Mit Charme, Witz, Hingabe – und Wut: Beim Ukraine-Benefiz-Abend „For the People“ im Theaterhaus in Stuttgart sind ukrainische, deutsche und russische Künstler aufgetreten. Darunter Füenf, Roland Baisch und Oleg Denisov.

Es wird Wladimir Putin herzlich wenig kümmern, dass im Stuttgarter Theaterhaus diverse Künstlerinnen und Künstler ein fast dreistündiges Ukraine-Benefiz-Programm auf die Beine gestellt haben.

 

Aber es geht am Montagabend auch nicht um den russischen Präsidenten, sondern um den Versuch, die eigene Hilflosigkeit angesichts dieses brutalen Krieges zumindest im Kleinen zu überwinden. „Es ist entsetzlich, dass wir diesen Abend machen müssen“, eröffnet Werner Schretzmeier, Leiter des Theaterhauses, die mit „For the People“ betitelte Kleinkunstschau. Zugleich freut er sich, dass so viele gekommen sind und nennt die stolze Summe von 10 000 Euro, die er netto an den Arbeitskreis Asyl Stuttgart des Pfarrers Joachim Schlecht überweisen kann.

Stolze Summe für AK Asyl

Conferencier des Abends ist Roland Baisch, der mit seinem Count Baischy Swingtett ein paar entspannte Jazznummern hinlegt. Zur Eröffnung treten die ukrainischen Schwestern Lena Molfa und Natalia Bitko auf, die seit Jahren in Berlin leben und nun auch Angehörige von Odessa nach Deutschland geholt haben. „Sie kamen mit einem Koffer und dem Kater“, erzählt Molfa, und spielt auf ihrer Violine zwei schlichte, schöne Stücke, Natalia Bitko singt dazu.

Anschließend feuert Roland Baisch ein Witzgewitter ab, erzählt von seinem ukrainischen Großvater Paul, einem Herrenschneider, der seinen Enkel früh in Anzüge steckte, anstatt ihm „eine Texas-Hose“ zu nähen. Im Smoking verblüffen auch die Comedy-Zauberer Topas und Helge Thun mit virtuos-simplen Ring- und Tuch-Tricks. Der Komiker Heinrich del Core sabbelt nicht nur über den berühmt-berüchtigten Wanderhoden, sondern auch über die Vielfalt schwäbischer Schimpfworte – vom Daggl über den Halb-Daggl bis zum Gras-Daggl reicht die Palette.

„Fuck the War!“

Nach den virtuosen A-Capella-Medleys der Band Füenf zu kulinarischen Themen („Tausendmal püriert, tausendmal ist nix passiert…“) tritt noch der russische Comedian Oleg Denisov auf, der kurz nach Beginn des Krieges von Russland nach Berlin geflohen ist. „Fuck the War!“, ruft er in die Reihen. Sein zehnminütiges, englisches Programm ist bitter-lustig und durchdrungen vom Entsetzen über Putins Angriffskrieg. Witz und Humor sind an diesem Abend probate Waffen gegen die Düsternis, gegen den Horror aus Butscha und Mariupol.

Doch so schön es ist, wenn ein Künstlerheer „Hey Jude“ von den Beatles schmettert: Es beeindruckt Präsident Putin wenig. Zurück bleibt dieses dunkle Gefühl der Hilflosigkeit.