenannte Träuble-Areal mit Edeka, Polizeistation und Bürgertreff ist kaum fertig und eingeweiht, da sorgt der Bau eines neuen Kreisverkehrs und die Sanierung wichtiger Straßenäste dafür, dass erneut viele Zubringerverbindungen lahmgelegt sind. Kosten: 2,5 Millionen Euro, Dauer: bis weit ins nächste Jahr.

In den letzten Zügen liegen die Arbeitskolonnen nach wochenlanger Sperrung in die Neckarkommune Hessigheim. Zwei Abschnitte der 1,3 Kilometer langen Ortsdurchfahrt sind – trotz etwas hubbeligem Fahrbahnbelag – bereits freigegeben. Der letzte hinauf zur Felsengartenkellerei soll um den 20. September folgen. Hier sind die Arbeiten aufwendiger, da alle Asphaltschichten und zugleich die Wasserrohre erneuert wurden respektive werden. Der Kreis schießt hier 550 000 Euro zu. Auf dass damit das idyllische Weindorf unterhalb bröckelnder Felskletterwände wieder bereit ist für Cabrio-Oldtimer-Fahrer und Lastwagenschleichverkehr, die sich auf der imposanten Neckaruferstraße zwischen Mundelsheim und Besigheim teils waghalsige Überholmanöver mit Renn- und Genussradlern liefern. Denn auch die frequentieren jenes schmale Ufersträßchen gern für ihre touristischen oder sportlichen Zwecke.

Steinheim: Einst babypopo-glatte Straße gleicht einer Rüttelpiste

Apropos Hubbel: Zwischen Steinheim und Kleinbottwar war bis vor wenigen Tagen die anmutig geschwungene und an Fischteichen vorbeiführende Kreisstraße Nummer 1702 blockiert: Im Steinheimer Nordosten wurden neue Wasserleitungen verlegt. Die bis dato eigentlich babypopo-glatte Straße gleicht nun ein wenig einer Rüttelpiste für Testfahrer. Aber vielleicht senken sich die Querhöcker ja noch.

Eher Baulärm als der Krach durchstartender Motoren droht vom 21. August an den verkehrsgeplagten Anliegern in Neckarrems. Die Steigung nach dem Tempo-30-Diktat innerorts hinauf nach Hegnach erhält für eine halbe Million Euro binnen drei Wochen eine neue Decke. Findige Zeitgenossen weichen jedoch seit Anfang der großen Ferien über Poppenweiler – Schwaikheim – B 14 oder über Fellbach aus, um ins Remstal zu gelangen. Schon die Baustelle zwischen Hegnach und Waiblingen hat die Einfallschneise in den Nachbarkreis abgeschnürt.

Verbreiterte Furt unterhalb der Weinberge

Von Rems und Bottwar zurück an den Neckar: Den Radlern zuliebe, sprach Landrat Dietmar Allgaier jüngst in einer kleinen Einweihungsfeierlichkeit, habe der Kreis die Furt unterhalb der Weinberge zwischen Besigheim und Gemmrigheim derart verbreitert, dass sowohl Schlepperfahrer vor, während und nach der Traubenernte als auch die Klientel auf zwei Rädern den an die Straße geschmiegten Wirtschaftsweg benutzen können. Dazu jedoch wurde die Straße auf eine Länge von 1,8 Kilometer in Richtung des Flusses verlegt. Kosten: 680 000 Euro.

Die Crux ist, dass dazu eine Straße aufgerissen wurde, die erst 2013 für eine Million Euro in Schuss gebracht worden war. Und bis zuletzt in gutem Zustand war.

Schwierige Auffahrt auf Radweg

Eine bessere Planung hätte vermutlich auch eine Gefahrenstelle verhindern können. Die Auffahrt zum Radweg bei Besigheim führt über einen vier, eher fünf Zentimeter hohen Bordstein – nicht nur für ungeübte Radler ein unfallträchtiges Hindernis, sobald sie den Spurwechsel zu stumpf vollziehen. Die Rinnsteine seien nicht komplett versenkt worden, um die Wasserführung zu gewährleisten, argumentiert das Landratsamt. Aber: „Da gehört eine Absenkung auf Null her“, sagt Albrecht Kurz vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club in Bietigheim-Bissingen, „das birgt eine hohe Sturzgefahr und muss nachgebessert werden.“ Gerade weil Schüler die Route nutzten – und vermehrt ältere E-Biker, die im zweiten Radfahrerfrühling stehen und dementsprechend oft ungelenk unterwegs sind. In Hessigheim übrigens sind die neuen Randsteine ganz flach – wohl wegen der Autos, die dort halb auf den Gehwegen parken sollen.