Beispiellos war der Aufstieg der Beatles. Der Oscar-Preisträger Ron Howard arbeitet in seiner Kino-Dokumentation „The Beatles: Eight Days a Week“ das große Drama heraus, in das die vier Jungs aus Liverpool gerieten.

Liverpool - Kaum eine Bandgeschichte ist akkurater dokumentiert als die der Beatles, die die Popmusik aktueller Prägung in die Welt setzten und alles zum ersten Mal taten: Massen von Mädchen in Ekstase versetzen, wochenlang die Spitzenplätze der Charts belegen, in Stadien auftreten. Die zehnstündige, exzellente TV-Doku „Anthology“ von 1995 beschreibt umfassend, wie die Beatles die 1960er Jahre erlebt haben. 2003 erschien eine DVD-Box, zu der es wenig hinzuzufügen gab.

 

Nun dokumentiert der Oscar-Preisträger Ron Howard („Apollo 13“, „A Beautiful Mind“) die Geschichte der Beatles noch einmal in zwei Stunden – und spielt dabei seine erzählerischen Qualitäten aus. Die USA-Tourneen im Fokus, arbeitet er das große Drama heraus, in das die vier fröhlichen, in räudigen Clubs gestählten Jungs aus Liverpool geraten sind. lange nehmen die eingeschworenen Fab Four alles mit Humor, das Anschwellen der Beatlemania, das wahnsinnige Arbeitspensum, das Abgeschnittensein von der hysterischen Öffentlichkeit. Doch je mehr die kollektive Zuneigung der Fans kippt und sich schließlich bedrohlich gegen die Band richtet, desto verletzlicher wirken deren Mitglieder.

Auf der großen Leinwand kommen die Musiker und die in Ohnmacht fallenden Mädchen den Zuschauern viel näher als im Fernsehen, der Kino-Sound betont die Live-Qualitäten der Beatles in vielen Konzertausschnitten. Bemerkenswert sind die eigens digital restaurierten 35-Milimeter-Aufnahmen aus dem New Yorker Shea Stadium vom 15. August 1965, wo die Beatles vor 55 600 Zuschauern als erste Band überhaupt an so einem Ort vor so einer Kulisse auftraten. 30 Minuten davon gibt es im Anschluss an den Film als Zugabe.

Die Beatles wandten sich vehement gegen die Rassentrennung in den USA

Ein zentraler Teil von Howards virtuoser Montage aus historischem Material auch aus den beiden Beatles-Spielfilmen sind Aussagen prominenter Zeitzeugen. So erinnert sich der Nachrichtenmann Larry Kane, wie seine Chefs ihn drängten, die Einladung des Beatles-Managers Brian Epstein anzunehmen, die Band auf den US-Tourneen 1964 und 1965 zu begleiten. Die afroamerikanische Schauspielerin Whoopi Goldberg, als zehnjährige im Shea Stadium, beschreibt, wie die Beatles ihr Hoffnung gaben in der Zeiten der Diskriminierung – weil sich die Musiker in Jacksonville, Florida, medienwirksam weigerten, vor rassengetrenntem Publikum aufzutreten.

Howard markiert auch den Bruch im Jahr 1966: Eine in Europa harmlos scheinende Äußerung des ironiebegabten John Lennon, die Beatles seien populärer als Jesus Christus, führte in den USA zu Scheiterhaufen aus Schallplatten. Lennon entschuldigte sich, doch die Anfeindungen begleitete die Band während ihrer gesamten US-Tour. Die Konsequenz: Der Auftritt in San Francisco am 29. August 1966 war der letzte offizielle. Die Zeit danach, als die Band sich ins Studio zurückzog und statt Hitsingles für Mädchen wegweisende Rockmusik produzierte, streift Howard, indem er kurz auf „Sgt. Pepper“ eingeht.

Wer nicht viel über die Beatles weiß, dem bietet Howard eine dichte Zusammenfassung. Dank der starken Dramaturgie können sich aber auch Eingeweihte noch einmal anrühren lassen vom beispiellosen Aufstieg und Zerbrechen der größten Popband aller Zeiten.