Die Quote der Rentner, die Unterstützung der öffentlichen Hand benötigen, wächst seit Jahren. Inzwischen liegt ihr Anteil in Stuttgart bei 4,7 Prozent aller Bewohner ab 65 Jahre.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Seit Jahren steigt auch in Stuttgart der Anteil der älteren Menschen, denen ihre kümmerliche Rente nicht zum Leben reicht. Auch im vergangenen Jahr ist diese Gruppe wieder etwas größer geworden. Von den insgesamt 110 189 Einwohnern, die 65 Jahre oder älter sind, haben Ende 2018 insgesamt 5208 Personen entweder Grundsicherung im Alter oder Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen. Das sind 4,7 Prozent.

 

Dieser Wert liegt in der Landeshauptstadt zwar noch nicht sehr hoch, er ist aber auch hier stetig gestiegen – mit weiterer Tendenz nach oben. „Es geht beständig aufwärts“, sagt Gabriele Reichhardt, die Leiterin der Sozialplanung bei der Stadt. So haben laut den Zahlen des Sozialamts im Jahr 2004 noch 2787 Einwohner aufstockende Sozialleistungen im Alter bekommen, das waren damals 2,7 Prozent aller Personen ab dem 65. Lebensjahr. Seit 15 Jahren ist es in dieser Gruppe somit nahezu zu einer Verdoppelung der Zahl der Bedürftigen gekommen.

Besonders betroffen: Alleinstehende und Geringqualifizierte

Ein Grund für die unerfreuliche Entwicklung ist – jedenfalls was die absoluten Zahlen angeht – statistischer Natur. Durch die demografische Entwicklung wächst der Anteil der Älteren in der Gesellschaft. Der Hauptgrund aber sind unterbrochene Erwerbsbiografien etwa durch längere Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Besonders betroffen sind Alleinstehende, Geringqualifizierte, Alleinerziehende und ältere Migranten.

Diese Faktoren werden sich künftig noch deutlich stärker auswirken. „Bei der heutigen Rentnergeneration sind die Unterbrechungen in den Erwerbsbiografien noch nicht so stark wie in den kommenden Jahrgängen, weshalb mit einem noch stärkeren Anstieg an Altersarmut gerechnet wird“, erklärt Gabriele Reichhardt.

Armutsrisiko steigt deutlich

Laut einer aktuell vorgestellten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) dürfte das Armutsrisiko im Alter in den kommenden Jahren selbst bei einer weiter positiven Konjunkturentwicklung spürbar steigen. Der Anteil der von Armut bedrohten Rentner könnte danach bis 2039 von 16,8 auf 21,6 Prozent anwachsen. Als von Armut bedroht gelten Menschen, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben müssen.

Ein zentrales Element der Stadt Stuttgart zur Unterstützung von bedürftigen Senioren sind die Begegnungsstätten, von denen es 34 in 21 Bezirken gibt. Sie sind eine Anlaufstelle für ältere Menschen, bieten etwa einen günstigen Mittagstisch, Kontakte zum Hilfesystem und Angebote zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Das System der Begegnungsstätten soll nach dem Vorschlag von Sozial- und Jugendamt durch das Konzept der Stadtteilhäuser weiterentwickelt werden. Diese sind als Verbindung von bestehenden Altenbegegnungsstätten und Familienzentren – von denen es 13 gibt – geplant. Dadurch sollen die Ressourcen gebündelt werden. Durch ein generationenübergreifendes Konzept will man für beide Gruppen Vorteile erreichen und die Einrichtungen stärker im Quartier verankern.

Beratung beim Übergang in die Rente

Die Schuldnerberatung wiederum hält es für sinnvoll, künftig frühzeitiger auf die Gruppe der Älteren zuzugehen, um diese durch eine bessere Beratung vor Überschuldung etwa beim Übergang in den Ruhestand zu schützen. Die sogenannte Kommstruktur hält man bei der Schuldnerberatung nicht mehr für ausreichend. Auch dort rechnet man wegen des sinkenden Rentenniveaus mit weiter steigender Altersarmut.