Die deutsche Ausrüstungsindustrie für den Bergbau hofft auf einen weltweit steigenden Rohstoffbedarf. Eine große Rolle spielt dabei das Material für Batterien in Zeiten der E-Mobilität.

Stuttgart - Mit Investitionen in die Modernisierung der Produktion, die Stilllegung unrentabler Zechen und Zusammenschlüssen hat der Bergbau auf die Krise reagiert, die Ende der 1950er Jahre nicht mehr übersehbar war. Ein Rationalisierungsverband der Branche half, für den Wandel auch öffentliche Mittel in Milliardenhöhe zu mobilisieren. Genutzt hat es am Ende nichts; jetzt schließen die letzten deutschen Steinkohlebergwerke. Eine andere Branche hat jedoch von den Anstrengungen enorm profitiert: die Ausrüstungsindustrie, vor allem die Hersteller von Bergbaumaschinen.

 

Anfang der Achtzigerjahre sind die Bohrhämmer verschwunden

Die Welt unter Tage hat sich auch in den Jahren der Krise dramatisch gewandelt. Noch in den Fünfzigern dominierten Abbauhämmer und Schaufeln die Kohlegewinnung. Anfang der 1980er Jahre waren diese Arbeitsgeräte im Ruhrbergbau dann verschwunden, schreibt der Historiker Franz-Josef Brüggemeier in seinem Buch „Grubengold – Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute“. Stattdessen lösten Hobel und Schrämmaschinen, die entlang der Flöze gezogen wurden, die Kohle von den Wänden ab. Das Ergebnis: Vor etwa zehn Jahren hatte der Schildausbau, bei dem die Absicherung der Flöze nach oben durch nebeneinander liegende Stahlplatten erfolgt, alle anderen Verfahren verdrängt. Der Fortschritt schlug sich in einer massiven Steigerung der Produktivität nieder. 1957 förderte ein Bergarbeiter pro Schicht noch im Durchschnitt 1,6 Tonnen Kohle. 1980 waren es schon 3,9 Tonnen und 2000 dann sogar 6,6 Tonnen.

Der Innovationsdruck hat die häufig mittelständisch geprägten deutschen Bergbaumaschinenhersteller technologisch in die Weltspitze gebracht. Das haben auch internationale Konzerne gemerkt. So gehören zum Fachverband Mining des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auch Konzerne wie Komatsu (Japan) und Atlas Copco (Schweden), die in der Vergangenheit einheimische Hersteller übernommen haben; auch Liebherr mit Sitz in der Schweiz gehört mit seinen Großbaggern und Muldenkippern dank schwäbischer Wurzeln dazu. Einer der großen heimischen Mittelständler ist auch Putzmeister (Aichtal), dessen Pumpen für die Abraumbeseitigung eingesetzt werden. Weitere namhafte deutsche Hersteller sind SMT Scharf, Anbieter von Schienentransportsystemen; Eickhoff, Produzent von Walzenladern; Takraf , Anbieter von Förderanlagen; CFT, Spezialist für Entstaubung und Belüftung sowie Bochumer Eisenhütte, Lieferant von Stützen, Schilden und Stempeln.

Die Branche hat schwierige Jahre hinter sich

Die Branche macht in diesem Jahr voraussichtlich 3,1 Milliarden Euro Umsatz (plus zwölf Prozent). Dabei arbeiten die 11 600 Beschäftigten zu 96 Prozent für den Export; das Inland spielt kaum noch eine Rolle. Aufgrund einer globalen Rohstoffflaute haben die Betriebe schwierige Jahre hinter sich. 2012 war der Umsatz noch doppelt so hoch wie 2018. Aber Michael Schulte Strathaus, Chef des Fachverbands Mining, ist optimistisch: „Die Nachfrage nach Rohstoffen und damit auch nach unseren Maschinen und Anlagen wird weiter steigen“, sagt er. So erwartet die Organisation OECD, dass sich der Rohstoffbedarf bis 2060 weltweit verdoppelt. Eine große Rolle spielen dabei auch Rohstoffe wie Lithium und Kobalt, die für Batterien gebraucht werden, sowie Kupfer und Seltene Erden.