In einem eher unspektakulären Spitzenspiel hat der FC Bayern die Leverkusener mit 1:0 geschlagen. Etwas Besonderes war allerdings das Siegtor. Er war der 100 Treffer von Franck Ribéry für die Münchner.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Als noch drei Minuten zu spielen waren in der Münchner Arena, nahm der Leverkusener Karim Bellarabi doch noch einmal einen großen Anlauf, um zu treffen. Wobei ihm der Ball Wurst war. Bellarabi hatte eher die Fußpartie des FC-Bayern-Spielers Sebastian Rode im Auge – und ging parterre zur Sache: brutal, fanden alle umstehenden Bayern-Spieler, die den Schiedsrichter Knut Kircher bestürmten, Bellarabi vom Feld zu schicken. „Rustikal“ allenfalls, befand der Leverkusener Manager Rudi Völler später. Kircher zeigte Bellarabi Gelb. Rode immerhin hatte die Karambolage unverletzt überstanden. Er begnügte sich mit dem Kommentar, dass er persönlich „eine andere Farbe“ gewählt hätte. Und natürlich war ihm bewusst, wie viel Symbolik in der Szene gesteckt hatte: aneinandergeraten waren der Mann, der dem Spiel früh womöglich eine andere Richtung hätte geben könne, und der Mann, der das Spiel später tatsächlich mit entscheiden half zum Münchner 1:0-Sieg. Als nämlich gerade mal drei Minuten gespielt waren in der Münchner Arena, nahm der Leverkusener Karim Bellarabi ein ganz klein bisschen zu wenig Anlauf, um den Ball ins in diesem Moment leere Bayern-Tor zu bugsieren. Es zeigte sich dann zwar Manuel Neuer überwunden, nicht aber Juan Bernat, der in allerletzter Zehntelsekunde auf der Linie ausputzte. So nahe dran war in dieser Saison noch keine Gastmannschaft am Führungstreffer bei den Bayern gewesen (die überhaupt erst drei Tore kassiert haben). Zunächst sah es so aus, als könne Bayern Leverkusen von diesem Auftakt der Partie auch wirklich profitieren. Weiterhin jedenfalls betrieben die Spieler auf Geheiß ihres Trainers Roger Schmidt „großen Aufwand bei den Verlagerungen der Bayern“. Das war taktisch wirklich interessant.

 

Götze ist nicht zu sehen

Pep Guardiola, der Schmidt schätzt („alle spielen sein System“), hatte nicht damit gerechnet, in der Mitte viel erreichen zu können. Schmidt wiederum hatte kaum erwartet, in eben dieser Mitte so viel freien Raum vorzufinden. Der entstand, weil einerseits Mario Götze wenig hilfreich in der Zentrale war und andererseits Robert Lewandowski sich im Sturm aus diesem Bereich nach links versetzt fand, was ihm erkennbar wenig behagte.

Guardiola ist nie um Einfälle verlegen, tat sich nachher aber doch schwer in der Kommentierung seiner Fehlentscheidung, die in der ersten Halbzeit einige Vorteile für Bayer Leverkusen gebracht hatte. In der Pause wurde bei Bayern das System korrigiert, während die Leverkusener wohl allein mit Luftholen beschäftigt waren. Guardiola schickte jedenfalls Rode ins Spiel, an dem Bayern, auch wenn er manchmal nur minutenweise spielt, bisher eigentlich nur Freude gehabt hat. Es reichte dann, dass Rode zwei-, dreimal kurz explosiv antrat und eine Ecke rausholte. Xabi Alonso verlängerte mit dem Kopf auf den linken Fuß des von diesem Moment an wieder gut gelaunten Franck Ribéry. Er schoss sein 100. Tor in seinem 287. Pflichtspiel für die Bayern, und weil es ansonsten danach „vielleicht ein bisschen wenig Spektakel“ (Arjen Robben) war, konnte man zumindest den „best Frenchman ever“ (Guardiola) in der Liga hochleben lassen. Und eher nebenbei verkündete dann noch Simon Rolfes, im 33. Lebensjahr stehend, seinen Abschied zum Ende der Saison.

Den Bayern gehen die Gegner aus

Obwohl Pep Guardiola die Leverkusener im Nachhinein etwas stärker redete, als sie gewesen waren – „wir wissen, gegen wen wir gespielt haben, ein sehr aggressives, sehr, sehr gutes Team“ – war nicht zu übersehen gewesen, dass es den Gästen tatsächlich nur für eine Halbzeit gereicht hatte. Nachdem der FC Bayern nun gegen alle Mannschaften, die dem Team zumindest theoretisch ansatzweise gefährlich werden könnten, gespielt und gewonnen hat (Wolfsburg, Dortmund, Gladbach), hält der Spielplan vor der Winterpause, wenigstens auf dem Papier, noch zwei auf ihre jeweilige Art reizvolle Partien bereit: Am kommenden Samstag muss der FC Bayern zu den jetzt drittplatzierten Augsburgern, was zumindest nach einem kleinen Bayernderby ausschaut. Dann kommt noch der SC Freiburg, gegen den man, gesetzt den Fall, es spielten einmal alle so unbeteiligt wie Götze am Samstagabend und Sebastian Rode wird nicht eingewechselt, schon mal ins Stolpern kommen könnte.

Auf all dies angesprochen allerdings sagte Pep Guardiola, er werde jetzt „erst einmal über ZSKA Moskau nachdenken“, Mittwoch, Champions-League, und er sah dabei aus, als meine er das tatsächlich sehr, sehr ernst.