Der SC Freiburg reitet auf einer Erfolgswelle und reist am Sonntag selbstbewusst zum Topspiel beim Rekordmeister. Wie gehen die SC-Spieler in das Duell?

Der vierte Erfolg im vierten Europa-League-Spiel war gerade unter Dach und Fach, da wurde Mark Flekken bereits mit dem nächsten Arbeitstermin konfrontiert. Am Sonntag bestreitet er mit Freiburg das Gipfeltreffen in München, und die Ausgangslage ist in den Augen des niederländischen Torwarts eindeutig. „Wenn wir jetzt nicht mit einer breiten Brust und einer Menge Selbstvertrauen dort auftreten“, sinnierte Flekken nach dem 4:0 im Nieselregen von Nantes, „dann weiß ich nicht, was man dazu noch braucht.“

 

Der SC Freiburg überwintert in der Europa League

Der Optimismus des 29-jährigen Ballfängers hat seine Gründe, schließlich reihte sich der deutliche Sieg nahe der französischen Atlantikküste nahtlos ein in den Freiburger Erfolgslauf der letzten zwei Monate: Zum Duell bei den Bayern tritt das Ensemble von Christian Streich mit zwei Punkten Vorsprung auf den Rekordmeister an. Und parallel dazu meisterten die Breisgauer den herausfordernden Drei-Tages-Rhythmus zwischen Bundesliga und internationalem Geschäft bislang mit Bravour.

Das erstmalige Überwintern auf kontinentaler Bühne ist ihnen gerade geglückt, der greifbar nahe Gruppensieg würde sogar den direkten Sprung ins Achtelfinale bedeuten. „Das hätte zu Beginn keiner erwartet“, kommentierte Mittelfeldakteur Nicolas Höfler in Nantes erfreut. Und der gebürtige Überlinger sprach dabei im Namen eines Clubs, der während seiner drei vorangegangenen europäischen Versuche in der Liga jeweils deutlich absackte – und dabei in der Saison 2001/2002 sogar den Gang in die zweite Liga antreten musste.

Streich kann auf ein eingespieltes, gewachsenes Team bauen

Früher bezahlten die Freiburger erfolgreiche Spielzeiten meist mit einem beträchtlichen sportlichen Aderlass. Mit Nico Schlotterbeck (nach Dortmund) wechselte auch in diesem Sommer wieder ein wichtiger Leistungsträger zu einem Konkurrenten. Diesmal aber fand sich für die Innenverteidigung adäquater Ersatz – mit Matthias Ginter, der aus Gladbach zum SC zurückkehrte.

„Als ich es das erste Mal gehört habe, dachte ich, das kann doch nicht stimmen“, erinnert sich Übungsleiter Streich – der den Ginter-Deal aber zugleich als Folge des kontinuierlichen Aufschwungs der vergangenen Jahre interpretiert: „Es gibt ja auch ein paar Argumente für diesen Verein.“

Neben der soliden wirtschaftlichen Basis – unter der Woche gab Finanzvorstand Oliver Leki auch für die dritte durch die Coronapandemie belastete Saison ein positives Geschäftsergebnis bekannt – überzeugt dabei vor allem ein Aspekt: Streich kann auf ein eingespieltes, gewachsenes Team bauen – in das die Neuzugänge nun weitgehend problemlos integriert wurden. Neben Stabilisator Ginter fand sich so auch Michael Gregoritsch am neuen Arbeitsplatz schnell zurecht. Schon 2017 liebäugelte der Österreicher mit einem Engagement in Freiburg, entschied sich damals aber noch für einen Wechsel von Hamburg nach Augsburg.

Keeper Flekken: „Haben nichts zu verlieren“

Das Versäumte holte der 28-jährige Offensivspieler jetzt nach, fügte sich nahtlos ins Team ein – weswegen Abwehrchef Ginter als ebenfalls Betroffener erklärt: „Wenn man sieht, wie die Neuzugänge aufgenommen wurden und wie sie spielen, spricht das für die Mannschaft.“

Der gebürtige Freiburger meint damit auch die Offensivkräfte Ritsu Doan (kam aus Eindhoven) und Daniel-Kofi Kyereh (St. Pauli). Und weil das alles so ist, der seit elf Pflichtspielen ungeschlagene Sport-Club zudem enge Spiele wie in Stuttgart (1:0) oder gegen Mainz (2:1) mittlerweile gewinnt, blasen die Protagonisten im Schwarzwald vor dem Kräftemessen mit den Bayern nun ein wenig die Backen auf.

„Wir stehen super da, haben nichts zu verlieren“, findet zum Beispiel Keeper Flekken. Und Teamkollege Höfler verkündet tatendurstig: „Wir sind froh, dass es so gut läuft – und reiten die Welle weiter, so lange es geht.“