Gut drei Wochen nach dem Tunnelanstich wird bekannt: die Stadt muss Mehrkosten von rund 40 Millionen Euro für den Bau des Rosensteintunnels schultern. Damit lägen die Gesamtkosten nun bei 270 Millionen Euro.

Stuttgart - Der seit drei Wochen im Bau befindliche Rosensteintunnel zwischen Wilhelma- und Löwentorkreuzung wird deutlich teurer als bis jetzt kalkuliert. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung muss der Gemeinderat rund 40 Millionen Euro zusätzlich für den Bau der beiden jeweils rund 1,3 Kilometer langen Tunnelröhren bereitstellen.

 

Die nun im Raum stehenden Kosten von mehr als 270 Millionen Euro sollen aber eine „solide Prognose“ für die Gesamtkosten bis zur Fertigstellung des Tunnels im Jahr 2020 sein, ist bei der Stadt zu hören. Bund und Land tragen davon nach wie vor nur einen Anteil von 112 Millionen Euro, den größeren Anteil muss die Landeshauptstadt selbst aufbringen. Im Jahr 2010 lag die Kostenschätzung noch bei 193,5 Millionen Euro. Im Lauf der Jahre erhöhten sich die Ausgaben für das Projekt, das auch den Umbau des Leuze-Tunnelknotens einschließt, auf die beim Tunnelanschlag vor drei Wochen genannten 230 Millionen Euro.

Stadträte werden nach Pfingsten über Details informiert

Die brisante Vorlage mit dem Aktenzeichen 309/2015, die ursprünglich am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) beraten werden sollte, wurde abgesetzt. Die Verwaltung habe noch „internen Abstimmungsbedarf“, erklärte der zuständige Technikbürgermeister Dirk Thürnau im Ausschuss. Das kostenträchtige Papier soll nach den Pfingstferien auf die Tagesordnung kommen.

Weder von Technikbürgermeister noch von den zuständigen Ämtern wurde der im Rathaus kursierende zusätzliche zweistellige Millionenbetrag bestätigt. Dass der Tunnelbau teurer wird, ergibt sich allerdings schon aus der Tagesordnung des Ausschusses: Unter dem abgesetzten Punkt 6 – „Erhöhung der Gesamtbaukosten“ – hätten die Stadträte die erhebliche Verteuerung zur Kenntnis nehmen und genehmigen sollen.

Über die Gründe für die Kostenexplosion war im Rathaus offiziell nichts zu erfahren. Unter der Hand hieß es allerdings, dass das Kostenniveau bei Bauprojekten in den vergangenen Jahren im Großraum Stuttgart stark angestiegen sei. Auch der Grund unter dem Rosensteinpark bereitet den Tunnelbauern offenbar mehr Probleme als ursprünglich gedacht.

Projektkritiker haben Kostensteigerung erwartet

„Die Kostenexplosion auf rund 270 Millionen Euro überrascht uns überhaupt nicht“, sagt Annette Schade-Michl von der Schutzgemeinschaft Krailenshalde, die das umstrittene Tunnelbauprojekt seit Jahren kritisch begleitet. Man müsse auch wirklich kein Prophet sein, um bis 2020 mit Gesamtkosten von rund 300 Millionen Euro zu rechnen.

„Die Stadt wird auf den höheren Kosten sitzenbleiben, weil die Zuschüsse auf 112 Millionen Euro gedeckelt sind“, sagt die Kritikerin. Verkehrsminister Winfried Hermann habe der Bürgerinitiative in einem Gespräch versichert, „dass es vom Land keinen einzigen Cent mehr für den Rosensteintunnel geben wird“, betont Schade-Michl.

Die Schutzgemeinschaft sieht nun vor allem die vom Gemeinderat 2012 beschlossenen 22 Begleitmaßnahmen zur Verkehrsberuhigung in Bad Cannstatt, Zuffenhausen und dem Osten in Gefahr. „Wir haben die Befürchtung, dass nach der Fertigstellung des Tunnels dafür kein Cent mehr übrig ist“, sagt Schade-Michl. Mitte Mai hatte die Verwaltung im Ausschuss für Umwelt und Technik erklärt, dass die Pläne für den Straßenrückbau in einigen Fällen überarbeitet werden müssten.