Die Salesianer Don Boscos verlassen Stuttgart. Katholische Kirche bedauert den Rückzug sehr, da die Ordensleute einen wichtigen Beitrag in der Jugendarbeit leisten.

Stuttgart - Der Orden der Salesianer Don Boscos verabschiedet sich aus Stuttgart – nach 20 Jahren segensreicher Arbeit. Von dieser Nachricht wird vielleicht mancher auf den ersten Blick wenig berührt werden. Doch das könnte sich ändern, wenn man diesen Ordensleuten ein Gesicht und einen Namen gibt: Ernst Kusterer, ehemals Radiopfarrer von Big FM. Bis zu seinem Ruhestand 2016 verkörperte Kusterer die Ideale und den Auftrag des Ordensgründers Don Bosco (1815–1888) wie kaum ein anderer in der Stadt: „Nicht mit Schlägen, sondern mit Güte wirst du sie zu Freunden gewinnen.“ Don Bosco war davon beseelt, dass in jedem jungen Menschen ein guter Kern steckt, den es zu entdecken und zu fördern gilt. Nun also verlassen auch die übrig geblieben Salesianer Mitte des nächsten Jahres die Stadt.

 

Großes Bedauern

Für die katholische Jugendarbeit, der sich der Orden verschrieben hatte, sei das ein schwerer Schlag, wie der stellvertretende Stadtdekan Michael Heil zugibt: „Wir bedauern den Weggang der Salesianer außerordentlich. Wir haben gehofft, dass die Ordensmänner wie geplant ihren Konvent neben das Jugendpastorale Zentrum im Stuttgarter Osten verlegen werden.“ Dennoch würden die Planungen für den Umbau der Kirche St. Nikolaus zur Jugend- und Gemeindekirche ungebremst weitergehen.

Der Grund für den Rückzug der drei Ordensmänner Pater Jörg Widmann, Pater Clemens Mörmann und Bruder Matthias Bogoslawski liegt in der allgemeinen Entwicklung: Es interessieren sich immer weniger junge Menschen für das monastische Leben. Daher hat sich auch die Ordensleitung der Salesianer dazu entschlossen, die Kräfte innerhalb Deutschlands zu bündeln. „Wir haben Verständnis für die schwierige Situation des Ordens und bedauern die getroffene Entscheidung. Wir haben fest darauf gehofft, dass die Salesianer auch in den nächsten Jahren die Jugendarbeit in Stuttgart mitgestalten und mitprägen werden“, sagt Heil, der für die Jugendarbeit im Dekanat zuständig ist. Geplant war, dass die Salesianer mit ihrer Kommunität von Obertürkheim in den Osten umziehen. Wie wichtig die Jugendarbeit in dieser Zeit geworden ist, betonte auch Kusterer immer wieder: „Waren es früher Drogen, sind die jungen Menschen heute mit ganz anderen Problemen beschäftigt.“

Kompass für Jugendliche

Er sprach von Mobbing, Gewalt, Existenzangst und Orientierungslosigkeit. Kusterer und seine Brüder reichten den jungen Menschen daher eine Art Kompass zur Ausrichtung im Leben. „Meine Methode ist einfach“, sagte er, „ich brauche nur drei Dinge: Vernunft, Religion und Liebenswürdigkeit.“