IS-Hochburg im Irak Streitkräfte unmittelbar vor Eroberung Mossuls

Auf einigen Straßen wird schon getanzt und gefeiert, ein paar hundert Meter weiter wird aber noch heftig gekämpft. Der IS steht in Mossul vor der endgültigen Niederlage. Ministerpräsident Al-Abadi reist in die Stadt, um den Sieg zu verkünden.
Mossul - Die irakischen Streitkräfte stehen unmittelbar vor der kompletten Eroberung der einstigen IS-Hochburg Mossul. Ministerpräsident Haidar al-Abadi kam am Sonntag in die Stadt, um den Sieg über die Terrormiliz Islamischer Staat zu verkünden und mit den Soldaten zu feiern, wie der staatliche Fernsehsender Al-Irakia berichtete. Allerdings leisteten die letzten verbliebenen IS-Kämpfer in der Altstadt noch erbitterten Widerstand.
Ein offenbar zufriedner Al-Abadi schritt lächelnd zwischen den Soldaten umher und legte sich kurz eine irakische Flagge um die Schultern. Er gratuliere den tapferen Kämpfern und dem Volk zu dem großen Sieg, zitierte der Al-Irakia den Ministerpräsidenten. Eine offizielle Erklärung, dass Mossul befreit sei, gab er aber noch nicht ab. Soldaten tanzten am Sonntag auf ihren Panzern und feierten schon die Befreiung Mossuls, während nur einige hundert Meter weiter noch Raketen einschlugen und Gewehrfeuer zu hören war.
Über das Wochenende wurde aber immer deutlicher, dass die endgültige Niederlage des IS fast neun Monate nach Beginn der Offensive auf Mossul nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Am Samstag hatte die Bundespolizei erklärt, der ihr zugeteilte Sektor sei vom IS befreit. Am Sonntag tat das auch die 9. Division der irakischen Armee in ihrem Bereich. Spezialeinheiten der Armee gingen allerdings noch gegen die letzten Widerstandsnester in einem kleinen Teil der Altstadt am Ufer des Tigris vor.
Gegend gleicht einem Trümmerfeld
Der Vormarsch des Militärs war vor allem in der dicht besiedelten Altstadt immer wieder aufgehalten worden, weil der IS Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbrauchte, Selbstmordattentate verübte, Gebäude verminte und den Soldaten mit Scharfschützen auflauerte. Die irakischen Streitkräfte und das von den USA angeführte Militärbündnis bombardierten die Stellungen der Extremisten ohne Unterlass, Menschenrechtler beklagten, dass sie dabei viel zu wenig Rücksicht auf die in der Altstadt lebenden Menschen genommen hätten.
Nach den monatelangen Kämpfen gleicht die Gegend am Tigris einem Trümmerfeld. Auch am Sonntag wälzte sich eine lange Kolonne an erschöpften Zivilisten entlang zerbombter Wohnhäuser über die mit Kratern übersäten Straßen. Heba Walid trug das sechs Monate alte Baby ihrer Schwägerin, das bisher nur den Krieg erlebt hat. Die Eltern des Kindes und 15 weitere Familienmitglieder seien ums Leben gekommen, als ein Luftangriff im Juni ihr Haus getroffen habe, sagte sie.
Der IS hatte Mossul im Sommer 2014 gemeinsam mit vielen weiteren Teilen des Iraks eingenommen. Im Oktober 2016 begann die Offensive zur Rückeroberung der Stadt. Der IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi war 2014 in Mossul zum ersten und einzigen Mal öffentlich aufgetreten und hatte in der Al-Nuri-Moschee die Gründung eines IS-Kalifats im Irak und in Syrien verkündet. Seine Kämpfer zerstörten die Moschee und deren berühmtes schiefes Minarett Al-Hadba im Juni, als die irakischen Truppen zunehmend näher rückten.
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