Franz Beckenbauer verteidigt sich in einem Interview gegen die Vorwürfe um seine Katar-Reisen und die Gas-Connection mit Russland. Fragen der Fifa-Ermittler beantwortete er nicht, weil er das "Juristen-Englisch" nicht verstand.

Franz Beckenbauer verteidigt sich in einem Interview gegen die Vorwürfe um seine Katar-Reisen und die Gas-Connection mit Russland. Fragen der Fifa-Ermittler beantwortete er nicht, weil er das "Juristen-Englisch" nicht verstand.

 

Sao Paulo - Franz Beckenbauer hat jede Form der Vermischung von Fifa-Amt und persönlichen Geschäftsbeziehungen zurückgewiesen, sein Wahlverhalten bei der brisanten WM-Doppelvergabe 2018 und 2022 an Russland und Katar aber weiterhin nicht offenbart.

„Ehrlich gesagt: Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ich habe oft genug erklärt, dass ich für das Thema Korruption der falsche Ansprechpartner bin“, sagte der Fußball-Kaiser in einem Interview der „Bild“-Zeitung. „Es gibt immer noch ein Wahlgeheimnis, das gilt auch für mich“, betonte der 68-Jährige. Beckenbauer merkte aber an, dass er den Empfehlungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gefolgt sei. Der Verband war nicht für Katar als WM-Ausrichter.

"Ganz normale Rolle gespielt"

Bei der Entscheidung über die WM-Gastgeber im Dezember 2010 habe er als damaliges Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees „eine ganz normale Rolle gespielt“, betonte Beckenbauer. Die englische Zeitung „Sunday Times“ hatte in ihrer jüngsten Ausgabe von Reisen Beckenbauers nach Katar auf Einladung des mittlerweile lebenslang gesperrten Ex-Funktionärs Mohamed bin Hammam berichtet. Beckenbauer soll 2009 und 2011 im Emirat gewesen sein, bei der zweiten Reise als Berater zu Geschäftsgesprächen einer Hamburger Firma.

Auch eine Verbindung zwischem dem Fifa-Votum für Russland und seinem anschließenden Engagement für die „Russian Gas Society“ von Gazprom wies Beckenbauer zurück. „Das hatte mit der WM-Vergabe absolut nichts zu tun, ich kannte die Leute damals noch gar nicht. Die Diskussion darum ist Unsinn“, betonte er. Seine Ablehnung, die Fragen von Fifa-Chefermittler Michael Garcia im Zuge der Katar-Ermittlungen zu beantworten, begründete Beckenbauer mit Sprachproblemen. „Ich war bereit, alle relevanten Fragen zu beantworten, nur die kamen in Juristen-Englisch, die ich bei einer so komplizierten Materie nicht vollständig verstanden habe. Ich bat daraufhin höflich um eine Unterredung in deutscher Sprache und diese wurde abgelehnt. Daraufhin war meine Reaktion: Dann eben nicht.“

"Nullkommanull zu verbergen"

Beckenbauer sprach sich im Falle von Korruptionsbeweisen für eine Bestrafung der Schuldigen aus. Er selbst habe „nullkommanull zu verbergen“. Möglichen Untersuchungen durch die Fifa-Ethikkommission sieht er gelassen entgegen. „Darüber kann ich mich nur wundern. Ich habe bei der Fifa nur noch einen Berater-Status, bin also kein Kommissionsmitglied mehr und somit nicht verpflichtet mit Herrn Garcia zu reden.“

Beckenbauer betonte, dass er es gewesen sei, der als erster öffentlich auf die Klimaproblematik in Katar hingewiesen und eine Verlegung in den Winter gefordert habe. Dies habe er auch bei einer Katar-Reise den Gastgebern gesagt. „Der Emir reagierte nicht sehr erfreut über meine Einwände“, sagte Beckenbauer.