Für Gerhard Gribkowsky ist der Prozess nach drei Verhandlungstagen vorbei. Die anderen ehemaligen Vorstände der BayernLB müssen sich auf ein langes Verfahren einstellen.

Stuttgart - Im Strafprozess gegen sieben frühere Vorstände der BayernLB hat Richter Joachim Eckert das Verfahren gegen den ehemaligen Landesbanker Gerhard Gribkowsky bereits am dritten Verhandlungstag eingestellt. Der 55-jährige sei zum einen keine treibende Kraft beim Kauf der österreichischen Skandalbank HGAA gewesen, wegen dem am Münchner Landgericht nun verhandelt wird, begründete der Richter seine Entscheidung. „Ein persönliche Bereicherung ist nach Aktenlage nicht ersichtlich“, betonte Eckert zudem.

 

Der ehemalige Risikovorstand Gribkowsky durfte den Gerichtssaal daraufhin verlassen, allerdings nicht als freier Mann. Denn der Ex-Banker sitzt bereits wegen eines anderen Vergehens seit zweieinhalb Jahren im Gefängnis. Gribkowsky hat sich nach Überzeugung eines Münchner Gerichts vom Formel-1-Macher Bernie Ecclestone 2005 mit 35 Millionen Euro bestechen lassen, um Anteile an der Rennserie, die sich im Besitz der BayernLB befanden, einem Ecclestone genehmen Käufer zukommen zu lassen. Gribkowsky sitzt derzeit eine achteinhalbjährige Freiheitsstrafe ab. Als Freigänger darf er das Gefängnis mittlerweile tagsüber verlassen.

Die Anklagebank verließ der 55-jährige mit einem Strahlen im Gesicht. Letztlich hat ihn vor allem auch seine mehrjährige Gefängnisstrafe davor geschützt, dass nun gegen ihn wegen der HGAA weiterverhandelt wird. Der mögliche Strafrahmen bei einer neuen Verurteilung wäre gegenüber seiner aktuellen Gefängnisstrafe nahezu nichtig gewesen, erklären Juristen. Zudem hat Gribkowsky 2007 an der entscheidenden BayernLB-Vorstandssitzung zum fatalen Fehlkauf der HGAA nicht teilgenommen. Damit ist noch lange nicht über Schuld oder Unschuld der anderen sechs Angeklagten geurteilt, deren neidische Blicke Gribkowsky beim Verlassen des Gerichtsaals begleitet haben.

Das verbliebene Sextett steht wegen Untreue in einer Dimension von 550 Millionen Euro und teils auch der mutmaßlichen Bestechung des inzwischen verstorbenen österreichischen Spitzenpolitkers Jörg Haider vor Gericht. Vor allem der ehemalige Chef der zweitgrößten deutschen Landesbank, Werner Schmidt, muss eine Verurteilung fürchten. Richter Eckert hatte bereits klargemacht, dass er den 70-jährigen für die zentrale Hauptfigur des Verfahrens hält.

Als einziger Angeklagter ist heute noch Michael Kemmer als Banker in seiner Funktion als Hauptgeschäftsführer des deutschen Bankenverbands aktiv. Zeitweise stand er als Nachfolger Schmidts auch an der Spitze der BayernLB. Alle Angeklagten, inklusive Gribkowsky, hatten sich zu Prozessauftakt für unschuldig erklärt und die Vorwürfe teils auch als absurd, ehrenrührig oder sogar frei erfunden bezeichnet. Aus ihrer Sicht ist der Kauf der österreichischen Bank nur ein bedauerlicher Fehler gewesen. Das Debakel hat bei der BayernLB bislang einen Schaden von 3,7 Milliarden Euro hinterlassen. Die Landesbank und die inzwischen an die Republik Österreich abgegebene ehemalige Tochter streiten sich vor Gericht aber noch über die Rückzahlung strittiger BayernLB-Kredite an die HGAA im Umfang mehrerer Milliarden Euro.

Siegt die HGAA, könnte sich der Schaden für die Münchner noch nahezu verdoppeln. Gegen die sechs ehemaligen Vorstände wird im Münchner Mammutverfahren voraussichtlich noch bis Ende des Jahres weiterverhandelt.