Was macht man, wenn einem plötzlich die Ideen ausgehen? Wo ist sie dann, diese sagenumwobene Muse? Aus dem Leben einer Filmstudentin.

43a.  WOHNZIMMER   INNEN/ TAG

 

Ich sitze am Schreibtisch und komme nicht weiter mit meinem Buch, stecke fest. In meinem Kopf ist gähnende Leere. Bis auf eine Kröte, die gelangweilt rumsitzt. Keine Ahnung, was die da will.   

Eine Kommilitonin von mir hat mal gesagt, dass sie nicht schreiben kann, solange sie die Muse nicht küsst.

Ich würde jetzt nicht so weit gehen, aber gerade kann ich nicht schreiben, und geküsst werde ich auch nicht. 

Ein Drehbuchkollege (ein erfahrener aus Hollywood, DER muss es doch wissen) rät mir im Chat, dass ich jetzt sofort rausgehen soll. Spazierengehen, Handy zu Hause lassen, den Kopf frei kriegen. Das hilft bei ihm immer.

43b. PARK   AUSSEN/ TAG

Es ist fürchterlich kalt und dann fängt es natürlich auch noch an zu regnen. Ich versuche diese Tatsache zu ignorieren und laufe tapfer weiter. Aber wohin eigentlich? Und mit welchem Ziel? Wird mich am Ende des Wegs eine winkende Muse in Empfang nehmen? Und was wenn nicht? 

Nach einer halben Stunde bin ich klatschnass und habe genug vom "Kopf frei kriegen". Hat aber tatsächlich super geklappt, die Kröte ist weg und jetzt gibt es wirklich nur noch Leere da oben. 

43c. TREPPENHAUS  INNEN/ TAG

Ich stehe vor der Haustür und finde meinen Schlüssel nicht. Er ist nicht da. Und ich kann mich auch nicht daran erinnern ihn eingesteckt zu haben. Ich klingle und klopfe, aber Mr. Big ist ausgeflogen. Und mein Handy habe ich - wie angewiesen - zu Hause gelassen. Völlig durchnässt und ratlos setze ich ich mich vor die Tür und warte. 

Eine Viertelstunde später. Mist. Ich muss Pipi.

43d. CAFÉ  INNEN/ TAG

Nass und frierend gehe ich in das erstbeste Café, das ich finde. Ich frage freundlich, ob ich die Toilette benutzen dürfte. Die etwas ältere Bedienung sieht mich abschätzig von oben bis unten an und sagt, dass ich mir dafür schon etwas bestellen muss. Ich weiß nicht mal, ob ich - da ich anscheinend ja alles vergessen habe - überhaupt Geld dabei habe. Aber das ist mir jetzt egal. Ich bestelle einen Tee und renne auf die Toilette. 

Ich finde noch ein paar Euro in meiner Tasche und setze mich. Ich nippe am Tee, wärme mich an der Heizung - und plötzlich ist der Knoten geplatzt. Ich weiß, wie es weiter gehen muss. Ich hole Stift und Papier aus meiner Tasche und schreibe los. 

Ich weiß nicht, was es ist: das Laufen, der Regenbogen, der draußen hervorgekommen ist, die fremde Umgebung? Mir ist es egal. Ich schreibe. 

43e. WOHNZIMMER INNEN/ ABEND

Ich sitze am Rechner und lese meine Notizen durch. 

Ich schüttel den Kopf. Alles völliger Blödsinn. 

Aber immerhin ist meine Kröte wieder da.

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