Claus Hoffmann aus Schöckingen bewältigt lange Strecken, beim Laufen wie beim Helfen. Früher lief er noch Marathon. Ebenso ausdauernd packt er an, wo es nötig ist bei der Benefizveranstaltung.

Ditzingen - Er hat 14 von 19 Lebensläufen seit 1999 mitgemacht, ist dabei insgesamt 524,5 Kilometer gelaufen. Er hat einmal sogar 66,5 Kilometer am Stück in der Glemsaue bewältigt. Claus Hoffmann aus Schöckingen ist eines der Urgesteine des Ditzinger Lebenslaufes, der am kommenden Sonntag zum 20. Mal stattfindet. Für den 55-Jährigen ist dieser Tag in mehrfacher Hinsicht interessant: In Sachen Sport, in Sachen Engagement für andere, und in Sachen Information über die Krankheit Mukoviszidose. Denn immer noch wissen viele Menschen nicht, welche komplizierte und folgenschwere Erbkrankheit sich dahinter verbirgt. Hoffmann will mit seinem Laufen und seinem übrigen Engagement dazu beitragen, Muko-Kranken zu helfen.

 

„Claus“ steht mit schwarzen Buchstaben auf seinem gelben T-Shirt – aber nicht nur in der hierzulande gebräuchlichen Schrift, sondern auch in Buchstaben der griechischen und der russischen Schrift. Eine deutsche Flagge prangt ebenfalls darauf. Claus Hoffmann trägt dieses Hemd nicht nur, wenn er einmal im Jahr in der Glemsaue seine Runden dreht, sondern auch, wenn er in anderen Ländern an Laufveranstaltungen teilnimmt. Das sind inzwischen nicht mehr ganz so viele wie früher. Aber eine Wand zuhause ist mit Urkunden längst reichlich gefüllt. In Athen hat er schon an einem Marathonlauf teilgenommen, in Riga, in New York, in London, in Dublin und Oslo. Es sind nur ausgewählte Städte aus einer langen Liste.

Alleine auf die lange Strecke

Die lange Distanz hat es Claus Hoffmann angetan, am Abend nach der Arbeit oder früh am Sonntagmorgen. „Ich war immer ein Einzelläufer, ich bin kein Gruppenmensch“, sagt er. Zumindest sportlich. Im Beruf muss der Zweimetermann in der Gruppe arbeiten – da verkauft er Lastwagen für einen bedeutenden Hersteller in der Region. Seinen Arbeitgeber wollte er aber nie als Sponsor zum Benefizprojekt Lebenslauf drängen. „Die Firma macht so viel. Der Lebenslauf ist mein Ding, das meiner Familie und unserer Freunde.“

Seit Jahren sind seine Frau und seine Töchter, 23 und 25 Jahre alt, mit dabei. Am Sonntag tummeln sich in der Glemsaue über den Tag verteilt rund 8000 Menschen, um die man sich kümmern muss. Vieles ist dafür aufzubauen: Bänke und Tische, Zelte und Pavillons, Kassen und Stände, Banner und Bühne. Zudem backt seine Frau Kuchen, und am Sonntag sind wieder alle Hoffmanns auf dem Platz zu finden. Für Anmeldung, Rundenringe, Verpflegung. Claus Hoffmann läuft nun keine 40 oder 60 Kilometer mehr, „seit einer Meniskusoperation 2012 muss ich kürzer treten“. Jetzt müssen 10 oder 15 genügen.

Begonnen hat alles 1999

Begonnen habe für ihn alles 1999 mit dem Blick auf ein Plakat, das über Mukoviszidose aufklären sollte. Da habe ein Kind den Betrachter angeblickt mit dem Worten „Was ich mal werden will? 32 Jahre alt“.

Damals hatten Muko-Kranke eine statistisch kürzere Lebenserwartung als heute. Hoffmanns Antrieb zur Unterstützung des Lebenslaufs resultiert nicht, wie bei vielen anderen Helfern, aus der Beziehung zu einem Erkrankten. Die Motivation, sich zu engagieren, ist gleichwohl hoch. Er habe viel über die Krankheit erfahren, sagt Hoffmann, und gelernt: Bei der Behandlung habe sich viel getan, die Medizin machte enorme Fortschritte – auch Dank der Spenden, die bei 19 Lebensläufen zusammenkamen, und die in Forschung und Therapie investiert wurden. Heute erreichen Muko-Patienten deutlich mehr Lebensjahre.

„Vielleicht hat unser Geld dazu beigetragen, dass Kranke älter werden“, sagt Hoffmann. Er ist der eigene Sponsor für seine Laufrunden und die der übrigen Familie – mit einer Ausnahme: „Meine Mutter gibt von ihrer kleinen Rente etwas dazu.“ Ein Spender wisse bei großen Organisationen oft nicht, wo sein Geld lande. Das sei beim Lebenslauf anders. „Ich weiß, dass mein Geld Leuten hilft, aus ihrer Misere rauszukommen.“ Das sei der eine Aspekt des Familienvolksfestes Lebenslauf. Der andere sei, über Mukoviszidose aufzuklären. Auch das sei immer noch nötig. „Ich bin halt ein Marketing-Mann“, sagt Claus Hoffmann. „Es geht darum, eine gute Sache zu unterstützen.“ Dann läuft er weiter.

Eine Veranstaltung, die Kranke und Gesunde verbindet

Die Krankheit
Mukoviszidose, auch Zystische Fibrose (CF) genannt, ist eine bisher noch unheilbare Stoffwechselerkrankung, die vererbbar ist. Dabei werden lebenswichtige Organe, wie Lunge und Darm, durch zähen Schleim verstopft. Patienten müssen durch tägliche Therapie das Sekret entfernen. Ihre Lebenserwartung ist im Vergleich mit gesunden Menschen verkürzt – steigt aber von Jahr zu Jahr.

Der Lebenslauf
Der Ditzinger Lebenslauf findet statt in der Glemsaue am Sonntag, 22. April 2018, von 8 bis 16 Uhr. Veranstalter ist der Verein Mukoviszidose – Landesverband Baden-Württemberg. Die Teilnehmer können ohne Zeitwertung so weit und so lange laufen, wie sie wollen. Sie suchen sich einen oder mehrere Sponsoren, die eine Spende für den Muko-Verein geben – viele Lebensläufer erhalten auf diese Weise um die fünf Euro pro Kilometer. Gruppen sind willkommen.

Die Teilnahme
Einzelläufer können nach Belieben kommen, für Gruppen war bereits Anmeldeschluss. Die Strecke von zwei und 3,5 Kilometern ist zwischen 10 und 12 Uhr stark belegt. Mehr Informationen unter www.ditzinger-lebenslauf.de und www.mukobw.de.